Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Feinabstimmung der Naturkonstanten
#52
(23-08-2022, 21:28)Ekkard schrieb:
(23-08-2022, 15:50)Reklov schrieb: Du selber kannst gar nicht erläutern, warum es keinen "Planer" benötigen soll, denn Du selbst bist ein Teil dieses Planes. Auch stimmige naturwissenschaftliche Resultate können dazu nichts beitragen! So bemerkt ja immerhin einer, wie Prof. Harald Lesch, dass es uns gar nicht geben dürfte, wenn Einsteins bekannte Energie-Formel als Maßstab herangezogen wird.
Es genügt diese kurze Sentenz, um die relativ fruchtlose Diskussion zu verstehen.

1. Naturwissenschaftliche Beschreibungen von was auch immer, haben keine weltanschauliche Konsequenz. Denn (natur-) wissenschaftliche Methoden schließen weltanschauliche Grundannahmen (Axiome) aus.
2. Was eine Autorität auch immer von sich gibt: Weltanschaulich kann man daraus gar nichts ableiten.

Wir bewegen uns also im geistigen Niemandsland zwischen Sach- und Deutungsebene.
Ein Ergebnis ist so nicht zu gewinnen. Namentlich die Feinabstimmung der Naturkonstanten gibt in dieser Beziehung nichts her.

Entweder: wir argumentieren naturwissenschaftlich (Sachebene) oder gesellschaftspolitisch/soziologisch (Ebene der Deutung und Bedeutung). Auf der soziologischen Seite kann man sehr wohl postulieren, das feine Gewebe dieser Welt insbesondere für uns selbst zu erhalten. Eine Gottesvorstellung kann darin hilfreich sein, sich verantwortlich zu verhalten. Aber das ist eine rationale Entscheidung unter der Prämisse, dass es uns Menschen noch eine Weile geben sollte. Das sind aber keine naturwissenschaftlich zu belegenden Vorstellungen!

Hallo Ekkard und Ulan,

keiner von euch wird sich ja dagegen sträuben, dass jedes Weltbild (auch das wissenschaftliche!) von den beiden großen Ebenen des Bewussten und Unbewussten "erzeugt" wird.

Dass bereits in früheren Zeiten daran gezweifelt wurde, ob uns unser Gehirn eine "reale", oder nur eine "wirkliche" Welt präsentiert, veranlasste die großen Denker zu Aussagen, Argumenten und Gegenargumenten, die aber alle nicht beweisbar waren.

Prof. Dr. Dr. Gerhard Roth ein deutscher Philosoph, Zoologe, Biologe und Hirnforscher kann den Aufbau und die Arbeitsweise unseres Gehirns über Schrift und graf. Darstellungen auch einem interessierten Laien sehr gut vermitteln - bis hinein in die kleinsten chem. Prozesse

Er meint zu dem schwierigen Thema:

>> Es ist plausibel, dass es eine bewusstseinsunabhängige Welt gibt, Realität genannt, in der reale Wesen mit realen Gehirnen existieren und bestimmten Überlebensbedingungen unterliegen. Aufgrund der Verarbeitung von Sinnesreizen entstehen in manchen Gehirnen in einem gigantischen Netzwrk mit Milliarden Nervenzellen und Trillionen Synapsen Modelle der Umwelt und des eigenen Körpers, die der Verhaltenssteuerung dienen.
Dies geschieht in Kombination paralleler, konvergenter und divergenter Verschaltung und einer Mischung angeborener und erlernter Informationen und fügt sich auf der Bewusstseinsebene zur Wirklichkeit als der einzig uns erfahrbaren Welt zusammen.

Auch die empirischen Wissenschaften (einschließlich der Neurowissenschaften) haben nur mit der Wirklichkeit zu tun. Allerdings handelt es sich bei ihren Modellen in der Regel um empirisch und sozial bestätigte Aussagen, jedoch nicht um "objektive" Aussagen über die Realität.

Jeder Neurobiologe geht heute davon aus, dass wir nur ein Konstrukt unseres Gehirns erleben, ein Bild der Welt, welches im Gehirn erzeugt wird. Wir haben also schon rein Neurobiologisch keinen direkten Zugriff auf die Realität, sondern nur Zugriff auf die Informationen, die von unseren Sinnesorganen kommen. Diese Informationen können wir nicht überschreiten.

Wir haben also eine hypothetische Welt, die wir annehmen müssen, sonst wäre die Arbeit von Neurobiologen und Biologen völlig sinnlos. In diesen Modellwelten leben wir selber, denn wir selber, als bewusstes Ich, sind ja ein Konstrukt innerhalb diesem Modell.

