(06-01-2024, 10:51)Farius schrieb: Gerade als Mitglied einer Grossfamilie ist es doch Deine tiefe Abneigung gegen Gefühle sehr zu bedauern, zu lieben und geliebt zu werden sind Dir somit ein Gräuel. Auch die Liebe von und zu Gott - von andern gar nicht zu sprechen.
Wie so oft, bist Du ein sehr oberflaechlicher Leser, was dann in solchen unreflektierten Anschuldigungen endet. Ekkard sprach ausdruecklich von Gefuehlen, die sich gegen andere richten. Auf diese Art und Weise kommst Du zu falschen Charakterisierungen Deiner Mitmenschen.
(06-01-2024, 10:51)Farius schrieb: Der Mensch ist das einzige Wesen, das sich selbst erkennen kann...
Nein, das koennen diverse andere Tiere auch.
(06-01-2024, 10:51)Farius schrieb: ... und das aufgerufen ist, nach dem Sinn seines Daseins zu fragen. Einem berufsmässigen Materialisten ist dies eventuell fremd - aber im Leben sind eh nur die wenigsten Dinge objektiv messbar. Kommt hinzu, dass die Methoden noch auf unbewiesenen Axiomen basieren.
Das simplifiziert und kommt deshalb zu einem Fehlschluss. Die Messungen und Schluesse sind objektiv, solange die Ausgangsbedingungen genau definiert sind. Wenn es Dir um komplexere Vorgaenge geht - das faengt ja schon bei Oekonomie an, die im Prinzip auf den unabhaengigen Entscheidungen vieler verschiedener Menschen beruhen - sicher.
(06-01-2024, 10:51)Farius schrieb: Nicht die objektive Messbarkeit ist für den Menschen wesentlich sondern, dass es sinnvoll ist.
So allgemein ist die Aussage sicherlich falsch - Du willst sicherlich, dass jemand, der Dein Auto gebaut oder Deine Medizin hergestellt hat, objektiv gemessen hat - aber sicherlich, Sinn ist die Motivation hinter den meisten unserer Aktionen. Wir fahren das Auto, weil wir irgendwo anders hinkommen und das die beste oder bequemste Option ist. Wir nehmen die Medizin, weil das unsere beste Chance auf Heilung ist, etc.
(06-01-2024, 10:51)Farius schrieb: An Gott glauben heisst einsehen, dass das Leben einen Sinn hat. Was aber weder objektiv gemessen noch gewogen werden kann.
Eben, zumal es viele andere Moeglichkeiten gibt, im und fuer das Leben Sinn zu finden, die ohne Gott auskommen.
(06-01-2024, 10:51)Farius schrieb: Aber der Lebenssinn kann begründet werden so dass die Begründung einfach und logisch nachvollzogen werden kann, selbst wenn man sich wie bei der Mathematik auf gewissen Axiomen abstützen muss.
Nun, Logik ist, solange sie tatsaechlich logisch ist - vieles, was sich als solche ausgibt, ist es sowieso nicht - nicht nur von den Axiomen, sondern auch den Thesen abhaengig. Daran scheitern ja letztlich alle Gottesbeweise.
(06-01-2024, 10:51)Farius schrieb: Deine Annahme, dass es Übernatürliches nicht gibt gründet vermutlich auf der Aussage von Augustinus, dass Wunder sich nicht gegen die Natur verhalten sondern gegen das, was wir von der Natur verstehen.
Ich glaube kaum, dass Ekkard hier Augustinus bemueht. Wenn unsere Welt sich strikt nach den Regeln der statistischen Wahrscheinlichkeit verhaelt, die sich aus den offensichtlichen Vorgaben ergibt, und von dieser nicht abweicht, ist kein Raum mehr fuer Uenbernatuerliches.
(06-01-2024, 10:51)Farius schrieb: Somit verstehe ich Dich so, dass für Dich da Erscheinen Jesu Christi bei seinen Jüngern in einem geschlossenen Raum einem ganz natürlichen Vorgang zuzuschreiben ist, indem sein Körper Atom für Atom an diesem Ort aufgebaut wurde. Dem sag ich Mal fortschrittliches Denken!
Oh, das Erscheinen Jesu Christi bei seinen Juengern in einem geschlossenen Raum ist in der Tat einem natuerlichen Vorgang zuzuschreiben: dem, wie Geschichten mit jedem Weitererzaehlen wachsen, weiter ausgeschmueckt werden und durch Details ergaenzt werden, die bei vorherigem Erzaehlen von Aussenstehenden kritisiert worden waren. Markus hat noch gar keine Begegnungen vom auferstandenen Jesus mit irgendeinem Juenger oder sonstwem in seinem Evangelium (was spaeter als derart peinlich empfunden wurde, dass von anderen Autoren gleich eine ganze Handvoll von neuen Enden fuer das Markusevangelium fabriziert wurden), Matthaeus hat die ersten Begegnungen in Galilaea, und Jesus ist dort irgendwie fern, so fern, dass selbst einige der anwesenden Juenger nicht glauben, was da passiert, und bei Lukas findet das schliesslich in Jerusalem statt, wo die Juenger sich angeblich niederliessen, obwohl ihr Anfuehrer dort gerade wegen Hochverrats hingerichtet worden war, und muss dann gleich noch mit einer fleischlichen Auferstehung gegen den Doketismus anschreiben, der bei der Abfassung seines Evangeliums anscheinend schon verbreitet war. Johannes uebernimmt dann die lukanische Version der Jerusalem-Erscheinungen, und wer auch immer das letzte Kapitel spaeter dazugefuegt hat, schrieb da noch etwas ueber Galilaea-Erscheinungen.
So klar, alles ganz natuerlich. Ausgeschmueckte Geschichten erzaehlen sich Menschen immer wieder, und wenn sie gut sind, werden sie weitererzaehlt und weiter ausgeschmueckt. Stell' Dir vor, Sinai wuerde ein Evangelium schreiben. Okay, das waere dann komplett erfunden, aber das wuerde er Dir nicht sagen, sondern irgendeine Quelle erfinden, und bei jedem Wiedererzaehlen wuerde es fantastischer. Ganz natuerlich, also.
Das Schoene an der These der ausgeschmueckten Erzaehlung ist, dass es die Evangelien selbst sind, die sie belegen. Jeder, der hinschaut, kann das sehen.