02-03-2007, 05:30
Hallo Moski :)
Ich denk aber an die Jahre hierzulande, 1933 - da begann etwas sich dran zu aendern, wie die Leute es muendlich machen, up-to-date zu bleiben. Vorher war das "beschaulich", man nahm sich massenhaft Zeit, Maenner mit Maennern und Frauen mit Fruen, restlos ueber alles zu reden, reihum jeder jeden begutachten koennend, wer neu ist - austesten - eingemeinden oder den ausgrenzend aufs Podest abstellen ("der Graben zwischen denen mit und ohne Schluessel" in geschlossenen Systemen, siehe Erving Goffman "Asyle")
Die "neue Zeit" unterbrach erstmal das sehr "dynamisch": es wurde ein sehr aktives Beschaeftigen der Leute entwickelt, das zog die Geflechte auseinander, man bekam nicht mehr die Zeit, jemanden oder etwas zu beurteilen - schon 6 Jahre danach kam der Krieg, riss die ganze Mittelgeneration aus den Geflechten, und die tonangebenden vorherigen muendlichen Autoritaeten wurden unerreichbar im oeffentlichen Austausch, dazu boch Maulkorb drauf und Terror grundasaetzlich in Orten von anderen, die einen weniger einornen konnten und fertig war die Nation - jeder tat etwas, so weit nur er allein sehen konnte und nachher war alles in Truemmern und "niemand" hatte was "gemacht" - aber irgendwer muss "das" gewesen sein - seitdem herrscht dieses aufgeuferte Misstrauen, dass, wenn "es" "niemand" tat, aber "wir" waren "es" - dann kaeme "jeder" infrage.
Da gegen hilft auch kein Lesen, denke ich. Man kann sich eine Welt zuschneidern aus Buechern, die es ueberhaupt nie gab, aber Buecher machen sie zu einer Art "Jetzt, wo ich's lese".
Da erfahre ich nicht: "wer ist "man"?" wenn ich schliesslich glaube, es gebe so ein "man" hinter mir. Die koennen schon tot sein, koennen addiert sein aus gegensaetzlichen Wirklichkeiten. Es ist also auch ein Realitaetsrisiko, sich eine "Welt" anzulesen.
Klar, mein Trend zum Zweitbuch ist auch unuebersehbar, und wo ich herkomme, ist die ganze Nation belesen, jeder Arbeiter stellt sich ne Bibliothek ein und las das auch, es ist unser Stolz, mein aeltest-gefundener Vorfahr kam in die Zeitung fuer die gute Idee, nicht nur Buecher zu lesen, sondern auch solche zu kaufen, etc.
Bei den uns benachbarten Russen unterschied sich die gehobene Stadtbevoelkerung durch "Literatur" d.h.gebundene Buecher, gegenueber der andern mit Flugblaetter-Umfang an Lesestoff - Bibeln las man bei Orthodoxen nicht zuhause auch nochmal, also mal ein Bauernkalender - das war's. Sowie man aber willkuerlich ueberall etwa jeden 3.Menschen rausriss, deportierte, mixte, ermordete, jeden alleine woanders verrecke lassend, waehrend die Angehoerigen immer noch meinten, der komme wieder - und alles Land zu Staedtern ohne Sippen zu machen begann, waren beide hilflos, Stadt und Hinterland waren nicht mehr sie selbst - der sich vergewissernde muendliche Austausch wurde verhindert und jeder war alleine.
Da half auch nicht Belesenheit sofort.
Dann tauschte man alle 10 Jahre denen, die lesen, kurzerhand den ganzen Lesestoff gegen "bereinigten" aus, noetigte die Menschen auch noch, zu loben, was sie unterdrueckte, dauernd wieder und laut_bittschoen_aber_dalli! - und in der Zeit kann man auch nichts reden.
Der Jubel-Sozialismus machte den Einzelnen noch einsamer - und dann fuerchtet man sich "namenlos": da ist was schlimm, nur hat man keinen Namen, wer es sei.
Jeder Mensch braucht aber andere zu mehreren Zeiten im Leben: bio-logich - moderne Zeiten lassen dies Thema schlicht weg - und das war's.
Wie auch immer, der Schaden ist auch noch gar nicht klar, was es bereits ausmacht, wenn gleiche Woerter noch da sind, aber beim einen ganz anders mit Bedeutung gefuellt sind als beim andern. Man "meint" dann, etwas gehoert / gelesen zu haben, was der andere gar nicht "meint" gesagt zu haben. Bis man drauf kommt, das dauert. Nimm mal das Wort "Bruederlichkeit" - in 1 Personen-Familien?
