14-03-2007, 17:38
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 22-03-2007, 21:30 von Alanus ab Insulis.)
Hallo Moski,
Ich kann nur sagen, dass ich deinem Beitrag voll und ganz unterstuetze. Ich halte deine Analyse islamischer Bestrebungen fuer ziemlich zutreffend. Und ich tue dies, als glaeubiger Christ, als bekennender Katholik und freiheitsliebender Demokrat.
Du hast gesagt, dass sich dir besonders die Szene zwischen dem evangelischen Funtkionaer und dem muslimischen Vertreter eingepraegt hat. Ich kann dir ein Beispiel geben, dass noch viel weiter geht.
Der Orden des hl. Dominikus, der ordo praedicatorum, unterhaelt in Kairo ein Institut fuer den christlich-islamischen Dialog, allein das ist im Islam schon undenkbar, das Institut Dominicain d'Etudes Orientales.
Das Institut hat sich aber nicht nur einem rein religioesen Dialog verschrieben, sondern auch der wissenschaftlichen und, ich nenne es mal salopp so, auch wenn es vom Terminus problematisch ist, exegetischen Untersuchung des Koran.
Warum schreibe ich dies? Nun ja es hat zwei Gruende. Erstens ich moechte den genuinen Unterschied zwischen Christentum und Islam im Bezug auf seine Dialogfaehigkeit in religioes-doktrinaerer Sicht, als auch politsch-kulturellen Hinsicht herausstellen. Und zweitens, weil ich daran die typisch islamische Problematik des religioesen Fundamentalismus, ohne dies Phaenomen ausschliesslich dem Islam zu zusprechen, aufzeigen moechte.
Ich selbst halte den Dialog fuer das einzig vernuenftige, ja um genau zu sein, das vernunftgemaesse Mittel zum Austausch zwischen einzelnen Menschen und ihren Kulturen und Religionen.
Es gibt keinen anderen Weg als den Dialog, wenn man Anschauungen, seien sie politischer oder religioeser Natur, dem anderen gegenueber nicht aufoktroyieren will, sondern ihn zum Verstaendnis und zur Einsicht bringen will.
Das Problem ist, dass sich genau hier die Geister des Islams und des Christentums scheiden. Waehrend der Islam das Neue Testament und weite Teile des Alten Testamentes verteufelt, und man bedenke, Jesus, David, Mose und Adam werden im Islam als Propheten anerkannt und verehrt, und somit einem gleichberechtigten Dialog gar nicht erst zulassen, versuchen christliche Theologen, eine Auseinandersetzung der islamischen Lehre mit dem christlichen Glauben voranzutreiben, wenn gleich unter dem guten Recht, die eigene Position zu wahren und zu untermauern.
Das Institut Dominicain d'Etudes Orientales ist dafuer ein gutes Beispiel. Die Dominikaner Patres, allesamt studierte Theologen, Philosophen und zumeist auch Islamwissenschaftler, die sowohl arabisch und hebraeisch beherrschen, untersuchen den Koran ebenso kritisch, wie die Bibel und ihren Kanon.
Die Patres nutzen dabei die vielfaeltigen Erkenntnisse der modernen, allgemeinen Religionskunde, der unabhaengigen Islamwissenschaft und der biblischen und islamischen Archaeologie. Allein das schon fuer sich genommen ist mehr als die islamischen Rechtschulen von Damaskus, Kairo und sonst wo ueberhaupt selbst leisten.
Desweiteren nutzen die Patres eben jene Erkenntnisse um auf dem Boden islamischer Denkmuster und Hintergruende einen Dialog ueber die Unterschiede und Missverstaendnisse des Islams und des Christentums aufzubauen.
Und man bedenke ebenfalls, dass es den Patres bei schwerer Strafe verboten ist, zu missionieren, Konvertierungen zu begleiten oder gar durch zu fuehren usw.
