(19-07-2020, 23:58)Holmes schrieb: Die Naturwissenschaft bietet kein Ideal oder auch Orientierungsprinzip, sondern kann uns höchstens dabei helfen eine Entscheidung besser abwägen zu können. Die Idee von der Menschenwürde stammt sicher auch nicht aus naturwissenschaftlichen Überlegungen, sondern hat sich aus einem philosophischen Diskurs herausgebildet, welcher stark vom Christentum beeinflusst wurde.
Schauen wir uns dazu mal die Gesellschaftsordnung an, welche damals üblich war, als Natur- und Geisteswissenschaften noch ganz den christlichen Glaubensidealen untergeordnet waren.
Die hierarchischen Rangordnungsverhältnisse in der Gesellschaft galten als gottgewollt. Auch den allermeisten Philosophen jener Zeiten ist dieser Anschauungs-Fehler nie aufgefallen. Rassismus, Sklaverei, feudalherrschaftliche Unterdrückung.. alles durch das Wort Gottes legitimiert.
Erst als die Naturwissenschaften sich immer mehr zu emanzipieren anfingen und nach und nach auch immer bessere Beweise vorlegen konnten, dass diese Vorstellung von einer von Gott vorherbestimmten Rangordnung ziemlich falsch ist, begannen auch die Philosophen ihrem "Diskurs" in eine andere Richtung zu lenken.
Aber Eitelkeit, Narzissmus und maßlose Selbstüberschätzung ist auch ein Talent vieler, wenn nicht sogar aller Philosophen.
Die Wahrheiten der Philosophie müssen zuallererst immer schön sein....dabei wären wir heutzutage durchaus in der Lage endlich einzusehen, dass Schön, Gut und Böse keine Eigenschaften der Welt sind, sondern Kategorien unseres an sich sehr anpassungsfähigen (erziehungsfähigen) Empfindens.
Alle Ordnungsprinzipien und Seinsmuster sind bis jetzt für nichts anderes da, als zur Verhätschelung unserer eigenen Baugefühle. 99% unserer Ressourcen gehen für die Hege und Pflege unseres ästhetischen Empfindens drauf... und bis zum Schluss fressen wir uns dann doch nur gegenseitig.
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........