Das Interessante als Schlussfolgerung daraus ist, dass die empirischen Wissenschaften, auch die Neurowissenschaft, nur mit der Wirklichkeit zu tun haben - und wenn ich ein Gehirn studiere, wie ich es gestern im Labor gemacht habe, dann sehe ich da ein Bild, das mein Cortex erzeugt hat, ich sehe nicht die Realität.
Dieses Bild könnte ich untersuchen und auch manipulieren. Jeder Neurobiologe geht heute davon aus, was wir erleben, ist die Wirklichkeit aber nicht die Realität, die uns völlig unzugänglich ist.

Das heißt, dass auch die empirischen Wissenschaften, die Naturwissenschaften keine objektiven Aussagen über die Realität herstellen oder machen können.
Was wir tun können, ist Sinneserfahrungen miteinander zu vergleichen und möglichst plausible Deutungen davon herzustellen, die aber nicht nur individuell, sondern auch sozial bestätigt sind.

Das ist ja das Geschäft des Wissenschaftlers, dass er bestimmte Redeweisen, Denkweisen und soziale Interaktionsweisen lernen muss, um überhaupt als Wissenschaftler tätig zu werden.
Wir leben in einer konstruierten Welt und sind selbst ein Konstrukt, genauso das Gehirn, das wir als Neurowissenschaftler untersuchen.
Jedenfalls ist dies die Vorstellung, die am besten mit allen derzeit verfügbaren Wissensinhalten übereinstimmt.

Was ich also als Gehirnforscher beobachten kann, ist auch ein Konstrukt meines realen Gehirns und tritt in meiner Wirklichkeit auf. Ich habe ein Modell der Welt, einschließlich mir, als Beobachter. Was ich beobachten kann, ist die Welt in der Wirklichkeit, nicht die objektive Welt. Außerhalb dieser Welt, welche uns von unserem Gehirn vermittelt wird, können wir nichts sagen!
Dass wir, trotz der gemachten Fortschritte in den Naturwissenschaften, den objektiven Tatsachen irgendwie näher kommen, bleibt vorerst eine Hoffnung. Auch in den Neurowissenschaften verflüchtigen sich Annahmen, die als felsenfest galten.

Besonders auf meinem Fachgebiet bin ich skeptisch, denn es könnte sein, was ich nicht prinzipiell ausschließen will, dass Wahrnehmung und Denken nichts mit Nervenfeldern zu tun haben. Ich bin eben ein methodischer und optimistischer Realist, sonst würde ich nicht weiter im Labor arbeiten, aber ein letzter Skeptizismus ist immer dabei.
Wir können nichts weiter machen, als den ersten, den anderen und dritten Befund miteinander vergleichen und ein möglichst rundes und plausibles Modell daraus machen. Mehr können wir nicht. Wir können hoffen, dass es uns in Richtung Wahrheit führt.
Der menschliche Geist, wobei ich hier nicht den metaphysichen Begriff meine, ist vom Gehirn nicht zu trennen. Das Gehirn erfindet sich seinen Geist als einen eigenständigen Zustand. Damit ist auch das Selbstbewusstsein verbunden. Den Unterschied zu einem Tiergehirn, welches dies offenbar nicht hat, kann man messen.

Das Selbstbewusstsein braucht allerdings bestimmte Vorbedingungen, damit es entstehen kann. Wie Neurologen herausgefunden haben, gibt es auch nicht das ICH, sondern mehrere ICHE. - D.h., ein vorher völlig gesunder Mensch kann morgens aufwachen und weiß wegen eines Hirnschlags nicht mehr, wer er selber ist, wo er ist, kann Gesichter nicht mehr sehen. Unser Selbstbewusstsein kann also auf Grund neurologischer Schäden selektiv ausfallen. Hume hatte also recht, dass wir ein schwankendes Bündel von vielen Teilchen sind. Insbesondere bei der sozialen Interaktion ist das ICH ein wertvolles Konstrukt. <<

(Quelle: Ein YouTube Auszug "Über den Menschen")

Meine Anmerkung: Wie man sieht, gibt es nicht nur in den Religionen den Begriff Hoffnung ... Icon_razz 

Gruß von Reklov


Nachrichten in diesem Thema
Feinabstimmung der Naturkonstanten - von lehmi - 26-07-2022, 09:27
Konstanten und Verhältnisse - von Rosenzweig - 26-07-2022, 10:38
RE: Konstanten und Verhältnisse - von Ulan - 26-07-2022, 14:13
Behauptungen suspekt - von Rosenzweig - 26-07-2022, 16:13
RE: Leben - von Ulan - 26-07-2022, 17:16
RE: Behauptungen suspekt - von Geobacter - 26-07-2022, 18:12
RE: Konstanten und Verhältnisse - von Reklov - 01-08-2022, 09:22
Veränderung - von Rosenzweig - 27-07-2022, 13:08
RE: Feinabstimmung der Naturkonstanten - von Reklov - 24-08-2022, 14:32

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste