Dass der Mensch Mitglied der Ordnung "Primaten" ist, war spaetestens seit dem spaeten 19. Jhdt. klar und stand auch so in meinen Schulbuechern. Als eine Ordnung innerhalb der Saeugetiere war schon immer die Frage, wie eigentlich die Verwandtschaftsverhaeltnisse innerhalb der Saeugetiere genau aussahen. Die Ordnungen innerhalb der Saeugetiere selbst sind seit dem fruehen 20. Jhdt. mehr oder weniger stabil und und in ihren Grundzuegen unveraendert. Dass Spitzhoernchen und Riesengleiter nahe Verwandte der Primaten sind, wurde schon frueh erkannt. Ein wenig in die Irre fuehrte die Systematik hier die frueher weitverbreitete Idee, Tiere in "primitive" und "hochentwickelte" Gruppen einteilen zu koennen. Da die Ernaehrung von Insekten, wie man sie bei Spitzhoernchen und einigen Lemuren verbreitet findet, als "primitiv" eingestuft wurde, wurden auch die Ordnungen der Insektenfresser (Insectivora) und der Fledermaeuse in die naechste Verwandtschaft der Primaten gestellt.
Auch in diesem Gebiet hat uns die phylogenetische Systematik mit Hilfe von DNA-Analyse mehr Klarheit geschaffen. Dabei ist vorweg zu sagen, dass fast alle Ordnungen der Saeugetiere diese Entwicklung unbeschadet ueberstanden haben, ausser den Insectivora, die aber schon immer eher als Ramschkiste fuer alles, was sonst nirgendwo hinpasste, missbraucht wurde. Aber auch dort scheint der Kern (Spitzmaeuse, Igel und ein paar Familien, die hier wahrscheinlich niemand kennt) stabil zu bleiben. Allerdings sind Insektenfresser und Fledermaeuse allgemein aus der direkten Verwandtschaft der Primaten verbannt worden.
Eigentlich wenig erstaunlich, aber trotzdem ueberraschend, kam die Erkenntnis, dass wir regionale Entwicklungsgruppen vor uns haben. Ganz neu war die Gruppe Afrotheria. Im Prinzip war schon lange bekannt, dass die naechsten Verwandten der Elefanten die im Vergleich winzigen Schliefer und die Seekühe waren. Dass die Erdferkel (oft zu den Zahnarmen - Guerteltiere, Ameisenbaeren - gezaehlt), die Rüsselspringer und die Tenreks (beide vorher bei den Insektenfressern zu finden) auch in die Gruppe gehoerten, war eine richtige Ueberraschung. Alle zusammen sind sie wohl verwandtschaftlich weit entfernt vom Rest der Plazentatiere.
Eine andere Gruppe der Saeugetiere wurde auch nach ihrem Entstehungskontinent benannt, die Laurasiatheria, nach dem alten Kontinent Laurasia. Hier fallen die meisten grossen Saeugetierordnungen hinein, wie Insektenfresser, Fledertiere, Unpaarhufer, Paarhufer, Wale, Schuppentiere und Raubtiere. Die meisten unserer Haustiere finden sich also hier.
Die dritte Grossgruppe ist unsere, die sogenannte Euarchontoglires. Hinter dem sperrigen Namen verbirgt sich die Gruppe der Primaten, Grossgleiter und Spitzhoernchen, einerseits, mit der Schwestergruppe aus Nagetieren und Hasenartigen, andererseits, was die zweite grosse Ueberraschung war. Wenn also jemand fragt, was naeher mit Dir verwandt ist, eine Ratte oder ein Schwein, ist die Ratte wohl die richtige Antwort.
Alles in allem hat hier die DNA-Analyse ein paar Einblicke in die Verwandtschaftsverhaeltnisse ermoeglicht, die uns bis jetzt verborgen geblieben waren.
Wegen einer neulichen Diskussion hier auf dem Forum waere aber noch ein naeherer Blick auf die Familie der Menschenaffen (Hominiden) angebracht. Nach heutiger Zaehlung gehoeren dort 8 Arten hinein, drei Orang-Utan-Arten, zwei Gorilla-Arten, Schimpansen, Bonobos und letztlich wir selbst, die Menschen. In der traditionellen Systematik wurde die Gruppe "Menschenaffen" (damals "Pongiden") dem Menschen gegenuebergestellt, hauptsaechlich wegen der menschlichen Veraenderungen an den (Hinter)-Beinen und dem Schaedel. Ein Blick auf die Verwandtschaftsverhaeltnisse (hier das Kladogramm der Hominiden) zeigt, warum das nicht geht. Eine valide systematische Gruppe muss einen Vorfahren und alle seine noch lebenden Nachfahren enthalten. Will man also ein Taxon "Menschenaffen" aufstellen, sieht man am Kladogramm, dass das nicht geht.