Und dennoch halten sie an einem aufrichtigem Dialog fest, weil es ihre Ueberzeugung ist, dass der Dialog ein zentraler Akt christlicher Verkuendigung ist, der nicht mit Gewalt zu erreichen ist. So bezeugt es auch die Enzyklika redemptoris missio.
"Der interreligoese Dialog ist Teil der Sendung der Kirche zur Verkuendigung des Evangeliums. Wenn er als Methode und Mittel zur wechselseitigen Kenntnis und Bereicherung verstanden wird, steht er nicht in Gegensatz zur Mission ad gentes sondern hat vielmehr eine besondere Bindung zu ihr und ist sogar Ausdruck davon. [...] Der Dialog entsteht nicht aus Taktik oder Eigeninteresse, sondern hat Gruende, Erfordernisse und Wuerde eigener Art. Er kommt aus dem tiefen Respekt vor allem, was der Geist, der weht, wo er will, im Menschen bewirkt hat. In ihm beabsichtigt die Kirche, ueber die "Saatkoerner des Wortes" und die "Strahlen der Wahrheit, die alle Menschen erleuchtet" zu entdecken - Saatkoerner und Strahlen, die sich in den Personen und in den religioesen Traditionen der Menschheit finden. Der Dialog gruendet auf der Hoffnung und der Liebe und wird im Geist Frucht bringen. Die anderen Religionen stellen eine positive Herausforderung fuer die Kirche dar; sie regen sie sowohl dazu an, die Zeichen der Gegenwart Christi und des Wirkens des Geistes zu entdecken und anzuerkennen, als auch dazu, die eigene Identitaet zu vertiefen und die Gesamtheit der Offenbarung zu bezeugen, dessen Wahrerin sie zum Wohl aller ist. Daraus entsteht jene Geisteshaltung, die diesen Dialog im Zusammenhang mit der Mission ad gentes beleben soll. Der Dialogpartner muss seinen eigenen Traditionen und religioesen Ueberzeugungen entsprechen und offen sein, um die des anderen zu verstehen, ohne Vortaeuschungen einerseits und Sperren andererseits, sondern im Geist der Wahrheit, Demut und Loyalit䴬 im Wissen darum, dass der Dialog jeden bereichern kann. Dabei darf es keine Verzichtserklaerungen und keine falsche Friedfertigkeit geben. Es braucht das gegenseitige Zeugnis fuer den gemeinsamen Fortschritt auf dem Weg der religioesen Suche und Erfahrung. Dies dient zugleich der Ueberwindung von Vorurteilen, Missverstaendnissen und Intoleranz."
Diese Enzyklika macht aus katholischer Sicht - und man bedenke, dass die sie selbst ueber sich sagt: "die Kirche [ist] der eigentliche Weg des Heiles und [...] sie allein [ist] im Besitz der Fuelle der Heilsmittel" (ebenfalls aus redemptoris missio) - deutlich, dass der Dialog nicht ein Zusatz, sondern zum Wesen der Mission gehoert und gehoeren muss, wenn er im Falle von kulturellen Unterschieden den Glauben aufrichtig und friedfertig verkuenden will.
Es wird hier bezeugt, dass man, auch wenn man von einer grossen Ueberzeugung ausgeht, dennoch nicht die Positionen anderer geringschaetzen darf und kann, sondern im Dialog eben diesen Anspruch mit den Mitteln der Vernunft und des Verstandes erklaeren, verteidigen und ueberzeugen muss.
Ich bin ueberzeugt, wenn jemand diese grundlegende Basis ablehnt, dann ist entweder die Person im Einzelnen intolerant oder aber das ganze System, dass hinter der Person steht.
Dies ist eine bittere Lektion der Geschichte gewesen und auch hier steht der Dominikanerorden exemplarisch als Vorbild. Der Orden, der eine urspruenglich gut gewollte und bewahrende Inquisition voran trieb, hat die Gefahren, das Leid und die Intoleranz jener Unfaehigkeit zum Dialog erlebt und derren schreckliche Folgen fuer den Einzelnen und eine ganze Gesellschaft.
