24-04-2022, 10:55
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 24-04-2022, 14:30 von Ulan.
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(24-04-2022, 10:11)pagus schrieb: Umgekehrt, um auch dir mal Feedback auf der Metaebene geben zu können, du vermeidest es, eigene Schlüsse zu ziehen über das, was Jesus gemeint haben könnte, und beschränkst dich in dieser Diskussion in Belehrungen. Das ist sehr langweilig und inhaltsarm. Mut zum Inhalt und zur eigenen Meinung!
Meine Meinung ist, dass da keinerlei Aufforderung zu Selbstliebe drin steckt; sie wird schlicht als Normalzustand vorausgesetzt. Ich dachte, das sei klar. Der Text gibt vom Kontext her kein drittes Gebot her. Und was Jesus dachte, weiss eh niemand.
(24-04-2022, 10:11)pagus schrieb: Ich habe auch gar keine Angst, göttliche Wahrheiten zu verkünden (was du mir unterstellst), sondern ich bemühe mich zu verstehen, was Jesus gemeint haben könnte in seiner elliptischen Verkürzung. Wenn er sagt: "...wie dich selbst" dann meint er dich IRGENDETWAS damit, oder?
Nun, ich habe nur darauf hingewiesen, dass das letztlich das ist, was Du machst. Ist aber egal; das gehoert zum christlichen Alltag dazu. Jeder bastelt sich halt seinen Jesus so, wie er ihn am liebsten haette. Das war schon in den Gemeinden des Paulus so, ist also Tradition.
(24-04-2022, 10:11)pagus schrieb: Mich interessiert Jesus vor allem als Mensch, der in andere Menschen "hineinblicken konnte". Mich interessiert das vor allem im Hinblick auf mein eigenes Leben, und die praktische Richtschnur, die auch heute noch aktuell sein könnte und sich aus seinen Geboten ergibt.
Hier kommen wir aber an den Punkt, warum ich so betont habe, dass es sich um Deine eigene Interpretation handelt: im Prinzip schaust Du ja nicht auf Jesus als Mensch, sondern in Dich selbst; Du benutzt ihn als Werkzeug der Selbstreflexion, also darueber, was Du ueber dieses Problem denkst. Aber gut, dafuer gibt's Glauben ja letztlich.
Was moderne Psychologie angeht, sind wir ja weitgehend auf einer Linie, insofern ist der Punkt geschenkt. Dass man an sich selbst arbeiten muss, bevor man positiv auf Andere wirken kann, haben wir ja beide und auch die anderen Diskussionsteilnehmer so festgestellt, Jesus hin oder her.
(24-04-2022, 10:11)pagus schrieb: Die Logik (oder wenn du willst Plausibilitätskette) ist folgende:
- Wenn Jesus in den Menschen hineinsehen konnte, dann hat er diese grundlegenden Erkenntnisse der Psychologie verstanden.
- Wenn dem so ist, ging er davon aus, dass der Mensch sehr oft gerade nicht liebevoll (im Sinne unserer Definition) mit sich umgeht.
- Und deswegen fordert er uns auf, uns selbst zu lieben.
Punkt 1 ergibt sich wahrscheinlich aus dem Glauben, ist aber ansonsten eine pure Vermutung als Praemisse.
Punkt 2 hat im Text keinerlei Ansatz; nirgendwo thematisiert Jesus, wie Menschen mit sich selbst umgehen. Es bleibt bei dieser kurzen Anmerkung, dass man, bitteschoen, erkennen soll, dass auch andere Menschen Beduerfnisse haben, nicht nur man selbst.
Punkt 3 Okay, die Logik ergibt sich also aus Deinem von Dir selbst fabrizierten Problem. Da Dir moderne Psychologie bekannt ist, koennte Punkt 2 dazu fuehren (man verzeihe das drastische Beispiel), dass Jesus hier seine Zuhoerer auffordern wuerde, die Mitmenschen mit Messern zu foltern, weil man selbst groesstes Entzuecken dabei empfindet, sich ueberall mit Rasierklingen aufzuschlitzen. Da das nicht sein darf, muss hier also zwingend gemeint sein, dass Jesus zur Selbstliebe auffordert, denn sonst waere sein Gebot der Naechstenliebe fehlerhaft.
Soweit die Logik. Dass man sich dadurch, dass man das zum Gebot erhebt, aber gleich wieder eine neue Kroete einfaengt, ist hoffentlich klar. Es widerspricht auch so ein wenig dem Tenor grosser Teile der Bibel, die darauf ausgerichtet sind, die verbreitete Selbstliebe des Menschen wieder einzufangen.
Kurze moderative Anmerkung: Bitte keine verstuemmelte Zitate, die die gemachten Aussagen verzerren. Wenn Zitate gekuerzt werden - was grundsaetzlich erwuenscht ist - bitte sicherstellen, dass der Sinn gewahrt wird.

