(07-04-2020, 22:01)Sinai schrieb: So ein(e) Schiggurat oder Zikkurat wie in Dur Untasch erreichte wohl kaum die 100 Meter.
Man vermutet heute etwa 50 Meter. Aber das sind eben nur Vermutungen.
Keinesfalls aber wurde die Wolkenhöhe erreicht.
Trotzdem ging es theologisch darum, den Himmel zu erreichen. Die erhaltenen Inschriften sagen das jedenfalls. Nach einer verbreiteten vorderasiatischen (und auch griechischen) Vorstellung lebten die Goetter auf den Gipfeln der Berge (daher auch Jahwe und die Berge Sinai, Horeb, Garizim oder Zion). Die Bewohner des Flachlands in Mesopotamien hatten das Problem, dass es keine Berge gab, weshalb sie versuchten, dem Himmel nahezukommen, indem sie "kuenstliche Berge" errichteten. Ueber einer flachen Stadt throhnte solch ein Bauwerk allemal. Bei Etemenanki stand eine leere Couch (fuer den Gott) im Hoehentempel.
Was Etemenanki angeht, gibt eine erhaltene Inschrift aus Uruk eine Hoehe von 91 m an, ebenso fuer die Seitenlaenge. Die Zahl fuer die Seitenlaenge stimmt, die Hoehe laesst sich natuerlich nicht mehr nachpruefen, ist aber mit derselben Zahl und Einheit angegeben.
Die Zahlen sind hier aber nicht von Belang. Was wichtig ist, ist die Behauptung der Babylonier, die dahintersteckt. Schon der Name des Tempels ist Programm: Haus der Fundamente von Himmel und Erde. Die gefundene Etemenanki-Stele Nebukadnezars II., die bei derAusgrabung des Tempelgelaendes durch Koldewey 1917 zu Tage kam, ueberliefert dies:
" Auf der Stele rühmt sich der babylonische Herrscher, den Tempelturm Etemenanki errichtet zu haben. Der Turm habe demnach bis zum Himmel gereicht..."
D.h., die Exilanten in Babylon konnten die Behauptung des Herrschers der Stadt und des Zerstoerers von Jerusalem dort lesen, dass Nebukadnezar II. mit diesem Turm den Himmel erreicht hatte. Diese Behauptung des Zerstoerers des Jerusalemer Tempels ist es, gegen die die Bibelgeschichte anschreibt.