Dies bedeutet ja nicht, dass der eigene Standpunkt aufgegeben werden muss und dass Personen, die von ihm abweichen, auch entsprechend abgegrenzt werden, sondern, dass das eigentlich Gurndlegende im Ueberzeugen nicht die Verurteilung ist, sondern der Dialog.
Und genau dies ist das Problem des Islams. Der Islam, und dies seit Anbeginn seiner Geschichte, weigert sich, seine eigenen Wurzeln zu reflektieren, weder auf der Basis der Vernunft, noch auf der der Historizitaet, sondern beansprucht eine apodiktische Wahrheit, und jetzt kommt das eigentliche Problem, die sich nicht im Dialog messen darf.
Die Katholische Kirche und weite Teile des Christentums haben eingesehen, dass nicht der Wahrheitsanspruch die Gefahr zum Fundamentalismus ist, sondern die Intoleranz diese Wahrheit im eigenen Paradigma gefangen zu halten.
Und genauso muessen die Bestrebungen des Islams aufgefasst werden. Moski hat hierfuer einige Beispiele gebracht, die noch dazu in einem historischen Zusammenhang mit der islamischen Expansion stehen.
Waehrend z.B. das Byzantnische Reich den sogenannten "Mohammedanern" die oeffentliche Ausuebung ihrer Gebetszeiten gestattete, so musste die byzantinische Reichskirche in den von seldschukischen Heeren eroberten Gebieten eine massiven Bildersturm und die Exekrierung von Kirchen und Altaeren hinnehmen. Nicht anders war es in Nordafrika oder Spanien, wo ganze Dioezesen von den Fatimiden dem Erdboden gleichgemacht wurden.
Sicher in den folgenden Kreuzzuegen und auch in der Reconquista legten auch christliche Heere ihre Zimperlichkeit ab, aber war dies eher eine, wenn auch aus heutiger Sicht illegitme, Reactio auf diese Massnahmen.
Ich will eigentlich gar nicht so sehr einen historischen Streit breittreten, sondern viel mehr das anscheinend genuin islamische an dieser Restriktion und Intoleranz aufzeigen.Diese Beispiele lassen sich auch in der heutigen Zeit mehr als einmal belegen.
Waehrend das II. Vaticanum im Konzilsdekret nostra aetate Muslime als Brueder anspricht und einhellig die Gemeinsamkeit des Monotheismus wuerdigt und begruesst, so muessen wir von islamischer Seite immer wieder Fatwen erleben, die den Papst als Luegner und Scharlatan bezeichnen. Waehrend christliche Kirchen und Orden den Dialog suchen, muessen wir erleben, wie im mittleren Orient die 1700-1900 Jahre alten nestorianischen, assyrischen und chaldaeischen Kirchen bestohlen, geschaendet, angegriffen und zerstoert werden und das Patres entfuehrt und hingerichtet werden und dies alles obwohl wir zur angeblichen Familie des Buches zaehlen.
Man koennte sogar noch ueber einen Teil der Ablehnung, zumindest die doktrinaere, nicht die zerstoererische, hinwegsehen (viele Atheisten machen dies ja auch), aber die kollektive Verachtung ganzer Zivilisationen, ihrer Kulturschaetze, ihrer Religionen und ihrer Freiheit ist indiskutabel.
Wenn jemand als Muslim die europaeische-freiheitliche Kultur aus Glaubensgruenden, die nicht durch die Vernuft einsichtig und akzeptierbar sind, ablehnt und sie verteufelt, dann verwirkt er meiner Meinung nach sein Anrecht auf Akzeptanz, wenn er dies mit Gewalt tut, dann verliert er sein Recht auf freiheitliche Ausuebung seiner Religion und wenn eine ganze Religion dies tut, dann verliert sie ihr Existenzrecht.