In Religions-Disputen stoesst man auch unweigerlich darauf, wie extrem verschieden der Hintergrund sein kann, von dem die Rede ist. Ich lern das auch erst eben.
Aber da gibt es noch was, man nennt es "Stallgeruch": das ist etwas Grundlegend biologisch Wichtiges, spontan zu merken: das ist einer von "uns".
Schau mal, hier im Islam-Bereich unseres Forums, wo ich ja nur aushelfe: ich kann mich weitgehend in deren Lage versetzen und unfairen Angriffen was entgegensetzen, Augemerk auf meine Begriffe von "unfair" aus unserer Kultur her - ich hab es insofern dann leichter, weil ich weiss, was "man" sagen muesste und der Angreifer wuerde es verstehen.
Wenn Du mal weiter zurueck blaetterst, wirst Du aber sehen, mein "Stallgeruch" stimmt nicht nach hier hin, denn ich bin eben nicht Muslim selber. Diese wiederum, verteidigend wie "man" es bei ihnen begriffe - die formulieren selbst Satzteile anders, bauen Argumente ganz anders aus und - erreichen nur, dass unsere andern noch unfairer werden.
Es ist buchstaeblich so kontrair wie man von rechts nacch links oder von links nach rechts schreibt, liest, argumentiert oder folgert. Um sich zu beruehren auf einer Austausch-Ebene kann man nicht irgendwo historisch gewachsene Systeme parallel vergleichen wollen. Jedes hat Unterbau und an den Wurzeln - auch parallel - da koennte man einsetzen - aber ist etwas parallel, was historisch sogar auch aus einander her auf schon Fertigem aufbaute?
Der "gemeinsame Sinai" - und dann hopp: Judentum - hopp: Christentum - hopp: Islam? - auch das stimmt nicht so. Jedes trug eine weitere Hintergrund-Welt in die Gruendungs-Urkunden rein. Die Hellenenwelt im Christentum entstand wesentlich spaeter als die Thorah - und Judentum erlebte Hellenen als militant, zynisch und im Argumentieren Leute zu Paradoxen leitend und so die Selbstverstaendlichkeit jeder Eintracht von Gemeinschaften aufloesend. Vorher war Eintracht, parallele, jeder seine, eine Moeglichkeit zu Ausrausch und Handel und Kommunikation - so ein Moses, Abraham, Jakob - das faellt kaum jemandem auf: die kommen doch interkulturell mit allen zurecht? Josef benutzt zur "Verkleidung" einen Dolmetscher! - so gut kam man sonst ohne sowas zurecht! Seine Brueder haetten ihn sonst schon sofort als ihren Bruder erkannt!
Der Islam kam wiederum von einem Gesellschaftsbild her, dass noch vor-national in Sippen und Staemmen betont kollektiv 1-fuer-alle-alle-fuer-einen lebte, wie juden schon viel individueller prueften, war jeder mitmachen wuerde und was nicht - und als Christen schon 1-gegen-alle zur Norm erhoben.
Und das ist es, was jene Muslime in England bemerken.
Ihre Kinder, mit andern auf-eins geschult - wenn das wie aus der Arbeitswelt angestrebt einzeln versetzbare Leistungs-Erbringer werden, ab der Kinderkrippe, verlieren den eigenen "Stallgeruch" auf immer. Und der kommt auch nicht wieder durch hie und da einen Moschee-Besuch, Lesen des Qur'an oder ein tuerkisches Fest - das war nie frueher so und ist nie flaechendeckend typisch islamisch "so" gewesen, sondern unter dem Dach war betonter die muendliche Kultur und wen man morgens zum Beten traf, war die Familie, wen abends, der Stamm.
Wer hatte denn zuerst den Beruf des Erzaehlers? Man palaverte zweimal taeglich nach dem Beten wie die Christen des Mittelalter nach der Fruehmesse - der Entscheidungs-Zeit-Bogen reichte 24 Stunden weit, dann wurde neu abgestimmt, was "man" meint, sagt, tut oder laesst. Bei Juden am Sabbath, der ausschliesslich dafuer die beste Zeit war. Diese Welten sind weg bei allen!