Zur Erklaerung: Ziel waere, ein Taxon aus Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans zu bilden. Schaut man vom Blickpunkt des Schimpansen auf das Kladogramm, so zeigt sich, dass der Mensch naeher mit ihm verwandt ist als der Gorilla oder der Orang-Utan, also kann man den Menschen nicht weglassen. Schaut man vom Gorilla her, so ist das Problem aehnlich: er ist naeher mit dem Menschen (und den Schimpansen) verwandt als mit den Orang-Utans. Aber auch wenn wir die Orang-Utans rauslassen, kann man aus Schimpansen und Gorillas keine Gruppe machen, die den Menschen nicht enthaelt, ohne dass wir die Bedingung der Monophylie verletzen. Deshalb gehoert der Mensch (und mit ihm alle ausgestorbenen Hominiden) als Spezies heutzutage in die Gruppe der Menschenaffen.
Auch in diesem Gebiet hat uns die phylogenetische Systematik mit Hilfe von DNA-Analyse mehr Klarheit geschaffen. Dabei ist vorweg zu sagen, dass fast alle Ordnungen der Saeugetiere diese Entwicklung unbeschadet ueberstanden haben, ausser den Insectivora, die aber schon immer eher als Ramschkiste fuer alles, was sonst nirgendwo hinpasste, missbraucht wurde. Aber auch dort scheint der Kern (Spitzmaeuse, Igel und ein paar Familien, die hier wahrscheinlich niemand kennt) stabil zu bleiben. Allerdings sind Insektenfresser und Fledermaeuse allgemein aus der direkten Verwandtschaft der Primaten verbannt worden.
Eigentlich wenig erstaunlich, aber trotzdem ueberraschend, kam die Erkenntnis, dass wir regionale Entwicklungsgruppen vor uns haben. Ganz neu war die Gruppe Afrotheria. Im Prinzip war schon lange bekannt, dass die naechsten Verwandten der Elefanten die im Vergleich winzigen Schliefer und die Seekühe waren. Dass die Erdferkel (oft zu den Zahnarmen - Guerteltiere, Ameisenbaeren - gezaehlt), die Rüsselspringer und die Tenreks (beide vorher bei den Insektenfressern zu finden) auch in die Gruppe gehoerten, war eine richtige Ueberraschung. Alle zusammen sind sie wohl verwandtschaftlich weit entfernt vom Rest der Plazentatiere.
Eine andere Gruppe der Saeugetiere wurde auch nach ihrem Entstehungskontinent benannt, die Laurasiatheria, nach dem alten Kontinent Laurasia. Hier fallen die meisten grossen Saeugetierordnungen hinein, wie Insektenfresser, Fledertiere, Unpaarhufer, Paarhufer, Wale, Schuppentiere und Raubtiere. Die meisten unserer Haustiere finden sich also hier.
Die dritte Grossgruppe ist unsere, die sogenannte Euarchontoglires. Hinter dem sperrigen Namen verbirgt sich die Gruppe der Primaten, Grossgleiter und Spitzhoernchen, einerseits, mit der Schwestergruppe aus Nagetieren und Hasenartigen, andererseits, was die zweite grosse Ueberraschung war. Wenn also jemand fragt, was naeher mit Dir verwandt ist, eine Ratte oder ein Schwein, ist die Ratte wohl die richtige Antwort.
Alles in allem hat hier die DNA-Analyse ein paar Einblicke in die Verwandtschaftsverhaeltnisse ermoeglicht, die uns bis jetzt verborgen geblieben waren.
Wegen einer neulichen Diskussion hier auf dem Forum waere aber noch ein naeherer Blick auf die Familie der Menschenaffen (Hominiden) angebracht. Nach heutiger Zaehlung gehoeren dort 8 Arten hinein, drei Orang-Utan-Arten, zwei Gorilla-Arten, Schimpansen, Bonobos und letztlich wir selbst, die Menschen. In der traditionellen Systematik wurde die Gruppe "Menschenaffen" (damals "Pongiden") dem Menschen gegenuebergestellt, hauptsaechlich wegen der menschlichen Veraenderungen an den (Hinter)-Beinen und dem Schaedel. Ein Blick auf die Verwandtschaftsverhaeltnisse (hier das Kladogramm der Hominiden) zeigt, warum das nicht geht. Eine valide systematische Gruppe muss einen Vorfahren und alle seine noch lebenden Nachfahren enthalten. Will man also ein Taxon "Menschenaffen" aufstellen, sieht man am Kladogramm, dass das nicht geht.
Zur Erklaerung: Ziel waere, ein Taxon aus Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans zu bilden. Schaut man vom Blickpunkt des Schimpansen auf das Kladogramm, so zeigt sich, dass der Mensch naeher mit ihm verwandt ist als der Gorilla oder der Orang-Utan, also kann man den Menschen nicht weglassen. Schaut man vom Gorilla her, so ist das Problem aehnlich: er ist naeher mit dem Menschen (und den Schimpansen) verwandt als mit den Orang-Utans. Aber auch wenn wir die Orang-Utans rauslassen, kann man aus Schimpansen und Gorillas keine Gruppe machen, die den Menschen nicht enthaelt, ohne dass wir die Bedingung der Monophylie verletzen. Deshalb gehoert der Mensch (und mit ihm alle ausgestorbenen Hominiden) als Spezies heutzutage in die Gruppe der Menschenaffen.

