19-04-2020, 12:24
(16-04-2020, 21:52)Ekkard schrieb: Thema! Die Frage, ob je ein Mensch oder speziell nur Jesus "in den Himmel gekommen" ist...….
Der Thread zeigt m. E., dass sich die Threadfrage gar nicht klären lässt. Ich wage aber, dem Apostel an dieser Stelle entschieden zu widersprechen. Denn es ist wichtiger, Begriffe sie Solidarität, Achtsamkeit, Gleichberechtigung, Gerechtigkeit und viele andere mit Leben zu erfüllen. Dabei ist mir persönlich nicht klar, wozu man dazu einen Mythos um Auferstehung und Himmelfahrt braucht.
Dem ist zuzustimmen. Die Radikal-Ethik Jesu findet sich schon in den oben genannten Begriffen ausreichend repräsentiert. Sie reicht vollkommen für einen Lebenskompass. Einer monströsen Himmelfahrt und Wiederauferstehung bedarf es gar nicht.
Aber.....! Damals hatten die Ur-Christen schwer an Jesu Scheitern und schändlichem Kreuzestod (so und nicht anders empfanden sie das Geschehen) zu knacken. Wie will man an einer so gescheiterten Existenz, der man das unmittelbar bevorstehende Gottesreich doch "abgenommen" hatte, eine bleibende Erinnerung abgewinnen?
Also musste nach der Schmach, bei der sie auch alle wie die Angsthasen unter dem Kreuz "abgehauen" sind, etwas Bombastisches her. Und die Antike lieferte ja genug Auferstehungsgeschichten, an denen man sich orientieren konnte. Die Vergottung Jesu, die in seinen eigenen Worten nirgendwo (ungefälscht) stattfand, kam in Gang. Frühe Kirchenväter sorgten dafür. Die Arianer in ihrer streng monotheistischen Orientierung hielten noch 300 Jahre dagegen. Dann erst gewannen die Phantasten die Oberhand. Und ein römischer Kaiser sprach aus Staatsraison in Nicaea ein Machtwort zugunsten "unseres" heutigen dreieinigen Gottes im christlichen Glaubenbsbekenntnis. Dass da heute im aufgeklärten 21. Jahrhundert viele getauften Christen die Reißleine ziehen und nicht mehr mitbeten, ist nicht weiter verwunderlich.
Im Fall Paulus muß man außerdem berücksichtigen, dass Paulus für den Auferstehungsglauben vordisponiert war. In seiner Heimatstadt Tarsos trieb der Mithras-Kult mit dem auferstandenen Stadtgott fröhliche Urständ. Auch das war für Paulus eine Steilvorlage. Aus dem Glaubensmilieu des Mithras-Kultes stammte er ja. Er kannte aus seinem hellenistischen Umfeld genug solcher Jungfrauen-Gottheiten, Allmachtsphantasien, Himmel und Unterwelt usw. Alles vor Jesus schon mal dagewesen.
Verweisen wir das "In-den-Himmel-Kommen" getrost in den Bereich der Glaubensmärchen, dann treffen wir den Nagel auf den Kopf. Ich glaube nicht daran, dass je einer (Jesus eingeschlossen) dort angekommen ist. Warum auch? Soll das ein essentielles Kriterium für Gottesglauben sein?