Wenn der Islam sich nicht grundlegend reformiert, so wie auch die Katholische Kirche und alle christlichen Kirchen eine ecclesia semper reformanda sein muessen und die freiheitliche Grundbestimmung des Menschen als ureigenes und angeborenes Recht des Menschen anerkennt, dann hat er kein Bestandsrecht, weder ein kulturelles, noch verfassungsrechtliches im Sinne der Religionsfreiheit.
"Aber der Kaiser kannte natuerlich auch die im Koran niedergelegten - spaeter entstandenen - Bestimmungen ueber den heiligen Krieg. [...] Der Kaiser begruendete dann eingehend, warum Glaubensverbreitung durch Gewalt widersinnig ist. Sie steht im Widerspruch zum Wesen Gottes und zum Wesen der Seele. 'Gott hat kein Gefallen am Blut, und nicht vernunftgemaesses Handeln ist dem Wesen Gottes zuwider. Der Glaube ist Frucht der Seele, nicht des Koerpers. Wer also jemanden zum Glauben fuehren will, braucht die Faehigkeit zur guten Rede und ein rechtes Denken, nicht aber Gewalt und Drohung... Um eine vernuenftige Seele zu ueberzeugen, braucht man nicht seinen Arm, nicht Schlagwerkzeuge noch sonst eines der Mittel, durch die man jemanden mit dem Tod bedrohen kann...'.
Der entscheidende Satz in dieser Argumentation gegen Bekehrung durch Gewalt lautet: Nicht vernunftgemaesses Handeln ist dem Wesen Gottes zuwider."
(Regensburger Rede von Benedikt XVI.)
Wer auf eine solche Rede und Begruendung religioeser Friedfertigkeit mit einem Aufschrei der Entruestung reagiert, der verraet nicht nur viel ueber seine innere Mentalitaet, sondern auch ueber seine Beweggruende und Methoden. Und die Gewalt, die hier als widersinnig angeprangert wurde, ist genau die unvernuenftige Antwort, die der Islam uns gegeben hat.
Eine alarmierendere Botschaft haetten wir kaum bekommen koennen.
Ich kann nur sagen, dass ich deinem Beitrag voll und ganz unterstuetze. Ich halte deine Analyse islamischer Bestrebungen fuer ziemlich zutreffend. Und ich tue dies, als glaeubiger Christ, als bekennender Katholik und freiheitsliebender Demokrat.
Du hast gesagt, dass sich dir besonders die Szene zwischen dem evangelischen Funtkionaer und dem muslimischen Vertreter eingepraegt hat. Ich kann dir ein Beispiel geben, dass noch viel weiter geht.
Der Orden des hl. Dominikus, der ordo praedicatorum, unterhaelt in Kairo ein Institut fuer den christlich-islamischen Dialog, allein das ist im Islam schon undenkbar, das Institut Dominicain d'Etudes Orientales.
Das Institut hat sich aber nicht nur einem rein religioesen Dialog verschrieben, sondern auch der wissenschaftlichen und, ich nenne es mal salopp so, auch wenn es vom Terminus problematisch ist, exegetischen Untersuchung des Koran.
Warum schreibe ich dies? Nun ja es hat zwei Gruende. Erstens ich moechte den genuinen Unterschied zwischen Christentum und Islam im Bezug auf seine Dialogfaehigkeit in religioes-doktrinaerer Sicht, als auch politsch-kulturellen Hinsicht herausstellen. Und zweitens, weil ich daran die typisch islamische Problematik des religioesen Fundamentalismus, ohne dies Phaenomen ausschliesslich dem Islam zu zusprechen, aufzeigen moechte.
Ich selbst halte den Dialog fuer das einzig vernuenftige, ja um genau zu sein, das vernunftgemaesse Mittel zum Austausch zwischen einzelnen Menschen und ihren Kulturen und Religionen.
Es gibt keinen anderen Weg als den Dialog, wenn man Anschauungen, seien sie politischer oder religioeser Natur, dem anderen gegenueber nicht aufoktroyieren will, sondern ihn zum Verstaendnis und zur Einsicht bringen will.
