31-05-2020, 16:20
Felix schrieb:@Davut: ...... Du hast aber die Frage nicht beantwortet, wer denn im zitierten Gedicht deiner Meinung nach die "himmlischen Mächte" sein sollen, wenn nicht trostspendende Engel.
Wer an Engel glaubt und sich sogar auf Eigenerlebnisse beruft, muss sie nicht unbedingt visuell als himmlisches Geflügel wahrgenommen haben.
Goethes größtes Werk der literarischen Weltgeschichte erlaubt ausnahmsweise mal einen Rückfall in ungeliebte Wortklauberei:
Genau wie Goethe selbst nie ein Engels-Glaubensbekenntnis ablegte sondern als Nicht-Christ galt, kann man das von anderen genannten Geistesgrößen auch behaupten. Neben den bereits aufgeführten üblichen Verdächtigen nenne ich noch Karl Marx, den niemand deshalb einen ausgewiesenen Christen oder gar Drogendealer nennen würde, nur weil er Religion als Opium des Volkes bezeichnete.
Seit # 61 lasse ich niemanden im Unklaren, was ich von Engeln halte. Dennoch beantworte ich Deine Frage nach den´ "himmlischen Mächten" so, als würde ich daran glauben. Trostspender, wie du es vermutest, waren sie bestimmt nicht. Wenn ein Trostspender auftritt, gelingt ihm das mit seiner "Spende" auch: Der Tränenfluss versiegt.
In Goethes Wilhelm Meister dagegen lässt Goethe es mit dem Brotverzehr im Tränenfluss nicht bewenden. Nein, er läßt sein Opfer im zweiten Absatz nächtelang im Bett weinend zurück. Keine Spur von Engeltrost. Die himmlischen Mächte sind keine Engel. Es ist Übersinnliches, das in der Lage ist, das Schicksalsopfer Mensch auch selbst in einen Täter zu verwandeln, anderen weh zu tun und damit Schuld auf sich zu laden, die es auch auf der Erde zu tilgen gilt.
Allen kirchlichen Gnadenversprechen zum Trotz. Ich habe für den Geheimrat extra meine Signatur angepasst.
MfG
