28-06-2021, 13:23
petronius
Hallo petronius,
... neutral betrachtet, befinden wir uns in einer "dualen" Welt, in der für alles ein Gegenteil vorhanden ist.
Folgt man z.B. dem Bibeltext, so wird hier Lucifer (der Lichtbringer), der einstige Lieblingsengel Gottes, zum abtrünnigen bösen Widersacher gestempelt. Der Grund: selbstverliebte Eitelkeit und damit einhergehende Verblendung. In den Sagen der Griechen taucht ja ebenfalls solch ein Widersacher auf. Prometheus ist in der griechischen Mythologie jener, der den Menschen aus Ton formt und als der Lehrmeister der Schöpfung gilt.
Die Tage des Bösen sind aber in jeder Mythologie nicht von Dauer, sondern "gezählt". Das Böse, als Mittel der Versuchung, kann für jeden Menschen eine Art "Prüfung" darstellen, welche er, indem er sich entsprechend bewährt, überwinden kann - oder aber die jeweils abgestuften Konsequenzen erleiden muss.
Eins ist auch klar: Würden wir nicht das Gegenteil des Guten vor Augen und Bewusstsein geführt bekommen, wüssten wir überhaupt nicht, entsprechend zu unterscheiden - wären also Wesen ohne jegliche Ethik und Moral.
Die Figur des Judas als der Gestalt, die Jesus dem Tod ausliefert, wird dem personifizierten Bösen und im Johannesevangelium explizit zugeordnet. Er wird einerseits als Teufel, andererseits als sein Werkzeug beschrieben. Im johanneischen Abschiedsgebet Jesu wird er als der Sohn des Verderbens bezeichnet, der verloren gehen musste, damit der göttliche Heilsplan sich realisierte.
Mit persönlich waren, nicht nur solche Deutungen, schon vor Jahrzehnten suspekt, was zu meinem Austritt aus der Kirche führte, denn im Falle Judas wird der "Schöpfer" als eine Gottheit geschildert, welche der antiken Denke folgend, "über Leichen geht", um sein Ziel zu erreichen.
Wer weiter nachdenkt, kommt aber leicht zu dem Schluss, dass solche "aufgebauten Szenarien" menschlichem Denken entspringen und im Grunde den "Weltenschöpfer" auf die psychologischen Ebenen menschlicher Gehirne ziehen (wollen).
Man könnte auch denken:
Die "Schöpfermacht" lässt uns großzügige absolute Handlungsfreiheiten, um durch unsere Fehler auch die nötigen Konsequenzen zu erleiden. Es sieht so aus, als ob wir nur in der Praxis lernen und wachsen können, denn grau ist alle Theorie und bekanntlich geht der Krug so lange zum Brunnen, bis er bricht.
Im Buddhismus gibt es dazu eine nette Anekdote:
Als sich ein neuer Schüler bei Buddha bewirbt, fragt ihn dieser, ob er schon einmal gestohlen habe. Der Neuling schüttelt eifrig seinen Kopf. Buddha antwortet ihm, er solle erst wiederkommen, wenn er gestohlen habe. (Warum wohl?)
Dazu konnte ich einst lesen, dass ein "allmächtiges" Wesen eben ALLES "in Szene setzt, weil nun mal keinerlei Begrenzungen oder Verneinungen in ihm wohnen.
Der Genesis-Text lässt "Gott" aber immerhin deutliche Warnungen an das erste Menschenpaar aussprechen. Das dann auftretende Problem ist nun mal deren Ungehorsam, und die Neugierde, verbunden mit mangelndem Vertrauen. Auch Eltern "erleben" ja den Ungehorsam ihrer Kinder, welche "auf Teufel komm raus" deren Warnungen und Ratschläge in den Wind blasen, - denn sie wollen nun mal eigene Erfahrungen sammeln, müssen dann aber die damit verbundenen Lektionen lernen.
Das Ziel aber ist, aus all den bösen Lebenserfahrungen entsprechend lernen zu können - ein weiser Mensch zu werden,
was ja auch eine Erziehung des Herzens bedeutet.
Gewollt war der uns geschenkte "freie Wille", - das Höchste, was man einem Lebewesen geben kann.
Was wir daraus machen, ist unserer Verantwortung und unserem Gewissen überlassen. Unser winziger Planet scheint eine Art "kosmische Schule" zu sein, die alle Unterrichtsfächer anbietet - somit auch zahlreiche Lektionen über das Böse.
Gruß von Reklov
(27-06-2021, 15:55)petronius schrieb: das wäre ja wohl nicht ohne oder gegen den wilen des allmächtigen schöpfergotts möglich gewesen, den du dir wünschst
Hallo petronius,
... neutral betrachtet, befinden wir uns in einer "dualen" Welt, in der für alles ein Gegenteil vorhanden ist.
