03-02-2023, 21:56
(02-02-2023, 23:26)petronius schrieb:(02-02-2023, 23:14)Reklov schrieb: So sollte man auch die These, es gäbe ein Ding, das durch sich selbst notwendig ist und die Ursache seiner Notwendigkeit nicht außerhalb seiner selbst hat, sondern die Ursache der Notwendigkeiten aller anderen Dinge ist - nicht einfach als einen absurden menschlichen Gedankengang abtun
sie ist zum einen redundant (wird also schon von ockhams messer "abgeschnitten"), zum andern durch keinerlei evidenz gestützt. das wird bei der bewertung ihrer jeweiligen relevanz eine rolle spielen
Zitat:Deswegen ist es auch gut, dass hier im Forum die unterschiedlichsten Meinungen und Deutungen über die WELT abgegeben werden dürfen
ja sicher - es gibt da evidenzbasierte und dann eben auch frei daherfantasierte. und der unterschied kann und soll klar benannt werden
... Wilhelm v. Ockham (Philosoph und Theologe des Mittelalters) sprach sich dafür aus, dass ein Sachverhalt immer am besten durch eine einfache Erklärung vorgestellt werden soll. Er vertrat mit seiner Theorie also das "Sparsamkeitsprinzip", dass die einfachste Erklärung immer als die Wahrscheinlichste vermutete.

Das widerspricht aber dem, was heute erkannt ist: Die WELT ist nämlich nicht einfach, sondern äußerst vielschichtig, umfassend und undurchsichtig, aus unzähligen temporären, sich entwickelnden und vergehenden Einzeldingen bestehend. Mit Ockhams "Rasiermesser" soll man zwar alle unnötigen Theorien sauber abtrennen, aber wer von uns "Erdenwürmern" wollte schon entscheiden können, was denn unnötig ist? - Betrachtet man z.B. nur mal unseren kleinen Planeten, so wird jeder dem zustimmen, dass der Mensch auf ihm nicht gerade als nötig bezeichnet werden kann. Und obwohl der Mensch sich im Tierreich durchsetzen konnte, ist er nun derjenige, welcher das Gleichgewicht in der Natur empfindlich stört!

Du schreibst: "Evidenzbasiert" - (auf der Basis empirisch zusammengetragener und bewerteter wissenschaftlicher Erkenntnisse erfolgend.)
Solches kann nun jeder leicht auch als "Geschwurbel" bezeichnen, weiß man doch, dass sich menschliche "Gotteslehren" eben nicht über das unseren Sinnen so erscheinende Gegenständliche "beweisen" lassen.
Man kann also noch so viele überflüssige Theorien über "Gott" streichen - es wird deswegen nicht besser aussehen mit unserer begrenzten Einsicht in die absolute Wahrheit", welche uns umfasst!

Man kann es auch so sehen: Relativieren heißt also, im gegenständlichen Forschen nicht etwas als falsch setzen, sondern heißt, seine Verabsolutierung verhindern. Alles Wissen vom Gegenständlichen gilt in bezug auf einen Standpunkt, der die Voraussetzung ist, unter der die Gewissheit zwingend "erscheint". Auch das praktisch für das Handeln "Richtige" gibt es nicht überhaupt und absolut, sondern nur für Situationen und Individuen.
Gruß von Reklov