(03-07-2024, 13:11)Reklov schrieb: Alles Sprechen über Logik und Richtigkeiten (ob nun leer oder nicht) hat nur einen orientierenden Charakter, aber noch nicht den Wert eines eindringenden Dabeiseins!
Wir leben nun mal nicht im Sein. Wir leben im Zeitdasein. Daher wird WAHRHEIT nicht unser Besitz.
petronius
ich hoffe, du führst nun also aus, was ein "eindringenden Dabeisein" oder ein "Zeitdasein" sein sollen
Zitat:Reklov
Um sich aber der absoluten Wahrheit, wenigstens mit Sprache oder Zahlen, zu nähern, kommt es philosophisch darauf an, alle Weisen der uns habhaft werdenden "Erscheinungen" so zu durchdenken, dass der Weg möglicher Existenz in der uns bekannten Welt den offensten Raum hat - ihn auch bekommt!
petronius
was soll das konkret bedeuten? was sind "Weisen der uns habhaft werdenden "Erscheinungen" ", was ein "Weg möglicher Existenz in der uns bekannten Welt"?
mit "absoluter wahrheit" meinst du ja wohl das ewig unveränderliche (so hast du sie jedenfalls früher definiert) - zu der wir aber bereits übereinstimmend festgestellt haben, daß es so etwas nicht gibt
@ petronius,
... nun, bereits das uns nächst gelegen Sonnensystem ist für uns nicht "habhaft", geschweige denn andere Galaxien!
Übereinstimmend feststellen kann also kein Mensch, was denn das ewig Unveränderliche ist!??
Meine Anlehnung an Aristoteles und dessen WAHRHEITSBEGRIFF betraf aber nicht nur die Zeit, sondern auch den Ort!
Der griech. Denker meinte nämlich, dass WAHRHEIT zu jeder Zeit und an jedem Ort wahr sein müsse, ansonsten wäre sie keine.
Um diese Aussage zu entkräften, genügt aber Deine Meinung allein noch nicht, sondern der Mensch müsste in der Lage sein, jede Zeitschiene selbst zu verfolgen und an jedem Ort zu sein.
Zitat:
Existenz soll sich also, als im Zeitdasein nicht aufzuhebende Bewegung, halten dürfen, betrachtet man die ganze Weite der Wirklichkeiten und Möglichkeiten
man versteht wieder mal nur bahnhof. was soll ein "Zeitdasein" sein, was eine "nicht aufzuhebende Bewegung"? was bewegt sich denn da überhaupt?
und von welchen "Wirklichkeiten und Möglichkeiten"?
deine kopfgeburten sind nun zweifellos (hypothetische) "Möglichkeiten", orientieren sich aber eben nicht an "Wirklichkeiten"
Zitat:
So ist also eine so gedachte Existenz Gottes nicht von vornherein auszuschließen, auch wenn ein direkter Beweis dazu vom Menschen nicht auf den Tisch gelegt werden kann
klar. du kannst ja auch nicht von vornherein auszuschließen, daß die rückseite des mondes von unsichtbaren grün-rosa-karierten elefanten bewohnt wird. so weit waren wir schon, das ist epistemologisches grundwissen
was aber soll daraus folgen (oder gar folgen müssen), daß etwas nicht von vornherein ausgeschlossen wird?
Zitat:Nur der Wille zur Vernunft kann seine Wirkung im Gespräch entfalten, während der Besitz endgültig behaupteter Wahrheit faktisch die Kommunikation abbricht
exakt. und diesen willen lassen die üblichen existenzbehauptungen über wortchiffren-schöpfwerke leider vermissen
Zitat:
Die Offenheit in einem Gespräch ist hier eine doppelte:
Erstens für das Wissen des noch nicht Gewussten. Da, was nicht mitteilbar ist, ist als ob es nicht wäre, drängt die Offenheit dazu, alles nur Mögliche in das Medium der Mitteilbarkeit zu bringen, damit es für den Menschen zumindest ein SEIN gewinne
du redest also von dingen, die explizit kein "SEIN" haben, also nicht existieren. dann stellt sich doch die frage, warum und wozu man ihnen ein sein verschaffen sollte, und sei es nur als sprachkonstruktion
Zitat:
Man kann also die in den Wissenschaften entdeckten "Wahrheiten" nicht mit den Glaubenswahrheiten vergleichen
das versuchst du aber trotzdem die ganze zeit. obwohl völlig klar ist, daß "die in den Wissenschaften entdeckten "Wahrheiten" " intersubjektiv faktischen charakter haben, sogenannte "Glaubenswahrheiten" aber nur persönliche meinung und wunschdenken darstellen. jeder vergleich ist also ein kategorienfehler - trotzdem ziehst du andauernd die wissenschaft heran, um deinem persönlichen gottglauben den anschein intersubjektiver geltung zu verschaffen
Reklov
Nicht aber nur einem philosophierenden Menschen wird klar, dass es viele Wahrheiten im Sinne existenzieller Unbedingtheit gibt
petronius
dafür muß man vor allem ein jede logik und allgemeine definition von "wahrheit" (nämlich "was mit dem realen befund übereinstimmt") leugnender sein
Reklov
zunächst darfst Du erfahren, dass es im philosophischen Denken (Geschichte der Logik!) nicht nur eine Logik gibt, sondern diese aufgeteilt wird, und zwar in: a) formale Logik, Logistik, Methodologie und b) in Gegenstandstheorie (Ontologie), Psychologie des Denkens, Metaphysik, transzendentale Logik.