Das war ein sozialer Beruf: stets sammelten sich muessige Leute vor einem Erzaehler - und "hasta manana" - was man grad im Begriff war zu tun, wurde unterbrochen, es wurde wieder neu alles besprochen, palaver-palaver - durchhetzende Europaeer mit nem Buch-vorm-Kopf kriegten dann einen Koller! Der subtropische Guertel wirkte auf sie zu gemaechlich.
Mit dem Hetzen ging die Froehlichkeit, die Unbefangenheit und das "Wissen, ob sie Seele mitgekommen ist", nach da, wo man ist, abhanden.
Es waren fast immer um die 90 Prozent Analphabeten, um subtropischen Bereich. Richter lernten in Buechern, andere vom Mitmachen. Vaeter ordnen an, das wird nicht hinterfragt, dafuer halten sie auch den Kopf fuer jeden hin. Das findest du in Europas Literatur so aber nicht ausgebildet. Wir lehren Aufstand gegen Vaterfiguren jeder Ebene. Ob sprachlich verfeinert oder plump.
In meiner Mutter Heimat Estland umgekehrt: schon vor 150 Jahren las dort jeder Buecher, hielt sich 1-2 nicht uninteressante Zeitungen mit Berichten aus aller Welt notfalls als Lesezirkel, und schrieb sich mit Verwandten ueber jede Distanz quer durch die Welt Briefe. Aber da galt auch noch, dass immer nur 1 zentrale Person die Kontakte verwaltet und sortiert und deren Einstufung macht.
Wesentlich fuer das Ueberdauern von Diktaturen blieb aber trotzdem nur der muendliche Austausch, der sehr schnell zu machen moeglich war. Aber nur, solange der "Stallgeruch" da ist.
Unser Volk war winzig und an Besatzungen adaptiert. Auch das klappt nicht mehr, wenn man im subtropischen Raum alles Volk zu 1 Grosstadt-Islamist machen will, der mit Koranversen hantiert, um zu erwaehnen, er sei ein Muslim, und dann als sei das eine welt von beliebig austauschbaren Einzelversatzstuecken Mensch.
Das waren sie nie, das wird es also auch nicht in deren Augen.
Die Massenfluktuation irritiert, Du merkst es an Namenslisten:
Es werden immer weniger vielfaeltige Namen getragen. Frueher konnte man am Namen die Region ablesen und auf Sippen folgern, und danach richtete man sich unwillkuerlich, doch war es praktisch.
Heute findest du bei dem, was sich in Schriften meldet, von Indonesien ueber den Vorderen Orient bis Marokko und USA etwa noch 20 Namen im Umsatz, die machen einen anonym.
Als das mit dem WTC passierte, meldeten sich erschrocken an die 20 "Mohammed Attas", damit man nicht deren Familie hauen sollte fuer einen "solchen" Sohn!
Warum aber nennen so viele Menschen ihre Kinder "eindeutig" wie "jeden"? Sie muessen mangels Austausch in den andern Geflechten schon schreien: auch ich bin ein Muslim. Man kann es sich nicht "leisten" sich auf einen "lokalen" Helden zu beziehen, weil: die vielen Staaten, die zwischendurch erst Koenige und dann Sozialisten bauten, haben den subtropischen Guertel zu einer Zone der obdach-unsicheren internen Diaspora gemacht - und die im Exil glauben noch an eine Welt, wie sie vorher da war, auf so eine koenne man noch rechnen. Doch da sitzen Agitatoren.
Wenn al-Musawi von nur noch 70 Prozent Analphabeten spricht, wuerde ich fast annehmen, dass unter der 30 lesen-Koennenden 15 Mohammed heissen... Deren Medien helfen dem sogar recht simpel nach: da war ein kleiner Junge, der in ein Gefecht lief, um es anzusehen und etwas mitzuspielen, was dessen Tod wurde. Der hiess in der ersten Meldung noch "Rami" -
Zitat:Millionen Menschen, die man in eine Falle locken kann, gegen ihr Land und ihre Gesellschaft, einfach weil sie nicht lesen.- darin seh ich das Problem weniger, denn alt-Bevoelkerungen mit starker sozialer Auf-einander-Verwiesenheit haben einen starken Informations-Austausch, der durchaus up-to-date sein kann und politisch ausgereiftes Beurteilen erlaubt. Unsere grossen Kulturen entstanden aus wirklich durchgefuehrten Gedanken-Austaeuschen bis zu gefundener Uebereinstimmung fast aller Beteiligten - und das braucht eben eine dafuer jederzeit einschaltbare eigene Gespraechszeit an Zeit. Moderne hat das nicht. Wer arbeitet, ist im Tages, ja Stundenstress, informatorisch das Neuste zu wissen, wer keine Arbeit findet, hat keinen Kreis mehr da, nur ebenfalls Arbeitslose - das kennzeichnet keine gewachsene Gesellschaften, denn die sind nur in 1 Punkt gleich - schon nicht darin, welche arbeit sie machen wuerden, gaebe man welche. "Arbeit" ist da nur noch "Lohntuete", aber inhaltlich nix Betimmbares. Also liegt viel rum an ungetanen Arbeiten, fuer die nur grad niemand zahlt - das verschiebt ganze Welten im Thema.
