(26-07-2022, 16:13)Rosenzweig schrieb: Es tauchen bei mir durch deine Antwort jede Menge Fragezeichen auf. So habe ich von einem "mystischen Etwas" so wenig gesprochen wie von "Esoterikern".
Anthroposophie ist eine esoterische Weltanschauung, und mit dem Begriff "Leben" schlagen sich hier auf dem Bord auch Esoteriker wie Reklov immer wieder herum. Wer behauptet, wir wuessten nicht, was Leben ist, bewegt sich im Normalfall nicht auf einer wissenschaftlichen Ebene, sondern in irgendwelchen spirituellen oder esoterischen Sphaeren unter Annanhme einer nicht spezifizierten (und essentiell ueberfluessigen) "Lebensenergie" aus einer nicht naeher definierten spirituellen Sphaere.
(26-07-2022, 16:13)Rosenzweig schrieb: Leben als "bestimmte Eigenschaften und Prozesse" sagt mir überhaupt nichts, es irritiert vielmehr.
"Leben" ist ein Systembegriff. Wir heften diesen Begriff an einen Komplex von verschiedenen beobachtbaren Vorgaengen. Im Prinzip haben wir es dabei mit einem fliessenden Uebergang von der "unbelebten" zu der "belebten" Welt zu tun, weil die Definition von Leben nicht ganz klar umreisst, welche Vorgaenge und Eigenschaften wir als unbedingt notwendig fuer die Bezeichnung "Leben" betrachten. Am deutlichsten wird das bei der Diskussion, ob Viren leben oder nicht. Sie haben z.B. gewisse Bauplaene fuer Proteine dabei, die von den herkoemmlichen Proteinfabriken von Lebewesen uebersetzt werden koennen, bestimmte Schluesselproteine zum Eintritt in Zellen, etc., aber sie tun alleine nichts, was wir sonst mit Leben verbinden, wie z.B. durch einen Energiestoffwechsel eigene Bewegungen anzutreiben. Sie koennen sich auch nicht selbst vermehren, ein anderes System, was wir mit "Leben" assoziieren. Am wichtigsten ist aber der Energiestoffwechsel selbst, der elektrochemische Potentiale aufbaut, die sowohl fuer den Stoffaustausch zwischen dem abgeschlossenen System, das wir als Lebewesen bezeichnen, und seinem "Aussen" notwendig sind, als auch fuer die Kommunikation. Diese elektrochemischen Phaenomene sind es, die uns normalerweise etwas als lebendig bezeichnen lassen. Wie die funktionieren, ist bis ins Detail verstanden und kann auch nachgebaut werden.
(26-07-2022, 16:13)Rosenzweig schrieb: Was durch deine Behauptung angeblich "bestimmt" sein soll, ist nicht bestimmt worden. - Mit solch leeren Behauptungen kann ich überhaupt nichts anfangen.
Ach komm, natuerlich ist das bestimmt worden. Jeder Doktor kann den Tod, also die Abwesenheit von Leben, feststellen. Wie er das macht, ist bekannt und so natuerlich auch "bestimmt" worden. Frueher geschah das nach mechanischen Kriterien (Atem, Herzschlag), heute nach den diese antreibenden elektrochemischen Prozessen, also Messung der elektrischen Produktion des Koeprers via EKG oder EEG. "Wir" (in dem Fall stellvertretend der Arzt oder Sanitaeter) stellen den Tod fest, wenn die elektrochemischen Potentiale weg sind.
(26-07-2022, 16:13)Rosenzweig schrieb: Sicher sein für etwas, das mit leeren Behauptungen gespickt ist, ist mit reichlich suspekt.
Nun, mag sein, dass ich als Biochemiker bei meinen Gespraechspartnern zuviel voraussetze, aber das geht eigentlich nicht ueber Schulstoff der 1970-80er hinaus.
(26-07-2022, 16:13)Rosenzweig schrieb: Außerdem finde ich die Verwendung des "wir" seltsam.
"Wir" als Menschheit. Was Leben ist, wissen wir seit langem, und das ist gut verstanden. Unsere Wissensbarrieren bestehen im Bereich, wie Gedaechtnis oder Denken im Detail ablaeuft, aber das hat keinen Einfluss auf unser Verstaendnis von Leben an sich. Auch ein Bakterium lebt, und das hat kein Gehirn oder irgendetwas annaehernd Komplexes.
Das ist aber eigentlich alles hier nicht Thema. Hier geht's ja um das Abarbeiten an einem anderen kreationistischen Talking Point.