(03-06-2020, 07:11)Ulan schrieb: Haette Assyrien 185.000 Leute an Truppen verloren, haette es nicht mehr existiert
Man vergißt gerne, daß antike Militärstaaten gerne Fremdtruppen verwendeten.
Um nicht die eigene Staatsnation zu schädigen, verheizte man in verlustreichen Kriegen massenhaft "Militärsklaven"
Ja, das existierte wirklich - gerade auch Rom setzte massenhaft "Auxiliartruppen" ein
und man denke an die Janitscharen der türkischen Armee (gekidnappte Christenkinder wurden massenhaft in die türkische Armee gepreßt so daß riesige Truppenverbände aus Fremden entstanden) und die Grande Nation errichtete 1831 ihre Fremdenlegion für ihre Kolonialkriege: Araber wurden gegen Vietnamesen eingesetzt, Ostasiaten gegen Algerier usw. Auch die Briten waren Meister auf diesem Gebiet
In der österreichischen Armee der Kaiserzeit waren außerhalb des deutschsprachigen Kernlandes nur die Offiziere Deutsche, die große Mehrheit der Soldaten sprach Polnisch, Tschechisch, Slowakisch, Ungarisch, Kroatisch, Bosnisch, Slowenisch, Rhutenisch . . . 90 % der K.u.k. Soldaten sprach nicht Deutsch! Nur das Offizierscorps war deutsch - und die vielen Unteroffiziere mußten bloß der deutschen Kommandosprache mächtig sein. Das heißt, sie mußten die militärischen Begriffe und die standardisierten Kommandos kennen.
Dies ist deshalb von Interesse, da dies alles nicht lange her und daher bekannt ist - und erlaubt Rückschlüsse auf Heere antiker Großreiche
Um zur Antike zurückzukehren: Alexander der Große war ein Virtuose auf dem Gebiet der Errichtung von Fremdtruppen
. . . und die aggressive Großmacht Assyrien setzte wohl sicher Militärsklaven im großen Stil ein.
Man darf vermuten, daß bei einem Feldzug der Assyrer nur die Offiziere Assyrer waren
Die berittenen Kommandanten und die Streitwagenfahrer waren sicher Assyrer,
das Fußvolk der assyrischen "Lanzenträger" und der gesamte Troß (Offiziersdiener, Köche und Küchengehilfen, Huren, Flickschuster zur massenhaften Instandsetzung der auf dem Marsch zerschlissenen Sandalen, Müller zum täglichen zerstoßen der mitgeführten Getreidekörner, Kutscher, Bäcker zur täglichen Herstellung der Fladenbrote, Roßknechte und Stallburschen) war jedoch ein buntscheckiger Haufen von Sklaven aus allen eroberten Gebieten.
Wenn ein assyrisches Heer von 185.000 Mann zugrunde ging, starben vielleicht 4000 Assyrer (ein Fünfzigstel der Kopfzahl) - die Masse waren keine Assyrer
Das war ja das Rezept dieser Großreiche
(03-06-2020, 07:11)Ulan schrieb: die offiziellen assyrischen Chroniken schweigen
Auch über den Auszug der Israeliten schweigen die offiziellen ägyptischen Chroniken
Es ist bekannt, daß frühe Militärstaaten über Siege schrieben, daß aber verheerende Niederlagen verschwiegen wurden
Das Fehlen von verheerdenden Niederlagen in Chroniken von mächtigen antiken Königreichen besagt also nichts !
Erst mit dem Aufkommen der ersten Demokratien (Griechenland) und ersten Republiken (Rom ab 509 v. Chr.) war es nicht mehr möglich, Niederlagen aus dem kollektiven Gedächtnis zu löschen.
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Eine erfrischende Ausnahme in der Flut der antiken Propagandaflut von schöngefärbten Siegesberichten stellt die Bibel dar
Mit höchster Objektivität wird auch von verheerenden Niederlagen der Israeliten berichtet !
Zur Thematik der Fremdtruppen des Assyrischen Heeres fand ich noch folgendes Statement:
"Außerhalb ihres Kernlands am mittleren Tigris bildeten die Assyrer in ihrem Reich zu vielen Zeiten die Oberschicht aus Verwaltungsbeamten und Militärs."
Assyrer - Wikipedia
Geschichte