Ich denk aber an die Jahre hierzulande, 1933 - da begann etwas sich dran zu aendern, wie die Leute es muendlich machen, up-to-date zu bleiben. Vorher war das "beschaulich", man nahm sich massenhaft Zeit, Maenner mit Maennern und Frauen mit Fruen, restlos ueber alles zu reden, reihum jeder jeden begutachten koennend, wer neu ist - austesten - eingemeinden oder den ausgrenzend aufs Podest abstellen ("der Graben zwischen denen mit und ohne Schluessel" in geschlossenen Systemen, siehe Erving Goffman "Asyle")
Die "neue Zeit" unterbrach erstmal das sehr "dynamisch": es wurde ein sehr aktives Beschaeftigen der Leute entwickelt, das zog die Geflechte auseinander, man bekam nicht mehr die Zeit, jemanden oder etwas zu beurteilen - schon 6 Jahre danach kam der Krieg, riss die ganze Mittelgeneration aus den Geflechten, und die tonangebenden vorherigen muendlichen Autoritaeten wurden unerreichbar im oeffentlichen Austausch, dazu boch Maulkorb drauf und Terror grundasaetzlich in Orten von anderen, die einen weniger einornen konnten und fertig war die Nation - jeder tat etwas, so weit nur er allein sehen konnte und nachher war alles in Truemmern und "niemand" hatte was "gemacht" - aber irgendwer muss "das" gewesen sein - seitdem herrscht dieses aufgeuferte Misstrauen, dass, wenn "es" "niemand" tat, aber "wir" waren "es" - dann kaeme "jeder" infrage.
Da gegen hilft auch kein Lesen, denke ich. Man kann sich eine Welt zuschneidern aus Buechern, die es ueberhaupt nie gab, aber Buecher machen sie zu einer Art "Jetzt, wo ich's lese".
Da erfahre ich nicht: "wer ist "man"?" wenn ich schliesslich glaube, es gebe so ein "man" hinter mir. Die koennen schon tot sein, koennen addiert sein aus gegensaetzlichen Wirklichkeiten. Es ist also auch ein Realitaetsrisiko, sich eine "Welt" anzulesen.
Klar, mein Trend zum Zweitbuch ist auch unuebersehbar, und wo ich herkomme, ist die ganze Nation belesen, jeder Arbeiter stellt sich ne Bibliothek ein und las das auch, es ist unser Stolz, mein aeltest-gefundener Vorfahr kam in die Zeitung fuer die gute Idee, nicht nur Buecher zu lesen, sondern auch solche zu kaufen, etc.
Bei den uns benachbarten Russen unterschied sich die gehobene Stadtbevoelkerung durch "Literatur" d.h.gebundene Buecher, gegenueber der andern mit Flugblaetter-Umfang an Lesestoff - Bibeln las man bei Orthodoxen nicht zuhause auch nochmal, also mal ein Bauernkalender - das war's. Sowie man aber willkuerlich ueberall etwa jeden 3.Menschen rausriss, deportierte, mixte, ermordete, jeden alleine woanders verrecke lassend, waehrend die Angehoerigen immer noch meinten, der komme wieder - und alles Land zu Staedtern ohne Sippen zu machen begann, waren beide hilflos, Stadt und Hinterland waren nicht mehr sie selbst - der sich vergewissernde muendliche Austausch wurde verhindert und jeder war alleine.
Da half auch nicht Belesenheit sofort.
Dann tauschte man alle 10 Jahre denen, die lesen, kurzerhand den ganzen Lesestoff gegen "bereinigten" aus, noetigte die Menschen auch noch, zu loben, was sie unterdrueckte, dauernd wieder und laut_bittschoen_aber_dalli! - und in der Zeit kann man auch nichts reden.
