29-10-2021, 16:19
(28-10-2021, 22:20)Ekkard schrieb: Über die Natur des abrahamitischen Gottes (AT, NT, Koran) oder gar des pantheistischen All-Gottes wird allenthalben heftig gestritten. Aber was bewirken die Vorstellungen von Gott im sozialen Miteinander?
das wird wohl von der jeweiligen gottesnatur sowie der charakterlichen disposition des gottgläubigen abhängen. man findet in der geschichte sowohl die blutrünstigen rächer und henker im namen gottes wie auch die, die im namen (unter umständen sogar desselben) gottes vorbilder an sozialem miteinander sind. und am häufigsten natürlich ein dazwischen oder sogar sowohl als auch - menschen, die sich für andere selbstlos aufopfern, in manchen punkten aber trotzdem eiskalt dogmatisch sein können
Zitat:Bewirken sie überhaupt etwas?
ich denke schon, daß nachhaltiger gottglaube etwas bewirkt. er gibt dem gläubigen das gefühl, "richtig" zu handeln, eine stärke, dieses "richtige" auch gegen widerstände durchzusetzen - weil es eben einem höheren zweck als nur dem eigennutz diene. was nun das "richtige" konkret und im einzelnen jeweils ist, ist eine frage eben des charakters und natürlich auch der religiösen sozialisation (des vermittelten gottesbilds). oder, anders herum: der entsprechende charakter wird sich sein passendes gottesbild suchen/konstruieren
gleichgesinnte findet man ja für alles (und auch das gegenteil), in einschlägigen religiösen gemeinschaften am einfachsten (die strukturen sind ja da, und in der regel erstaunlich gut organisiert). gemeinschaft gibt geborgenheit, verstärkt das gefühl, dem "richtigen" zu dienen und übt natürlich auch mehr oder weniger subtilen gruppendruck aus
Zitat:Ist (irgend ein) Glaube noch zu retten, oder muss er durch Haltung ersetzt werden.
haltung (die "richtige" natürlich
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)