Das Problem ist, dass sich genau hier die Geister des Islams und des Christentums scheiden. Waehrend der Islam das Neue Testament und weite Teile des Alten Testamentes verteufelt, und man bedenke, Jesus, David, Mose und Adam werden im Islam als Propheten anerkannt und verehrt, und somit einem gleichberechtigten Dialog gar nicht erst zulassen, versuchen christliche Theologen, eine Auseinandersetzung der islamischen Lehre mit dem christlichen Glauben voranzutreiben, wenn gleich unter dem guten Recht, die eigene Position zu wahren und zu untermauern.
Das Institut Dominicain d'Etudes Orientales ist dafuer ein gutes Beispiel. Die Dominikaner Patres, allesamt studierte Theologen, Philosophen und zumeist auch Islamwissenschaftler, die sowohl arabisch und hebraeisch beherrschen, untersuchen den Koran ebenso kritisch, wie die Bibel und ihren Kanon.
Die Patres nutzen dabei die vielfaeltigen Erkenntnisse der modernen, allgemeinen Religionskunde, der unabhaengigen Islamwissenschaft und der biblischen und islamischen Archaeologie. Allein das schon fuer sich genommen ist mehr als die islamischen Rechtschulen von Damaskus, Kairo und sonst wo ueberhaupt selbst leisten.
Desweiteren nutzen die Patres eben jene Erkenntnisse um auf dem Boden islamischer Denkmuster und Hintergruende einen Dialog ueber die Unterschiede und Missverstaendnisse des Islams und des Christentums aufzubauen.
Und man bedenke ebenfalls, dass es den Patres bei schwerer Strafe verboten ist, zu missionieren, Konvertierungen zu begleiten oder gar durch zu fuehren usw.
Und dennoch halten sie an einem aufrichtigem Dialog fest, weil es ihre Ueberzeugung ist, dass der Dialog ein zentraler Akt christlicher Verkuendigung ist, der nicht mit Gewalt zu erreichen ist. So bezeugt es auch die Enzyklika redemptoris missio.
"Der interreligoese Dialog ist Teil der Sendung der Kirche zur Verkuendigung des Evangeliums. Wenn er als Methode und Mittel zur wechselseitigen Kenntnis und Bereicherung verstanden wird, steht er nicht in Gegensatz zur Mission ad gentes sondern hat vielmehr eine besondere Bindung zu ihr und ist sogar Ausdruck davon. [...] Der Dialog entsteht nicht aus Taktik oder Eigeninteresse, sondern hat Gruende, Erfordernisse und Wuerde eigener Art. Er kommt aus dem tiefen Respekt vor allem, was der Geist, der weht, wo er will, im Menschen bewirkt hat. In ihm beabsichtigt die Kirche, ueber die "Saatkoerner des Wortes" und die "Strahlen der Wahrheit, die alle Menschen erleuchtet" zu entdecken - Saatkoerner und Strahlen, die sich in den Personen und in den religioesen Traditionen der Menschheit finden. Der Dialog gruendet auf der Hoffnung und der Liebe und wird im Geist Frucht bringen. Die anderen Religionen stellen eine positive Herausforderung fuer die Kirche dar; sie regen sie sowohl dazu an, die Zeichen der Gegenwart Christi und des Wirkens des Geistes zu entdecken und anzuerkennen, als auch dazu, die eigene Identitaet zu vertiefen und die Gesamtheit der Offenbarung zu bezeugen, dessen Wahrerin sie zum Wohl aller ist. Daraus entsteht jene Geisteshaltung, die diesen Dialog im Zusammenhang mit der Mission ad gentes beleben soll. Der Dialogpartner muss seinen eigenen Traditionen und religioesen Ueberzeugungen entsprechen und offen sein, um die des anderen zu verstehen, ohne Vortaeuschungen einerseits und Sperren andererseits, sondern im Geist der Wahrheit, Demut und Loyalit䴬 im Wissen darum, dass der Dialog jeden bereichern kann. Dabei darf es keine Verzichtserklaerungen und keine falsche Friedfertigkeit geben. Es braucht das gegenseitige Zeugnis fuer den gemeinsamen Fortschritt auf dem Weg der religioesen Suche und Erfahrung. Dies dient zugleich der Ueberwindung von Vorurteilen, Missverstaendnissen und Intoleranz."
