(30-10-2020, 10:17)Gundi schrieb: Täter ist derjenige, der mordet. Nicht derjenige, der auf satirische Weise ein Problem des Islams anspricht (nämlich die Gewalt im Namen des Islams). Und ein souveräner Staatsmann würde über eine Karikatur aus einem anderen Land kein einziges Wort verlieren.
Nur bedingt zutreffend. Der "souveräne Staatsmann" hat seit seinem Amtsantritt als Präsident etwa 100.000 Beleidigunsverfahren angestrengt, ca. 30.000 davon sind verhandelt worden, eine deutliche Mehrheit hat zu Verurteilungen geführt. Er ist also weltweit für sein Dauerbeleidigtsein bekannt und dass er hier keinen Spaß kennt. Das wußte auch Charlie Hebdo, als es seinen Stift ansetzte.
Die Bevölkerung ist massenweise in der ganzen Türkei (und in anderen arabischen Ländern auch) gegen die Mohammed-Karikaturen Sturm gelaufen. Schon bei der Erstveröffentlichung in der dänischen "Yyllands Posten" im Jahre 2005 gab es viele Tote und eine weltweite schwere Krise. Alles schon vergessen???
"Charly" wusste also, was passieren würde. Dann macht man das nicht, um keine Leben zu gefährden. Das ist fahrlässig. Die krampfhafte Dzurchsetzung der Meinungsfreiheit in einem unbedeutenden Blatt rechtfertig die Toten nicht. Der Zeichner selbst sagt heute, er würde die Karikatur nicht mehr machen.
Und die neueste Erdogan-Karikatur in Unterhose, Schmierbauch und als Rock-Grabscher hat mit Mord gar nichts zu tun. Das ist einfach schlechter Satire-Geschmack. Da ist Erdogan von seinen eigenen traditionellen türkischen Satire-Zeitungen mit hohen Auflagen (eine halbe Mio in Spitzenzeiten) verwöhnt. Einen Teil von ihnen hat er allerdings auch schon wegen Beleidigung (weil er z.B. als Katze dargestellt wurde) verklagt.
Charly Hebdo, die wegen Erfolglosigkeit schon mal eingestellt worden ist und zuletzt bei 30.000 verkauften Exemplaren in ganz Frankreich herumdümpelte, hat an den Karikaturen gut verdient. Es gab Spenden und eine mehrmals nachgedruckte Millionenauflage der "Mohammed-Ausgabe". Ist das auch ein Veröffentlichungsgrund für die Erdogan-Karikaturen? Oder Anlaß für die nächste Eskalationsstufe?
Zitat:Gundi schreibt: Wer gilt denn als verantwortlicher Muslimvertreter?
Von denen gibt es inzwischen so viele, auch in Deutschland, dass man sie bequem googlen kann.
MfG
