(11-01-2023, 09:24)Farius schrieb: Zuerst: Natürlich und vor allem sind Naturgesetze im Zusammenhang mit "Wundern" als Gesetze im üblichen Sinne zu betracheten. Denn wer ein Wunder im Sinne von Zauberei vollbringt muss ja die Naturgesetze brechen, um einen Effekt zu erreichen. Ich finde die Annahme durchaus berechtigt, dass Jesus seine Aussage auch auf die Naturgesetze bezog.
Ich finde eine solche Annahme nicht berechtigt, weil Jesus, wenn er vom Gesetzen redet, immer die Tora meint. Und dass Du die Bedeutung von "Naturgesetz" umdefinieren musst, um zu Deiner Ansicht zu kommen, macht diese Auslegung auch nicht gerade besser.
(11-01-2023, 09:24)Farius schrieb: Dem seit Geburt gelähmten fehlten doch vielleicht Sehnen, sicher aber einige Kiligramm Muskelmasse, Gelenkschmiere und so. Dass hier sein Glaube allein und wenn ja an was? dies hätte entstehen lassen innert ein paar Minuten - da hege ich meine Zweifel.
Deine mechanistische Betrachtungsweise laesst mich daran zweifeln, dass Du ueberhaupt ueber den Sinn dieser Bibelpassagen nachgedacht hast. Dabei wird die Botschaft so gut wie jedes Mal deutlich gemacht. Es geht nicht nur um die schon von mir zitierte Passage, die nur deutlich sagt, dass es der Glaube ist, der heilt, sondern findet sich ueberall. Hier ein Beispiel aus Johannes 5:
"6 Als Jesus ihn dort liegen sah und erkannte, dass er schon lange krank war, fragte er ihn: Willst du gesund werden?"
Man muss nur glauben und wollen! Auch Petrus haette auf dem Wasser gehen koennen, wenn er geglaubt haette. Die Botschaft ist immer wieder dieselbe: Deine Begrenzungen bestehen nur, weil Du nicht glaubst.
Wohlgemerkt, ich glaube nicht an diese Botschaft. Ich halte sie sogar fuer negativ, weil hier Kranken zugeschrieben wird, sie truegen die Schuld an ihren Fehlern, weil sie Suender sind. Trotzdem ist dies die Botschaft, die die Wunder vermitteln wollen.
(11-01-2023, 09:24)Farius schrieb: Nun, die Erde kein Schöpfungsakt?? Was dann?
Wir haben doch eine ganz gute Idee, wann und wie die Erde entstanden ist? So etwas passiert auch heute noch ueberall im All, und wir koennen heutzutage sogar zuschauen.
(11-01-2023, 09:24)Farius schrieb: Nun, nochmals: Es gibt keine Wunder! Aber ich bin der Ansicht, offensichtlich im Gegensatz zu Dir, dass die Phänomene die wir hier betrachten durchaus möglich sind, ohne Naturgesetze zu verletzen.
Du musst doch schon "Naturgesetze" umdefinieren, um zu dieser Ansicht zu kommen. All dies, um diese Geschichten woertlich nehmen zu koennen.
(11-01-2023, 09:24)Farius schrieb: Und wenn Jesus sichtlich nichts tut, heisst es für mich nicht, dass nichts getan wurde - schliesslich stehen ihm als Sohn Gottes genügend Helfer zur Verfügung.
Nur dass der Text nichts dergleichen sagt. Du machst Deine ureigensten Ergaenzungen, um aus irgendeinem Grund dem Text eine Interpretation aufzudruecken, die er gar nicht mal hat.
(11-01-2023, 09:24)Farius schrieb: Am einen Ort nimmst Du den Text der Bibel wörtlich, am andern nicht.