Diese Enzyklika macht aus katholischer Sicht - und man bedenke, dass die sie selbst ueber sich sagt: "die Kirche [ist] der eigentliche Weg des Heiles und [...] sie allein [ist] im Besitz der Fuelle der Heilsmittel" (ebenfalls aus redemptoris missio) - deutlich, dass der Dialog nicht ein Zusatz, sondern zum Wesen der Mission gehoert und gehoeren muss, wenn er im Falle von kulturellen Unterschieden den Glauben aufrichtig und friedfertig verkuenden will.
Es wird hier bezeugt, dass man, auch wenn man von einer grossen Ueberzeugung ausgeht, dennoch nicht die Positionen anderer geringschaetzen darf und kann, sondern im Dialog eben diesen Anspruch mit den Mitteln der Vernunft und des Verstandes erklaeren, verteidigen und ueberzeugen muss.
Ich bin ueberzeugt, wenn jemand diese grundlegende Basis ablehnt, dann ist entweder die Person im Einzelnen intolerant oder aber das ganze System, dass hinter der Person steht.
Dies ist eine bittere Lektion der Geschichte gewesen und auch hier steht der Dominikanerorden exemplarisch als Vorbild. Der Orden, der eine urspruenglich gut gewollte und bewahrende Inquisition voran trieb, hat die Gefahren, das Leid und die Intoleranz jener Unfaehigkeit zum Dialog erlebt und derren schreckliche Folgen fuer den Einzelnen und eine ganze Gesellschaft.
Dies bedeutet ja nicht, dass der eigene Standpunkt aufgegeben werden muss und dass Personen, die von ihm abweichen, auch entsprechend abgegrenzt werden, sondern, dass das eigentlich Gurndlegende im Ueberzeugen nicht die Verurteilung ist, sondern der Dialog.
Und genau dies ist das Problem des Islams. Der Islam, und dies seit Anbeginn seiner Geschichte, weigert sich, seine eigenen Wurzeln zu reflektieren, weder auf der Basis der Vernunft, noch auf der der Historizitaet, sondern beansprucht eine apodiktische Wahrheit, und jetzt kommt das eigentliche Problem, die sich nicht im Dialog messen darf.
Die Katholische Kirche und weite Teile des Christentums haben eingesehen, dass nicht der Wahrheitsanspruch die Gefahr zum Fundamentalismus ist, sondern die Intoleranz diese Wahrheit im eigenen Paradigma gefangen zu halten.
Und genauso muessen die Bestrebungen des Islams aufgefasst werden. Moski hat hierfuer einige Beispiele gebracht, die noch dazu in einem historischen Zusammenhang mit der islamischen Expansion stehen.
Waehrend z.B. das Byzantnische Reich den sogenannten "Mohammedanern" die oeffentliche Ausuebung ihrer Gebetszeiten gestattete, so musste die byzantinische Reichskirche in den von seldschukischen Heeren eroberten Gebieten eine massiven Bildersturm und die Exekrierung von Kirchen und Altaeren hinnehmen. Nicht anders war es in Nordafrika oder Spanien, wo ganze Dioezesen von den Fatimiden dem Erdboden gleichgemacht wurden.
Sicher in den folgenden Kreuzzuegen und auch in der Reconquista legten auch christliche Heere ihre Zimperlichkeit ab, aber war dies eher eine, wenn auch aus heutiger Sicht illegitme, Reactio auf diese Massnahmen.
