(13-11-2020, 10:35)Gundi schrieb: Wie sollte so etwas denn aussehen? Und wäre es dann überhaupt noch Laizismus?
Ja sicher. Der Begriff Laizismus bezieht sich auf die Trennung von Staat und Kirche/Religion. Ihr Vorschlag tangiert das nicht.
(13-11-2020, 10:35)Gundi schrieb: "Offen" und "Flexibel" klingt ja erst mal gut. Am Ende wird es aber auf Einschränkung der Meinungsfreiheit ("Beleidigung"), die staatliche Förderung von Religion hinauslaufen und radikale Gläubige in ihren Forderungen bestärken.
Der Anfang Deines Satzes stimmt: es ist eine Einschraenkung von Meinungsfreiheit. Meinungsfreiheit ist durch viele Gesetze eingeschraenkt; das ist im Prinzip ein normaler Vorgang. Davut hat in dem Zusammenhang z.B. auf den ersten Grundsatz der deutschen Verfassung hingewiesen, der alle anderen Freiheiten etc. schlaegt: die Wuerde des Menschen ist unantastbar. Also, alles was die Menschenwuerde tangiert, ist in Deutschland prinzipiell untersagt. Wo genau diese Grenze liegt, ist Auslegungssache.
Und in diesem Zusammenhang muss ich dann auch Deiner zweiten Satzhaelfte widersprechen: es handelt sich hier keineswegs um staatliche Foerderung von Religion. Hier ist ein ganz anderes Prinzip angesprochen; es geht um Beleidigung. Wenn ein Staat Gesetze gegen Beleidigung hat, dann gilt das halt auch auf diesem Gebiet. Wie gesagt, wo genau da die Grenze liegt, ist Verhandlungssache. Hier sollte man gedanklich sauber trennen.
(13-11-2020, 10:35)Gundi schrieb:(12-11-2020, 22:37)Ulan schrieb: Was sie will, ist ein ruecksichtsvoller Umgang miteinander.
Imho eine hohle Phrase. Frage hundert Leute, ob sie einen rücksichtsvollen Umgang miteinander wollen und hundert Leute werden sagen: ja, klar.
Rücksichtnahme legt aber jeder anders aus.
Dass jeder das anders auslegt, ist klar; das macht es aber nicht automatisch zu einer hohlen Phrase. Hast Du Dir die Karikaturen, um die es geht, mal angeschaut?
Was den Rest Deiner Ausfuehrungen angeht, so hat sie ihre Behauptungen schon belegt, wenn auch nurmehr statistisch. Die Validitaet der Behauptungen kann man dadurch sicherlich anzweifeln - ich habe da auch meine Zweifel, weil sie die Rolle des franzoesischen Kolonialismus meiner Meinung nach unterschaetzt.
Aber noch mal hierzu, weil es den Kern ihres Arguments tangiert:
(13-11-2020, 10:35)Gundi schrieb: Muslime sind laut Autorin offenbar kleine dumme Kinder, die leicht zu provozieren sind und dann komplett ausrasten.
Westliche Nichtmuslime hingegen sollen sich doch bitte wie vernünftige Erwachsene verhalten und nicht provozieren.
Hier triffst Du daneben. Es geht bei der zweiten Gruppen nicht um "westliche Nichtmuslime", sondern um den Staat. Die Beispiele von Provokationen, die sie nannte, sind die durch staatliche Stellen. Was uns wieder auf den Ursprung bringt, und warum der Laizismus hier erwaehnt ist: es geht letzlich um den Umgang des Staates mit seinen Buergern, zu denen halt auch viele religioese Menschen gehoeren. Da fordert sie mehr Ruecksichtnahme.
Ein Vorwurf, den man ihr machen koennte, waere, dass sie im Prinzip keinen Loesungsansatz fuer den Angriff auf die Pressefreiheit und die der Erziehung hat, den man hier vor sich hatte. Sollte man solche Karikaturen generell verbieten? Ich denke, das ist falsch. Sollte man das aus dem Unterricht heraushalten? Ich denke, auch nicht; nur, wie soll man Lehrer praktisch schuetzen?
Wahrscheinlich braeuchte man hier eine Behoerde, die sich in die Kommunikation zwischen Lehrern und Schuelern einschaltet. In Deutschland sind die Lehrer ja auch alleingelassen.
(13-11-2020, 10:35)Gundi schrieb: Das Phänomen ist bei Linken leider nicht selten anzutreffen: Die unterschiedliche Zuschreibung von Eigenschaften und die damit einhergehende unterschiedliche Bewertung von Taten sowie die unterschiedliche Forderung im Verhalten.
Ich denke, das ist genau der Punkt, wo Du den Artikel missverstanden hast. Dass man dieses Phaenomen in linken Kreisen beobachten kann, ist sicherlich richtig. Ich denke aber nicht, dass die Autorin hier besondere Rechte fuer Muslime fordert.

