(18-06-2024, 22:54)Ekkard schrieb: Ich weiß zu wenig darüber, wie sich ein Schuldenerlass auswirken wird
bisher eigentlich noch nie nachhaltig
schuldenstreichungen finden dann statt, wenn es eh absolut hoffnungslos wäre, sie einzutreiben. man steht dann als wohltäter da, obwohl man nur auch offiziell macht, was in der bilanz eh schon lange drin steht - daß also forderungen wegen uneintreibbarkeit auf den bilanzwert null gestellt wurden
nachhaltig ist das dür die schuldnerländer schon deswegen nicht, weil an den in der regel korrupten und kleptokratischen strukturen ja nichts geändert wird. ok, man macht weitere soziale grausamkeiten gegen die bevölkerung zur bedingung, spätestens zur bedingung für anschlußkredite - das aber ändert strukturell praktisch nichts. weder kleptokratie und korruption noch wirtschaftliche entwicklungsrückstände
nach einigen jahren hat sich dann einfach ein neuer nicht mehr rückzahlbarer schuldenberg aufgetürmt, und das ganze spiel kann von vorn beginnen
Zitat:Ein Schuldenerlass hat primär die Folge, dass keine weiteren Kredite aufgenommen werden können
jein. kredite an arme länder werden vergeben, wohl wissend, daß sie nie zurückgezahlt werden können. macht aber nix - denn verdient wird ja an den regelmäßig anfallenden zinsen. daß das darlehen als solches uneinbringbar ist, wird gern schon von vornherein mit eingerechnet
Zitat:Doch das löst kein Problem eines "armen Landes". Insbesondere werden die Eliten des betreffenden Landes ihre Geldmittel schön in den wohlhabenden Ländern anlegen - und die Zinsen behalten. Nichts kommt "unten" an
exakt
was sinn haben könnte, wären grundlegende, ja umwälzende reformen (an denen aber die herrschende elite kein interesse hat, ja gar nicht haben kann). diesem in wirstschaftlicher, politischer und sozialer hinsicht strukturell sanierten staat könnte man dann mit einer schuldenstreichung den neustart erleichtern. tabula rasa, alles anders und von vorn
Zitat:MaW ich sehe einen Schuldenerlass als ungeeignetes Mittel, ein Staatswesen zu sanieren. Allerdings halte ich Geldtransfer für genauso - und aus dem gleichen Grund - für ungeeignet
so sehe ich das auch
Zitat:Vielleicht wäre eine "Hilfe zur Selbsthilfe", finanziert durch Länder, die helfen wollen (u. a. der Vatikan) eine Lösung. Aber diese Hilfe wird häufig als "Kolonialismus" oder Einmischung empfunden
nun, das mit der kolonialistischen einmischung ist wohl eher ein narrativ der korrupten eliten, um von sich und eigener verantwortung abzulenken. aber ja, damit kann man natürlich auch hervorragend die eigenen leute aufhetzen, um gegen ihre eigenen interessen zu agieren (z.b. die alten kleptokraten ewigan der macht zu halten oder auch durch neue zu ersetzen
wirkliche hilfe zur selbsthilfe ist nur in mühevollem klein-klein sinnvoll. z.b. ein schulungsprogramm zur verbesserung landwirtschaftlichen arbeitens für subsistenzbauern, die häufig aus unwissen sehr ineffektiv und teilweise sogar selbstschädlich handeln. dazu mikrokredite für sinnvolle investitionen (ein regenrückhaltebecken bauen, eine kompostieranlage errichten, ein fahrzeug, um die nun möglichen produktionsüberschüsse zum nächsten markt bringen zu können) oder starthilfe für kleine (einpersonen-)unternehmen - eine nähmaschine, eine pv-anlage mit speicher, um für das ganze dorf die handies aufladen zu können etc.
großinvestition in neue bergwerke, riesige agrarstrukturen usw. erwirtschaften schon geld - in erster linie aber für die (ausländischen) investoren und die regionale kleptokratie, nicht für den "mann von der straße"
die reihenfolge muß also sein: erst strukturele reformen, dann schuldenerlaß. umgekehrt wirds nicht funktionieren
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)