27-04-2022, 15:10
@pagus: Ich denke, dieses Umschwenken in der christlichen Lehre ist nicht so einfach, obwohl das ja durchaus auch existiert; das Propagieren der Selbstliebe als ein Gebot Jesu geschieht ja durchaus durch Kirchengemeinden und ihre Pastoren, zum Teil auch mit Werbematerialien. Nur, das ist halt ein zweischneidiges Schwert, wie auch Du angesprochen hast. Intelligente Menschen koennen ihrem Psychonanalytiker etwas vormachen, so dass der im Endeffekt ihren Narzissmus noch verstaerkt (Faelle der Art kenne ich persoenlich), und so ist das auch mit plakativer Selbstliebe. Dass das in einer Kirche, die ihre Botschaft seit dem Mittelalter mehr auf Schuld, Selbstkasteiung und Suehne beruht, auf gewisse "kulturelle Hindernisse" stossen wuerde, kommt noch dazu; der Schuldkomplex ist also zum Teil sogar gewollt.
Warum wir das mit der Selbsterkenntnis nicht so haben? Ich denke, wir lernen schon als Kind, dass zwischen gelehrtem Anspruch und gelebtem Realverhalten oft eine deutliche Luecke klafft. Nehmen wir mal das Zugeben von Fehlern als Beispiel (dass das die meisten Menschen nicht hinbekommen, sieht man selbst hier auf dem kleinen Forum fast taeglich). Zwar bekommen wir im Normalfall reale Anerkennung fuer das Zugeben von Fehlern, so lernen wir doch schnell, dass das so gut wie immer bestraft wird. Selbst wenn die Person, die das "Urteil" spricht (Eltern, Vorgesetzte, etc.) sich eventuell noch beim eigentlichen Vorfall zurueckhaelt, um diesen Prozess nicht komplett abzuwuergen, kommt das dicke Ende dann spaeter: man wird dann halt nicht mit wichtigen Projekten bestimmter Art betraut, bei der Befoerderung uebergangen, etc. Im Endeffekt lernen wir hier halt an der Praxis, dass man dazu besser den Mund haelt, um groesseren Schaden fuer einen selbst abzuwenden.
Das ist selbst bei sehr plakativen Verhaltensregeln der Fall, wie den 10 Geboten. Die meisten davon (Sabbat- oder direkt Gott betreffende Gebote ausgenommen) werden ja oft als "universell" fuer alle Gesellschaften bezeichnet. Die sind so universell, weil sie ein universelles Problem ansprechen. Fast alle der geruegten Handlungsweisen sind naemlich fuer diejenigen, die diese Gebote missachten, in vielen Faellen aeusserst lukrativ. Man kann irgendein Geschichtsbuch aufschlagen, und ein Gutteil der darin aufgezeichneten Taten, fuer die Menschen bewundert werden, bestehen in eklatanten Zuwiderhandlungen gegen eins oder mehrere dieser Gebote.
Ich glaube, ich habe hier mal ein langjaehriges Mitglied "weggegrault", weil ich die Ansicht vertreten habe, dass die menschliche Gesellschaft ohne Luegen nicht funktioniert. Ich habe natuerlich klar gemacht, dass man damit niemandem schaden sollte, aber dass "notorisch" ehrliche Menschen bei ihren Mitmenschen einen schweren Stand haben und oft gesellschaftlich geaechtet werden. Stehlen waere ein anderes Beispiel: stiehlst Du wenig, lernst Du wohl irgendeine Justizvollzugsanstalt von innen kennen; stiehlst du viel, gibt's eventuell ein Bundesverdienstkreuz oder noch etwas Geld vom Steuerzahler obendrauf.
Ich sage diese Beispiele jetzt nicht, weil ich die angesprochenen Themen hier irgendwie diskutiert haben wollte (jedenfalls nicht in diesem Thread), sondern weil die Beispiele einfach nur unsere "Lebensweisheit" darstellen, die hier spricht: Anspruch und Wirklichkeit liegen bei vielen Erziehungsfeldern (Religion rechne ich mal dazu) halt oft sehr weit auseinander, und irgendwann bekommt auch der Letzte mit, wie der Hase laeuft.
Warum wir das mit der Selbsterkenntnis nicht so haben? Ich denke, wir lernen schon als Kind, dass zwischen gelehrtem Anspruch und gelebtem Realverhalten oft eine deutliche Luecke klafft. Nehmen wir mal das Zugeben von Fehlern als Beispiel (dass das die meisten Menschen nicht hinbekommen, sieht man selbst hier auf dem kleinen Forum fast taeglich). Zwar bekommen wir im Normalfall reale Anerkennung fuer das Zugeben von Fehlern, so lernen wir doch schnell, dass das so gut wie immer bestraft wird. Selbst wenn die Person, die das "Urteil" spricht (Eltern, Vorgesetzte, etc.) sich eventuell noch beim eigentlichen Vorfall zurueckhaelt, um diesen Prozess nicht komplett abzuwuergen, kommt das dicke Ende dann spaeter: man wird dann halt nicht mit wichtigen Projekten bestimmter Art betraut, bei der Befoerderung uebergangen, etc. Im Endeffekt lernen wir hier halt an der Praxis, dass man dazu besser den Mund haelt, um groesseren Schaden fuer einen selbst abzuwenden.
Das ist selbst bei sehr plakativen Verhaltensregeln der Fall, wie den 10 Geboten. Die meisten davon (Sabbat- oder direkt Gott betreffende Gebote ausgenommen) werden ja oft als "universell" fuer alle Gesellschaften bezeichnet. Die sind so universell, weil sie ein universelles Problem ansprechen. Fast alle der geruegten Handlungsweisen sind naemlich fuer diejenigen, die diese Gebote missachten, in vielen Faellen aeusserst lukrativ. Man kann irgendein Geschichtsbuch aufschlagen, und ein Gutteil der darin aufgezeichneten Taten, fuer die Menschen bewundert werden, bestehen in eklatanten Zuwiderhandlungen gegen eins oder mehrere dieser Gebote.
Ich glaube, ich habe hier mal ein langjaehriges Mitglied "weggegrault", weil ich die Ansicht vertreten habe, dass die menschliche Gesellschaft ohne Luegen nicht funktioniert. Ich habe natuerlich klar gemacht, dass man damit niemandem schaden sollte, aber dass "notorisch" ehrliche Menschen bei ihren Mitmenschen einen schweren Stand haben und oft gesellschaftlich geaechtet werden. Stehlen waere ein anderes Beispiel: stiehlst Du wenig, lernst Du wohl irgendeine Justizvollzugsanstalt von innen kennen; stiehlst du viel, gibt's eventuell ein Bundesverdienstkreuz oder noch etwas Geld vom Steuerzahler obendrauf.
Ich sage diese Beispiele jetzt nicht, weil ich die angesprochenen Themen hier irgendwie diskutiert haben wollte (jedenfalls nicht in diesem Thread), sondern weil die Beispiele einfach nur unsere "Lebensweisheit" darstellen, die hier spricht: Anspruch und Wirklichkeit liegen bei vielen Erziehungsfeldern (Religion rechne ich mal dazu) halt oft sehr weit auseinander, und irgendwann bekommt auch der Letzte mit, wie der Hase laeuft.


