11-12-2020, 20:40
(10-12-2020, 19:55)Ulan schrieb: ... Na ja, das eigentliche Thema, Auferstehungsvorstellungen, wird ja auch von der dem Thema grundsaetzlich zustimmend gegenueber eingestellten Fraktion kaum angeruehrt, jedenfalls im Regelfall nicht ueber einen Satz hinaus.
Aber die nicht zustimmende Fraktion trägt ihre kritischen Argumente gegen die leibliche Auferstehung mit mehr als einem Satz gerne vor. Zu verweisen ist auf frühere Beiträge, in denen Zweifel bereits mit Fundstellen unterlegt dargestellt wurden. Hier noch einige andere Gesichtspunkte, die bisher noch nicht erörtert wurden:
Die historisch-kritische Theologie betont immer wieder, daß gerade bei den Berichten von Jesu Auferstehung die Widersprüche sich in einem Maße häufen, wie kaum an einer anderen Stelle des Neuen Testdaments (Deschner, Abermals krähte der Hahn s. 112 ff).
Dieser nachprüfbaren Überlegung fügt Gerd Lüdemann (Die Auferstehung Jesu, 1994, s. 38 ff) einen bisher überhaupt nicht erörterten Gesichtspunkt hinzu: Während die Passion ein überschaubares, sich in Jerusalem abspielendes Geschehen weniger Tage war, handelt es sich bei den Christophanien um eine Fülle verschiedenartigster Vorgänge, die sich über einen langen Zeitraum, wahrscheinlich über Jahre hinzogen. Darauf wurde schon verwiesen.
Der biblisch vermittelte Eindruck, dass es sich um Momentaufnahmen innerhalb weniger (z. B. 40) Tage handelt, stimmt also gar nicht. Diese zeitliche Beschränkung hat die Überlieferung erst relativ spät vorgenommen.
Um auf Paulus' Erscheinungserlebnis einzugehen: Zwischen der Kreuzigung Jesu und Paulus Damaskus-Erlebnis lagen 2 bis 3 Jahre. Zeit, die das Christentum brauchte, um sich bis Damaskus überhaupt erst auszudehnen. Warum sollte Paulus sonst zur Christenverfolgung dahin reisen? Seine erlebte Erscheinung, wenn sie denn nicht psychopathische Ursachen hatte, war die letzte. Übrigens: Oft war die jeweilige Gemeinde, waren alle urchristlichen Gemeinden im jüdischen Umfeld mit dieser Aufersrehungslegende Hohn und Spott Außenstehender ausgesetzt (Mt 27, 62-66; Mt28,11-15). Warum stehen solche Grabräuber-Pistolen überhaupt in der "heiligen Schrift"?
Deshalb mussten die Christophanien und die Fleischlichkeit des Auferstandenen (Lk 24,39, Lk 24,41-43, Joh 20,26) auch immer bombastischer ausgeschmückt werden. Grotesk, wenn sich Theologen heute angesichts dieser biblischen Fleisch-und-Blut Behauptungen von Jesus alle möglichen Erklärungen einfallen lassen, wie man denn die Auferstehung "zu verstehen" habe.
Um den Beitrag allein vom Umfang her im Zaum zu halten: Das kann fuer's erste genügen.
MfG
