07-06-2024, 13:38
(05-06-2024, 19:23)Reklov schrieb: Klar bleibt: Religiöser Glaube ist mit einem modernen wissenschaftlichen Weltbild nicht mehr vereinbar, meinen viele Atheisten.
Dabei wird aber stets gerne übersehen, dass Religionen mit "Gott" nur am Rande zu tun haben, - weil sie eben diesen "Begriff" thematisieren.
Ekkard
Von einem "modernen wissenschaftlichen Weltbild" ist nicht und kann nicht gesprochen werden. Das ist im günstigsten Falle alltagssprachliche Schlamperei. Wissenschaft ist eine Sammlung von Methoden, Aussagen über Beobachtungen zu gewinnen. Die Deutungshoheit liegt immer bei der Gesellschaft. Und die ist durchaus an prüfbaren Tatsachen interessiert und nicht an individuellen Vorstellungen (Weltbildern).
@ Ekkard,
ich meinte: "modern" ist jedes wissenschaftliche Weltbild, welches die bestehenden Vorgänger "überholt/verbessert" hat.
(05-06-2024, 19:23)Reklov schrieb: An der Realität des Menschen arbeitet jedoch der Gedanke. Was das Denken, indem es Erhellungen antreibt, in Visionen der Möglichkeiten leistet, das verwandelt den denkenden Menschen.
Ekkard
Unverständlich!
... einfacher gesagt: der Ur-Mensch dachte anders, als der Mensch in der Antike und im Mittelalter dachte man anders, als wir es heute zu tun pflegen. Wie aber wird man wohl in 20 000 Jahren denken, sollte unsere Spezies dann noch anwesend sein?
(05-06-2024, 19:23)Reklov schrieb: Was der Mensch denkt, ist Realität, wenn es dabei nicht nur bei einem fernen Spiel von intellektuellen Sinn-Möglichkeiten bleibt, sondern das Gedachte im Menschen wirkt, - ihn also zum Handeln bringt.
Ekkard
Natürlich nicht! Der größte irreale Blödsinn kann uns zum Handeln bewegen z. B. Nationalstolz und Ideologien. Diese Gedanken sind durch keine Realität gedeckt (und manchmal auch nur ausgeheckt, um Macht auszuüben). Tatsächlich wird dieser Schwachsinn erst durch Handlungen zur bitteren Realität.
... was für den einen "Blödsinn", ist dem anderen "heilig". - Nationalstolz wurde stets durch das Bewusstsein und dem Verhalten von Volksgruppen geprägt. Und auch Ideologien standen/stehen sich real gegenüber. Hier im größtenteils christlich orientierten Deutschland stehen nun z.B. plötzlich Menschen auf den Straßen, welche ihre völlig anderen Ideologien in Schriftform auf Plakaten vor die Kameras halten, wie z.B.: KALIFAT IST DIE LÖSUNG
(05-06-2024, 19:23)Reklov schrieb: Dem menschlichen Denken sind aber auch Grenzen gesetzt. Sie zeigen sich u.a. in relig. Dogmen, in geschichtlichen Gestalten, im nun-einmal-so-sein-wollen der einzelnen Person, in verabsolutierten Wissensinhalten des Materialismus (z.B. Seele, oder biologische Tatsächlichkeit, oder der technisch ökonomischen Vorgänge, sofern sie für das Sein selbst gehalten werden.)
Ekkard
Würdest du nicht ständig (echte) Realität (der Beobachtung) mit Gedachtem verwechseln oder gleichsetzen, könntest du auch verständliche Gedanken formulieren. Das "Sein" ist im Übrigen ein gedankliches Konzept, dessen Realitäts-Check dir bisher nicht gelungen ist. Und so lange bleibt es bei: "nicht real" bis "beliebig"!
Dasselbe gilt für die Lehre vom Karma.
... es gibt Realität, die sich aus Beobachtungen, Prüfungen und Messungen ergibt. Dagegen steht aber auch die Realität, welche erst durch vorher gefasste Gedanken, Worte, Texte über praktische Ausführung "real" wird.
Das Sein ist nicht nur ein gedankliches Konzept, denn man konnte/kann ja "beobachten", dass in diesem Sein die Dinge/Gegenstände als "Dasein" vergehen, verschwinden. Auch unser gesamtes Sonnensystem wird eines Tages als funktionierende Realität "verschwunden" sein. Ob aber dann eine uns unbekannte Spezies dies wird "beobachten" können, bleibt als eine von vielen Frage offen.
(05-06-2024, 19:23)Reklov schrieb: Es bleibt aber der größte Aberglaube, das Objektsein schon für das Sein selbst zu halten!
Ekkard
Ein Glaube ist immer ein Dafür-Halten. Und das bedeutet eine Geisteshaltung also eine Abbildung von Zusammenhängen im Bewusstsein. Folglich ist dies mit Objektsein schlicht nicht vereinbar. Objekt-Sein ist die Summe von nachprüfbaren Aussagen zu einem Gegenstand.
... das hast Du treffend gesagt, aber auch das OBJEKT wird im Denken des Menschen weiter vertieft und nicht nur mit Messungen und nachprüfbaren Aussagen belegt, wohlwissend, dass die menschliche Fähigkeit zum "Prüfen" ja ebenfalls begrenzt ist.
Das Thema ausführlicher zu behandeln, würde diesen Rahmen sprengen. Ich will dazu aber doch ein paar Stichworte anmerken, welche andeuten, wie das Objekt bereits vertieft betrachtet und gedacht wird:
Jedes Bewusstsein des Menschen steckt in der Subjekt-Objekt Spaltung. (Erkenntnistheorie...)
Objektivität hat 3 trennbar Momente in sich: Gegenständlichkeit (als Objektsein), Anschaulichkeit (Sache sein), Geltung (als Anspruch oder Zustimmung)
Dem entspricht es, dass der Mensch nicht nur jede Besonderheit des SEINS in seiner Daseinsweise, sondern auch das SEIN selbst, das Absolute, das Allbegründende, das Unbedingte in der Form der Gegenständlichkeit eines Objekts, einer Anschauung durch die Geltung eines richtigen Satzes zu besitzen begehrt.
Der Mensch als Subjekt kann jedoch das SEIN nicht ergreifen, denn er wäre dann ein beliebiger Punkt und hätte das SEIN nur im einem ihm gegenüberstehenden Objekt. Sondern das zeitlich begrenzte DASEIN des Menschen als Subjekt ist schon mal Bedingung seiner Gegenwart im zeitlich unbegrenzten SEIN.
SEIN sieht manchmal aus, wie ein Objekt mit all seiner Fülle, auf die ein beliebig auswechselbarer Subjektpunkt (Mensch) sein Bewusstsein richtet.
Objekt und Subjekt sind miteinander verbunden, übergreifen sich gegenseitig. Eine Spaltung von Subjekt und Objekt lässt das Wesentliche verlorengehen. Auch Existenz liegt keineswegs allein in der Subjektivität des Menschen, sondern im Ineinander von Subjekt und Objekt.
Immer wieder stößt aber der denkende Mensch auf das OBJEKT als ein Seiendes, das an sich ist, das auch mehr ist, als ein Gedanke oder die Seele. Immer wieder ist für die Seele das Letzte ihre Subjektivität, die Gewissheit, dass sie ist und was sie ist. Sowohl das Objekt, wie auch das Subjekt können gedanklich gesteigert werden. Beide sind dann Verabsolutierungen des einen Pols. Beide für sich führen zur Bodenlosigkeit. -
Das Thema umfassend zu besprechen, würde aber diesen Rahmen sprengen.
Gruß von Reklov