JA, auch ich wünschte mir, die WELT wäre für uns einfacher "gestrickt".
Zitat:Reklov
Zwar ist der Einwurf bekannt: Nur eine Wahrheit kann die Wahrheit sein, nur eine kann absolut und unbedingt sein. Dagegen aber ist zu sagen: Da es dem Menschen unmöglich ist, in seinem kurzen Zeit-Dasein die Transzendenz als erkennbaren Gegenstand, identisch für jedermann, wie ein Ding in der Welt, zu haben, so kann jede Weise der absoluten einen Wahrheit in der Welt in der Tat nur geschichtlich sein - und gerade darum nicht allgemeingültig
petronius
unfug. nur weil sich von vielem nicht mehr die wahrheit eindeutig nachweisen läßt, muß es nicht mehrer, verschiedne und einander widersprechende "wahrheiten" geben. was wäre wieder mal eine völlig widersinnige verdrehung des wahrheitsbegriffs
Keinesfalls Unfug, denn alles in der Weltgeschichte Vorkommende war/ist z.B. "wahr", im Sinne von "geschehen", hat aber mit der absoluten Wahrheit nichts zu tun, weil eben vergänglich.
petronius
und wenn etwas für einen menschen unmöglich ist, "Transzendenz als erkennbaren Gegenstand, identisch für jedermann, wie ein Ding in der Welt, zu haben" (keine ahnung, was dieser schwurbel jetzt schon wieder konkret bedeuten soll) - dann kann er doch einfach auch mal darüber die klappe halten
Reklov
ganz einfach: Das, was im Innenleben einer Person sich ausbildet, bleibt der anderen wiederum völlig verschlossen! Aus bekannten Gründen!
Zitat:
Reklov
Es ist dem Menschen zwar nicht unmöglich, sondern nur psychologisch unendlich schwer, mit ganzem Einsatz die eigene Wahrheit durchzuführen
petronius
wie, bitte, soll man denn "Wahrheit durchführen"?
... indem man seine Wahrheit/Überzeugung lebt. Wer also z.B. an Nächstenliebe glaubt, sollte diese auch real leben und somit durchführen.
Dann erst könnte man ihn als "wahrhaftig" bezeichnen.
Aus Zeitgründen (breche gleich zu einem Besuch auf) nur mal zu dem angeführten "eindringlichen Dabeisein" und dem "Zeit-Dasein".
Damit ist Leben in seinem biologischen Rahmen gemeint. Beispiel Mensch: der eine hat nur 5, ein anderer 36, ein anderer 99 Jahre Zeit-Dasein zur Verfügung. Während einer Lebensstrecke "dringt (in jeden Menschen) etwas ein: Laute, Schrift, Bilder, Erlebnisse versch. Art ... etc.
Übrigens:
Kritik übe ich nach wie vor an Deinem Slogan: >Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht.<
Das ist sprachlicher Unsinn (wie immer es auch einer begründen/auslegen will). Denn: - wenn es ETWAS gibt, dann existiert es auch; entweder nur zeitweilig oder aber ewig!
Was auch nicht geleugnet werden kann: auch ein Gott, den es nicht gibt, wird gebraucht, denn er hat zumindest einen Nutzen für die Seelen der Gläubigen, ist er doch in deren Leben nicht selten der einzige Hoffnungsschimmer oder "Rettungsring". Es braucht IHN also!
Gruß von Reklov