Folgt man z.B. dem Bibeltext, so wird hier Lucifer (der Lichtbringer), der einstige Lieblingsengel Gottes, zum abtrünnigen bösen Widersacher gestempelt. Der Grund: selbstverliebte Eitelkeit und damit einhergehende Verblendung. In den Sagen der Griechen taucht ja ebenfalls solch ein Widersacher auf. Prometheus ist in der griechischen Mythologie jener, der den Menschen aus Ton formt und als der Lehrmeister der Schöpfung gilt.
Die Tage des Bösen sind aber in jeder Mythologie nicht von Dauer, sondern "gezählt". Das Böse, als Mittel der Versuchung, kann für jeden Menschen eine Art "Prüfung" darstellen, welche er, indem er sich entsprechend bewährt, überwinden kann - oder aber die jeweils abgestuften Konsequenzen erleiden muss.
Eins ist auch klar: Würden wir nicht das Gegenteil des Guten vor Augen und Bewusstsein geführt bekommen, wüssten wir überhaupt nicht, entsprechend zu unterscheiden - wären also Wesen ohne jegliche Ethik und Moral.
Die Figur des Judas als der Gestalt, die Jesus dem Tod ausliefert, wird dem personifizierten Bösen und im Johannesevangelium explizit zugeordnet. Er wird einerseits als Teufel, andererseits als sein Werkzeug beschrieben. Im johanneischen Abschiedsgebet Jesu wird er als der Sohn des Verderbens bezeichnet, der verloren gehen musste, damit der göttliche Heilsplan sich realisierte.
Mit persönlich waren, nicht nur solche Deutungen, schon vor Jahrzehnten suspekt, was zu meinem Austritt aus der Kirche führte, denn im Falle Judas wird der "Schöpfer" als eine Gottheit geschildert, welche der antiken Denke folgend, "über Leichen geht", um sein Ziel zu erreichen.
Wer weiter nachdenkt, kommt aber leicht zu dem Schluss, dass solche "aufgebauten Szenarien" menschlichem Denken entspringen und im Grunde den "Weltenschöpfer" auf die psychologischen Ebenen menschlicher Gehirne ziehen (wollen).
Man könnte auch denken:
Die "Schöpfermacht" lässt uns großzügige absolute Handlungsfreiheiten, um durch unsere Fehler auch die nötigen Konsequenzen zu erleiden. Es sieht so aus, als ob wir nur in der Praxis lernen und wachsen können, denn grau ist alle Theorie und bekanntlich geht der Krug so lange zum Brunnen, bis er bricht.
Im Buddhismus gibt es dazu eine nette Anekdote:
Als sich ein neuer Schüler bei Buddha bewirbt, fragt ihn dieser, ob er schon einmal gestohlen habe. Der Neuling schüttelt eifrig seinen Kopf. Buddha antwortet ihm, er solle erst wiederkommen, wenn er gestohlen habe. (Warum wohl?)
Zitat:petronius
naja, wie sonst soll man denn einen typen nennen, der eben (auch) das böse geschaffen hat und jetzt so tut, als hätte er er damit gar nichts zu tun und nur wir, seine geschöpfe, wären an allem schuld?
nett find ich das ja nicht
Dazu konnte ich einst lesen, dass ein "allmächtiges" Wesen eben ALLES "in Szene setzt, weil nun mal keinerlei Begrenzungen oder Verneinungen in ihm wohnen.
Der Genesis-Text lässt "Gott" aber immerhin deutliche Warnungen an das erste Menschenpaar aussprechen. Das dann auftretende Problem ist nun mal deren Ungehorsam, und die Neugierde, verbunden mit mangelndem Vertrauen. Auch Eltern "erleben" ja den Ungehorsam ihrer Kinder, welche "auf Teufel komm raus" deren Warnungen und Ratschläge in den Wind blasen, - denn sie wollen nun mal eigene Erfahrungen sammeln, müssen dann aber die damit verbundenen Lektionen lernen.
Das Ziel aber ist, aus all den bösen Lebenserfahrungen entsprechend lernen zu können - ein weiser Mensch zu werden,
was ja auch eine Erziehung des Herzens bedeutet.
Zitat:petronius
und den hat wer so geschaffen, ihn also offenbar genau so gewollt?
Gewollt war der uns geschenkte "freie Wille", - das Höchste, was man einem Lebewesen geben kann.
Was wir daraus machen, ist unserer Verantwortung und unserem Gewissen überlassen. Unser winziger Planet scheint eine Art "kosmische Schule" zu sein, die alle Unterrichtsfächer anbietet - somit auch zahlreiche Lektionen über das Böse.
Gruß von Reklov