Der Jubel-Sozialismus machte den Einzelnen noch einsamer - und dann fuerchtet man sich "namenlos": da ist was schlimm, nur hat man keinen Namen, wer es sei.
Jeder Mensch braucht aber andere zu mehreren Zeiten im Leben: bio-logich - moderne Zeiten lassen dies Thema schlicht weg - und das war's.
Wie auch immer, der Schaden ist auch noch gar nicht klar, was es bereits ausmacht, wenn gleiche Woerter noch da sind, aber beim einen ganz anders mit Bedeutung gefuellt sind als beim andern. Man "meint" dann, etwas gehoert / gelesen zu haben, was der andere gar nicht "meint" gesagt zu haben. Bis man drauf kommt, das dauert. Nimm mal das Wort "Bruederlichkeit" - in 1 Personen-Familien?
In Religions-Disputen stoesst man auch unweigerlich darauf, wie extrem verschieden der Hintergrund sein kann, von dem die Rede ist. Ich lern das auch erst eben.
Aber da gibt es noch was, man nennt es "Stallgeruch": das ist etwas Grundlegend biologisch Wichtiges, spontan zu merken: das ist einer von "uns".
Schau mal, hier im Islam-Bereich unseres Forums, wo ich ja nur aushelfe: ich kann mich weitgehend in deren Lage versetzen und unfairen Angriffen was entgegensetzen, Augemerk auf meine Begriffe von "unfair" aus unserer Kultur her - ich hab es insofern dann leichter, weil ich weiss, was "man" sagen muesste und der Angreifer wuerde es verstehen.
Wenn Du mal weiter zurueck blaetterst, wirst Du aber sehen, mein "Stallgeruch" stimmt nicht nach hier hin, denn ich bin eben nicht Muslim selber. Diese wiederum, verteidigend wie "man" es bei ihnen begriffe - die formulieren selbst Satzteile anders, bauen Argumente ganz anders aus und - erreichen nur, dass unsere andern noch unfairer werden.
Es ist buchstaeblich so kontrair wie man von rechts nacch links oder von links nach rechts schreibt, liest, argumentiert oder folgert. Um sich zu beruehren auf einer Austausch-Ebene kann man nicht irgendwo historisch gewachsene Systeme parallel vergleichen wollen. Jedes hat Unterbau und an den Wurzeln - auch parallel - da koennte man einsetzen - aber ist etwas parallel, was historisch sogar auch aus einander her auf schon Fertigem aufbaute?
Der "gemeinsame Sinai" - und dann hopp: Judentum - hopp: Christentum - hopp: Islam? - auch das stimmt nicht so. Jedes trug eine weitere Hintergrund-Welt in die Gruendungs-Urkunden rein. Die Hellenenwelt im Christentum entstand wesentlich spaeter als die Thorah - und Judentum erlebte Hellenen als militant, zynisch und im Argumentieren Leute zu Paradoxen leitend und so die Selbstverstaendlichkeit jeder Eintracht von Gemeinschaften aufloesend. Vorher war Eintracht, parallele, jeder seine, eine Moeglichkeit zu Ausrausch und Handel und Kommunikation - so ein Moses, Abraham, Jakob - das faellt kaum jemandem auf: die kommen doch interkulturell mit allen zurecht? Josef benutzt zur "Verkleidung" einen Dolmetscher! - so gut kam man sonst ohne sowas zurecht! Seine Brueder haetten ihn sonst schon sofort als ihren Bruder erkannt!
Der Islam kam wiederum von einem Gesellschaftsbild her, dass noch vor-national in Sippen und Staemmen betont kollektiv 1-fuer-alle-alle-fuer-einen lebte, wie juden schon viel individueller prueften, war jeder mitmachen wuerde und was nicht - und als Christen schon 1-gegen-alle zur Norm erhoben.
Und das ist es, was jene Muslime in England bemerken.
Ihre Kinder, mit andern auf-eins geschult - wenn das wie aus der Arbeitswelt angestrebt einzeln versetzbare Leistungs-Erbringer werden, ab der Kinderkrippe, verlieren den eigenen "Stallgeruch" auf immer. Und der kommt auch nicht wieder durch hie und da einen Moschee-Besuch, Lesen des Qur'an oder ein tuerkisches Fest - das war nie frueher so und ist nie flaechendeckend typisch islamisch "so" gewesen, sondern unter dem Dach war betonter die muendliche Kultur und wen man morgens zum Beten traf, war die Familie, wen abends, der Stamm.
