29-09-2024, 21:09
(29-09-2024, 19:27)petronius schrieb:Zitat:Die völlig gegenteilige Meinung zu akzeptieren und als ein in sich geschlossenes Argument anzuerkennen, ist tatsächlich eine Original Steinersche Geistesübung
von der ich nicht weiß, wozu sie gut sein soll. weder ist eine meinung schon ein argument (gar ein "geschlossenes") noch ist alles (als wahr bzw. zutreffend) zu akzeptieren, nur weil jemand es sagt
Ich denke, es geht bei dieser Steinerschen Geistesübung darum, die gegenteilige Meinung/Sichtweise voll und ganz nachzuvollziehen und sich wirklich in sie hinein versetzen zu können. Ein Beispiel: Ich verstehe das reduktionistische/materialistische Weltbild mittlerweile so gut, dass ich es selber problemlos jederzeit wiedergeben könnte.
Das ist bemerkenswert, da ich dieses Weltbild selber nie wirklich vertreten habe. Aber ich hatte eben im Laufe der Jahrzehnte so viele Diskussionen über diese Themen und habe mich insgesamt so ausgiebig mit diesem ganzen Themenbereich auseinandergesetzt, dass die Melodie und der Rhythmus des Reduktionismus bei mir mittlerweile genau so einprogrammiert ist wie die Melodie und der Rhythmus des Idealismus bzw. der spirituellen Weltanschauung.
Ich weiß das sicher, weil ich vor einigen Jahren mal ein paar experimentelle Dialoge/Streitgespräche geschrieben habe, in denen ich sowohl den Standpunkt des Idealismus/Spiritualismus wie auch den Standpunkt des Reduktionismus/Materialismus vertreten habe, und zwar jeweils aus voller Überzeugung heraus. Das geht, wenn man sich wirklich in den gegensätzlichen Standpunkt hinein versetzen kann.
Was das bringt? Das ist schon wieder eine Frage, die tendenziell eher von einem Reduktionisten kommen würde. Für einen Idealisten haben solche Geistesübungen einfach in sich einen Wert, das muss darüber hinaus gehend "nichts bringen".