04-04-2007, 20:11
Mandingo schrieb:Moski schrieb:...Die Gründe für den Anti-Amerikanismus sind also nicht die Fehler der Regierung in Washington, sondern die Ablehnung der USA als "nicht-völkischer" Staat....Neid und Eifersucht sind die Ziehväter des Anti-Amerikanismus.Danke für die ausführliche Darstellung der historischen Perspektive, Moski,
Von daher sollte man hier mit dem Begriff "Antiamerikanismus" vielleicht eine Spur vorsichtiger umgehen.
ich habe einiges gelernt dabei.
Dennoch hat der Verfasser des Artikels
wohl nicht die historische Perspektive im Kopf, wenn er sich auf das Umfrage-Ergebnis bezieht. Für ihn ist in seiner "Re-Edukation" fordernden Oberlehrermanier, die Kritik der Deutschen an den USA ein Fall von "Verlogenheit" und besonders schlimm die der jungen Deutschen:
Malzahn schrieb:48 Prozent der Deutschen halten die USA für gefährlicher als Iran - nur 31 Prozent glauben das Gegenteil. Das Ergebnis entspricht der deutschen Grundverlogenheit. Höchste Zeit für eine Neuauflage von Re-Education...Diese Jugendlichen stört wohl kaum, dass die USA ein "nicht-völkischer Staat" sind und "keine Kultur haben" usw..
57 Prozent der 18- bis 29-Jährigen - erklärten, sie hielten die USA für bedrohlicher als das religiöse Regime in Iran.
Malzahn ist einfach nicht in der Lage, die berechtigte Kritik an der jetzigen Politik als Ursache einer Furcht zu sehen. Ihm fehlt einfach die Einsicht, die inzwischen in den USA die Mehrheit hat, nämlich, dass die beiden Kriege (Afghanistan und Irak) falsch waren und unerträglich viele Opfer gekostet haben.
Malzahn benutzt dabei den Begriff "Antiamerikanismus",
um die komplexen Sorgen und Ängste der 57 Prozent in seiner arroganten Manier abstempeln und als Verlogenheit zu diffamieren.
Er polarisiert ja ohne jede historische Perspektive dabei in Schwarz-Weiß-Manier zwischen der von ihm so empfundenen Abwertung der "Amerikaner" und Wertschätzung der "Mullahs". Dabei führt er sich selbst ad absurdum, denn gegenwärtig geht der Trend eher ins "Anti-Islamische" als ins "Anti-Amerikanische" wie die vielen Proteste gegen Moschee-Bauten allerorten zeigen.
Es lohnt sich wohl auch nicht,
hier weiter eine Debatte um Bushs Politik zu führen. Mir ging es darum, Herrn Malzahn zu widersprechen, der in meiner Sicht arrogant und ignorant die kritischen Befürchtungen der Mehrheit der Deutschen verhöhnt und zur "Verlogenheit" erklärt.
Das ist schon vom Ansatz her unsinnig, denn Ängste sind immer subjektiv und real, egal, ob sie einem in Bezug auf Amerika unkritischen Autor gefallen oder nicht.
Übrigens:
Noam Chomsky, Mitglied des von dir erwähnten Think-Tank im MIT versteht diese Furcht sehr gut, weil er sie selbst teilt (Siehe sein Buch "War against People").
Ansonsten gibt es wohl keine besser Antwort auf den Artikel von Malzahn als die des von Sangus zitierten Kritikers hier..
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)