Wer hatte denn zuerst den Beruf des Erzaehlers? Man palaverte zweimal taeglich nach dem Beten wie die Christen des Mittelalter nach der Fruehmesse - der Entscheidungs-Zeit-Bogen reichte 24 Stunden weit, dann wurde neu abgestimmt, was "man" meint, sagt, tut oder laesst. Bei Juden am Sabbath, der ausschliesslich dafuer die beste Zeit war. Diese Welten sind weg bei allen!
Das war ein sozialer Beruf: stets sammelten sich muessige Leute vor einem Erzaehler - und "hasta manana" - was man grad im Begriff war zu tun, wurde unterbrochen, es wurde wieder neu alles besprochen, palaver-palaver - durchhetzende Europaeer mit nem Buch-vorm-Kopf kriegten dann einen Koller! Der subtropische Guertel wirkte auf sie zu gemaechlich.
Mit dem Hetzen ging die Froehlichkeit, die Unbefangenheit und das "Wissen, ob sie Seele mitgekommen ist", nach da, wo man ist, abhanden.
Es waren fast immer um die 90 Prozent Analphabeten, um subtropischen Bereich. Richter lernten in Buechern, andere vom Mitmachen. Vaeter ordnen an, das wird nicht hinterfragt, dafuer halten sie auch den Kopf fuer jeden hin. Das findest du in Europas Literatur so aber nicht ausgebildet. Wir lehren Aufstand gegen Vaterfiguren jeder Ebene. Ob sprachlich verfeinert oder plump.
In meiner Mutter Heimat Estland umgekehrt: schon vor 150 Jahren las dort jeder Buecher, hielt sich 1-2 nicht uninteressante Zeitungen mit Berichten aus aller Welt notfalls als Lesezirkel, und schrieb sich mit Verwandten ueber jede Distanz quer durch die Welt Briefe. Aber da galt auch noch, dass immer nur 1 zentrale Person die Kontakte verwaltet und sortiert und deren Einstufung macht.
Wesentlich fuer das Ueberdauern von Diktaturen blieb aber trotzdem nur der muendliche Austausch, der sehr schnell zu machen moeglich war. Aber nur, solange der "Stallgeruch" da ist.
Unser Volk war winzig und an Besatzungen adaptiert. Auch das klappt nicht mehr, wenn man im subtropischen Raum alles Volk zu 1 Grosstadt-Islamist machen will, der mit Koranversen hantiert, um zu erwaehnen, er sei ein Muslim, und dann als sei das eine welt von beliebig austauschbaren Einzelversatzstuecken Mensch.
Das waren sie nie, das wird es also auch nicht in deren Augen.
Die Massenfluktuation irritiert, Du merkst es an Namenslisten:
Es werden immer weniger vielfaeltige Namen getragen. Frueher konnte man am Namen die Region ablesen und auf Sippen folgern, und danach richtete man sich unwillkuerlich, doch war es praktisch.
Heute findest du bei dem, was sich in Schriften meldet, von Indonesien ueber den Vorderen Orient bis Marokko und USA etwa noch 20 Namen im Umsatz, die machen einen anonym.
Als das mit dem WTC passierte, meldeten sich erschrocken an die 20 "Mohammed Attas", damit man nicht deren Familie hauen sollte fuer einen "solchen" Sohn!
Warum aber nennen so viele Menschen ihre Kinder "eindeutig" wie "jeden"? Sie muessen mangels Austausch in den andern Geflechten schon schreien: auch ich bin ein Muslim. Man kann es sich nicht "leisten" sich auf einen "lokalen" Helden zu beziehen, weil: die vielen Staaten, die zwischendurch erst Koenige und dann Sozialisten bauten, haben den subtropischen Guertel zu einer Zone der obdach-unsicheren internen Diaspora gemacht - und die im Exil glauben noch an eine Welt, wie sie vorher da war, auf so eine koenne man noch rechnen. Doch da sitzen Agitatoren.
Wenn al-Musawi von nur noch 70 Prozent Analphabeten spricht, wuerde ich fast annehmen, dass unter der 30 lesen-Koennenden 15 Mohammed heissen... Deren Medien helfen dem sogar recht simpel nach: da war ein kleiner Junge, der in ein Gefecht lief, um es anzusehen und etwas mitzuspielen, was dessen Tod wurde. Der hiess in der ersten Meldung noch "Rami" -