Ich will eigentlich gar nicht so sehr einen historischen Streit breittreten, sondern viel mehr das anscheinend genuin islamische an dieser Restriktion und Intoleranz aufzeigen.Diese Beispiele lassen sich auch in der heutigen Zeit mehr als einmal belegen.
Waehrend das II. Vaticanum im Konzilsdekret nostra aetate Muslime als Brueder anspricht und einhellig die Gemeinsamkeit des Monotheismus wuerdigt und begruesst, so muessen wir von islamischer Seite immer wieder Fatwen erleben, die den Papst als Luegner und Scharlatan bezeichnen. Waehrend christliche Kirchen und Orden den Dialog suchen, muessen wir erleben, wie im mittleren Orient die 1700-1900 Jahre alten nestorianischen, assyrischen und chaldaeischen Kirchen bestohlen, geschaendet, angegriffen und zerstoert werden und das Patres entfuehrt und hingerichtet werden und dies alles obwohl wir zur angeblichen Familie des Buches zaehlen.
Man koennte sogar noch ueber einen Teil der Ablehnung, zumindest die doktrinaere, nicht die zerstoererische, hinwegsehen (viele Atheisten machen dies ja auch), aber die kollektive Verachtung ganzer Zivilisationen, ihrer Kulturschaetze, ihrer Religionen und ihrer Freiheit ist indiskutabel.
Wenn jemand als Muslim die europaeische-freiheitliche Kultur aus Glaubensgruenden, die nicht durch die Vernuft einsichtig und akzeptierbar sind, ablehnt und sie verteufelt, dann verwirkt er meiner Meinung nach sein Anrecht auf Akzeptanz, wenn er dies mit Gewalt tut, dann verliert er sein Recht auf freiheitliche Ausuebung seiner Religion und wenn eine ganze Religion dies tut, dann verliert sie ihr Existenzrecht.
Wenn der Islam sich nicht grundlegend reformiert, so wie auch die Katholische Kirche und alle christlichen Kirchen eine ecclesia semper reformanda sein muessen und die freiheitliche Grundbestimmung des Menschen als ureigenes und angeborenes Recht des Menschen anerkennt, dann hat er kein Bestandsrecht, weder ein kulturelles, noch verfassungsrechtliches im Sinne der Religionsfreiheit.
"Aber der Kaiser kannte natuerlich auch die im Koran niedergelegten - spaeter entstandenen - Bestimmungen ueber den heiligen Krieg. [...] Der Kaiser begruendete dann eingehend, warum Glaubensverbreitung durch Gewalt widersinnig ist. Sie steht im Widerspruch zum Wesen Gottes und zum Wesen der Seele. 'Gott hat kein Gefallen am Blut, und nicht vernunftgemaesses Handeln ist dem Wesen Gottes zuwider. Der Glaube ist Frucht der Seele, nicht des Koerpers. Wer also jemanden zum Glauben fuehren will, braucht die Faehigkeit zur guten Rede und ein rechtes Denken, nicht aber Gewalt und Drohung... Um eine vernuenftige Seele zu ueberzeugen, braucht man nicht seinen Arm, nicht Schlagwerkzeuge noch sonst eines der Mittel, durch die man jemanden mit dem Tod bedrohen kann...'.
Der entscheidende Satz in dieser Argumentation gegen Bekehrung durch Gewalt lautet: Nicht vernunftgemaesses Handeln ist dem Wesen Gottes zuwider."
(Regensburger Rede von Benedikt XVI.)
Wer auf eine solche Rede und Begruendung religioeser Friedfertigkeit mit einem Aufschrei der Entruestung reagiert, der verraet nicht nur viel ueber seine innere Mentalitaet, sondern auch ueber seine Beweggruende und Methoden. Und die Gewalt, die hier als widersinnig angeprangert wurde, ist genau die unvernuenftige Antwort, die der Islam uns gegeben hat.
Eine alarmierendere Botschaft haetten wir kaum bekommen koennen.
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)

