(22-01-2022, 03:04)Apollonios schrieb: Hinsichtlich der Ausgangsthese dieses threads ist also festzustellen: Nein, Gott ist kein Amt - weder im Urbuddhismus noch im Epikureismus: Es gibt zwar Götter, aber sie werden nachdrücklich als funktionslos dargestellt. Wo keine Funktion, da ist kein Amt.
In diesem Punkt stimme ich Dir zu. "Legitimation" oder Schuld werden in den indischen Religionen weitgehend auf das Individuum selbst verlagert (der bei einigen Forumlern beliebte Karma-Gedanke).
Von Rekonstruktionen des historischen Buddha halte ich ansonsten in etwa genauso viel wie von der Rekonstruktion des historischen Jesus: so gut wie nichts. Und bei der Rezeption der asiatischen Religionen im Westen kommt noch dazu, dass diese zum Teil beim Transfer bewusst von ihren religioesen Elementen befreit wurden; das gilt so auch fuer den Hinduismus und der daraus resultierenden Esoterik-Welle. Im Sinne der Thread-These mag das tatsaechlich ihre Beliebtheit erklaeren: wir sehen Religiositaet, ohne dass irgendein Gott dauernd ordnend eingreifen wuerde. Natuerlich kommt es dann wieder zum Fallen in theistische Denkstrukturen, wenn aus Karma doch wieder der ewig wachende, belohnende und strafende Gott im "exotischen" Gewand gemacht wird.

