30-04-2022, 10:37
(29-04-2022, 14:38)Reklov schrieb: ... Beschimpfungen sind keine gute Hilfe bei der Selbsterkenntnis, sondern Freunde sollten einen stets in sachlicher Art und Weise auf Fehler aufmerksam machen (können)!
Den von dir angesprochenen "blinden Fleck" empfinde ich nicht so, da ja eine Bibelstelle Jesus damit zitiert: >> Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? <<
Ob aber "liebevolle Selbstakzeptanz" schon mit Nächstenliebe in Verbindung gebracht werden soll/kann, bleibt fraglich - denn - wer sich und seine Fehler "liebevoll" akzeptiert (und pflegt), kann auch unbelehrbar und sehr störrisch auf Kritik zu seinen Fehlern reagieren. Warum sollte er sich denn ändern, schließlich ging es ihm ja mit seinen "Macken" bisher recht gut.
Es gibt nicht nur Freude im Leben, mit denen ich kommuniziere, und auch zwischen Freunden oder Ehepartnern oder Kindern kann es Streit geben. Dein "sollte" ist richtig, aber es sind ja gerade unsere inneren baustellen, die uns hindern, das "sollte" zu erfüllen.
Das mit der Bibelstelle ist richtig, Reklov, an diese Bibelstelle hatte ich gar nicht gedacht. Das ist eine Aufforderung von Jesus, auch seine eigenen Fehler zu reflektieren. Diese Selbstreflexion ist ein wichtiger Bestandteil der "liebevollen Selbstakzeptanz". Kennst du noch weitere Beispiele im neuen Testament?
Deine Begründung, warum liebevolle Selbstakzeptanz nicht mit Nächstenliebe in Verbindung gebracht wird, überzeugt mich nicht. Was hinter deinem - denn - kommt, ist genau das Gegenteil dessen, was ich in meinem letzten Posting geschrieben habe. Liebevoll meint nicht, dass man seine Schwäche hätscheln soll. Nimm das Bild einer Mutter mit ihrem ungezogenen Kind: wenn das Kind Unfug macht, wird die Mutter dem Kind Grenzen setzen, obwohl (oder weil) es ihr Kind liebt. Genauso ist es mit der liebevollen Selbstakzeptanz: dort, wo sich mein Unterbewusstsein wie ein ungezogenes Kind verhält, kann meine Ratio diesen "Unfug" erst einmal:
- im ersten Schritt erkennen (ähnlich wie die Jesus-Metapher mit dem Balken in meinem Auge)
- im zweiten Schritt liebevoll annehmen als Teil einer Realität über mich (wie eine Mutter ihr Kind akzeptiert und liebt)
- um dann erst die Voraussetzung zu haben, um im dritten Schritt diesen Unfug ändern zu können.