Es ist nicht mein Problem, dass der Bibeltext sich an vielen Stellen widerspricht und gegenteilige Aussagen macht. Dass die Texte umgeschrieben wurden, um von einem Evangelium zu einem anderen zu kommen, ist heutzutage vollkommen klar. Dass dabei jeweils die Botschaft geaendert wurde, auch. Ich gewichte die Evangelien aber durchaus unterschiedlich, je nach Entstehungszeitraum.
(11-01-2023, 09:24)Farius schrieb: Ich glaube nicht, dass Jesus einfach so behauptete, der Sohn Gottes zu sein und es dann den Zuhörern überlässt, es zu glauben oder nicht.
Es ist zu Dir durchgedrungen, dass die Evangelien hier unterschiedlich argumentieren? Sagt Dir das "messianische Geheimnis" etwas? Also das durchgaengige Motiv im Markusevangelium, dass die Zuhoerer nicht erkennen sollen, wer Jesus ist? Und der Gipfel ist diese Aussage (Mk4, EU):
"11 Da sagte er zu ihnen: Euch ist das Geheimnis des Reiches Gottes gegeben; für die aber, die draußen sind, geschieht alles in Gleichnissen; 12 denn sehen sollen sie, sehen, aber nicht erkennen; hören sollen sie, hören, aber nicht verstehen, damit sie sich nicht bekehren und ihnen nicht vergeben wird."
Also, nicht nur ueberlaesst er es seinen Zuhoerern zu glauben oder nicht, er will auch gar nicht, dass die Zuhoerer ihn erkennen. Sie sollen nicht bekehrt werden. Wenn sie ihn erkennen, dann rein durch ihren Glauben. Der muss schon da sein, nicht durch Jesus gebracht werden.
Das Evangelium, in dem Jesus seine Gottessohnschaft vor sich hertraegt, ist das Johannesevangelium, also das nach Ansicht der Theologen spaeteste. Das Johannesevangelium unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht recht radikal von den synoptischen, und natuerlich am drastischsten vom Markusevangelium.
(11-01-2023, 09:24)Farius schrieb: Er unterstrich seine Aussage mit diesen Phänomenen. Aber den Bösen und Treulosen einen Beweis vorlegen zu wollen ist heute noch vergebens, denn wer es nicht sehen will, der sieht es nicht.
Diese "Phaenomene" sind an den Leser/Hoerer der Evangelien gerichtet, nicht an die Zuhoerer Jesu.
(11-01-2023, 09:24)Farius schrieb: Du kennst mich nicht und betrachtest meine Aussagen als kindliche Phantasien?? So im Sinne ich hätte mir nichts dabei gedacht - und Deine Aussagen seien der Weisheit letzter Schluss - das nämlich würde daraus folgen. Ich gehe von der Ernsthaftigkeit Deiner Aussagen aus und erwarte grundsätzlich dasselbe. Deine Annahme ich phantasiere irgendetwas zusammen ist grundfalsch.
Du addierst eine ganze Reihe von Annahmen, die im Text gar nicht stehen, um zu Deiner Ansicht zu kommen. Hier an der Stelle fantasierst Du hinzu, dass waehrend eines Wunders Sehnen und Muskelmasse erschaffen wurde. Der Text erwaehnt nichts dergleichen. Er sagt nirgendwo, die Geheilten haetten irgendwelche koerperlichen Veraenderungen erfahren. Es geht nur darum, dass sie ihren Glauben finden.
(11-01-2023, 09:24)Farius schrieb: Es muss bei diesen Phänomenen nach Naturgesetzen abgelaufen sein und hier einen Glaubensakt zu vermuten, hiesse die ganze Bibel auf den Prüfstand zu stellen im Sinne von glaub oder lass es.
Ja sicher gehoert die Bibel auf einen Pruefstand. Wieso sollten wir glauben, dass Buecher, die vierzig bis achtzig Jahre nach den Geschehnissen geschrieben wurden - vorausgesetzt dass es sich nicht insgesamt um Parabeln handelt - irgendwelche Details richtig hinbekommen? Das ist reine Glaubenssache.