03-12-2021, 12:42
(28-11-2021, 18:58)Reklov schrieb: Max Planck, ebenfalls Physiker und einer der ganz großen in unserem Land, der auch in der Quantenphysik dem Urgrund allen Seins nachspürte, der sagte einmal: „Für den gläubigen Menschen steht Gott am Anfang, für den Wissenschaftler steht er am Ende aller Überlegungen."
Deshalb rede ich als Theologe manchmal mit Gott und sage:
Gott, wer bist Du? Du lässt dich nicht beweisen. Ich kann dich denken, aber nicht sehen. Ich kann dich mit Namen nennen, aber dich nicht wissen. Ich kann dich loben und anbeten, aber dich nicht fassen. Du faszinierst mich. Bist du der Grund, auf dem alles aufgebaut ist? Bist du am Grund des Bechers, aus dem ich jeden Tag trinke? Bist du das Leben, das ich heute spüre?
Wir forschen und drängen, fragen und sind unterwegs. Und bekommen bei all dem einen Geschmack von deiner Nähe: Der erste Schluck aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch, aber auf dem Grunde des Bechers wartest Du! - ("Morgengruß" - SWR4 Radio, 14. März 2012)
Die tatsächlichen "Klöpse" habe ich glatt überlesen. Max Planck hat als Physiker nämlich keineswegs "dem Urgrund allen Seins nachgespürt". Sondern er hat nach einer korrekten Beschreibung einiger Experimente gesucht, die ganz anders verlaufen sind, als sich aus klassischen Vorstellungen ergibt. Für die Methoden der Physik ist Gott! überhaupt keine Überlegung - auch nicht deren Ende oder Hintergrund.
Dein oben zitiertes "Gespräch mit Gott" hat Fehler, nämlich die Fragen: "Bis du das Leben" und "bist du der Grund, auf dem alles aufbaut". Du schreibst selbst an anderen Stellen von der Chiffre "Gott". Wenn du dabei bleiben würdest, hättest du kaum Ablehnung und Widerspruch erfahren. Die Vorstellung schafft u. U. deine Nähe zu etwas Höherem als du selbst bist. Aber das ist auch bei fast allen Menschen gegeben. Im Falle der Wissenschaftler ist es die positivistische Annahme, dass es die Welt als Forschungsobjekt gibt. Dagegen ist "Gott", soweit es seine Vorstellung betrifft, vollständig im Subjektiven geklärt. Ob es einen Gott mit jenen Wunscheigenschaften gibt, kann nicht erforscht werden, weil sich alle empirischen Versuche als Unsinn heraus gestellt haben. Dieses Wesen reagiert außerhalb menschlicher Vorstellung einfach nicht.
Oder Gott ist etwas völlig anderes, als was uns verkündet worden ist. Ein Beispiel wäre das Talent vieler physikalischer Systeme, sich selbst zu organisieren. Ein anderes wäre das anthropische Prinzip, also jenes "Nadelöhr", durch welches wir als Beobachtersystem gehen mussten, ohne vernichtet zu werden.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

