26-05-2021, 17:01
(25-05-2021, 10:31)Geobacter schrieb:(24-05-2021, 21:27)Reklov schrieb: Ich besitze keine "Deutungshoheit Gottes", mag mich aber noch viel weniger atheistischen Vorgaben oder denen einer Kirche anschließen.
Das erstaunt mich nicht Reklov.
Kirche bedeutet ja Gemeinschaft, Gemeinde und auch Vereinbarung in Bezug gegenseitiger Unterstützung und Hilfe, wenn mal der Einzelne im Existenzkampf aus der Spur gerät. Kirche bedeutet Nachbarn zu haben, die einen mögen, wenn sie einen ansonsten vielleicht auch nicht immer so toll finden und sich dann aber trotzdem um vieles kümmern, was man/n und Frau alleine nicht mehr schafft / niemals schaffen würde. Das erfordert es natürlich auch, die Dogmen der kulturellen Tradition und Rituale über welche diese verbindlichen Beziehungstrukturen entstanden sind, auch selber ein bisschen mitzutragen.. Selbst dann, wenn man das ganze auf rationalerer Bewusstseinsebene nicht all zu ernst nimmt. (Atheist)
Aber das macht es dann ja auch aus, dass sich hier (in der Gemeinschaft der Kirche) die Heimat der Gefühle, das Empfindens, der schöneren Kindheitserinnerungen und damit des Geborgenseins entfalten kann.
Aus solchen Beziehungsnetzwerken heraus erwacht eine Art "Geist Gottes" mit eigendynamischem Leben, über das der Einzelne dann selbst (in seiner natürlichen "Ich-Bezogenheit") keine Kontrolle und keinen nennenswerten Einfluss mehr hat.
Kein so schöner Ort für Blender (ihrer selbstbelöbigungs-Glanzes) mit extrem egomanem Selbst- und ICH-Bezug, aber sehr wenig Empathie.
Hallo Geobacter,
... vermutlich hast Du als Kind katholische Einflüsse erfahren. - Ich eben nicht! - So etwas prägt und unterscheidet auch die einzelnen Menschen.
Mir brauchte keine Kirche Hilfe zu geben, denn ich konnte mir meistens selber helfen. In der anfänglichen Geborgenheit meines Elternhauses erfuhr ich nicht nur Liebe und Empathie, sondern konnte mich schon als Kind auf spielerische Art finden und langsam weiter entwickeln. - Auch später im Berufsleben half mir keine Gemeinde, sondern meine guten Ausbilder und Kollegen. Diese Fachleute sorgten dafür, dass ich später (über die gesamte Berufszeit) eigene Leistungen auf den Tisch legen konnte, welche durch entsprechende Bezahlung honoriert wurden.
Mein Beziehungsnetzwerk war und ist mein großer Familien- und Freundeskreis. Auf diese Menschen konnte ich mich (und sie auf mich!) stets verlassen, waren/sind sie doch immer zur Stelle, wenn es nötig wurde/wird!
Der Ort für "Blender" kann überall sein, auch in jeder Kirche, weil nun mal die absolute Wahrheit keinem zuteil wurde/ist.
Dogmen und Rituale "einfach so mitzutragen", war nie mein Ding - denn ich bin mir da selbst gegenüber ehrlich, mag mich auch nicht verstellen oder so tun, als ob.
Neulich hatte ich Gelegenheit, unserem ev. Pfarrer, der 1x im Quartal ein Heftchen drucken lässt, das in jedem Briefkasten landet, meine Meinung über das Dogma der christl. Kirche per Mail zu äußern.
Er schrieb daraufhin ausführlich, aber etwas säuerlich, zurück und verteidigte dabei den Bibeltext als von "Gott eingegeben". Seinen Zeilen aber war zu entnehmen, dass er bereits als Kind von seinen frommen Eltern auf die Bibel "eingeschworen" worden war und von seinem Berufsweg, den er noch dieses Jahr als Renter beenden wird, voll überzeugt ist.
(Ist doch auch o.k. - jeder, wie er mag und kann.)
Gruß von Reklov