(06-10-2024, 18:40)Ulan schrieb: So "konfus" wie das (eigentlich nur selten tatsaechlich zu erlebende) Bewusstsein im Traum ist, waere das eine reichlich verworrene Realitaet.
Also ich unterscheide zwischen zwei Arten von Träumen. Es gibt die tatsächlich völlig chaotischen, konfusen, unstrukturierten Träume. In denen ist wirklich keinerlei Muster zu erkennen, alles läuft wild durcheinander, ein Zeitsprung löst den anderen ab, man wechselt ständig den Ort usw... Ich würde schätzen, dass etwa drei Viertel der Träume so ablaufen (das wird aber wohl von Individuum zu Individuum verschieden sein).
Das restliche Viertel der Träume jedoch, das ist eine ganz andere Baustelle. Das sind die Träume, die jedenfalls ich so erlebe, bei denen man rückblickend das Gefühl hat, dass da ein "Drehbuch" dahinter stand (natürlich rein sinnbildlich gesprochen). Diese Träume zeichnet es aus, dass sie sehr komplexe Handlungen haben, sogar Handlungen mit richtigen Plot-Twists und dass sie einer ganz eigenen Logik folgen, eben der sogenannten Traumlogik. Während ich die erste Art Träume als chaotisch, konfus und unstrukturiert bezeichnet habe, so würde ich diese zweite Art der Träume als surreal, komplex und durchstrukturiert bezeichnen, wenn aber auch strukturiert im Sinne eines surrealen Kunstwerks oder Films. Die Traumlogik ist eben eine ganz andere Logik als die Alltagslogik, aber es ist schon auch eine Struktur.
(06-10-2024, 18:40)Ulan schrieb: Man sollte die Aufraeumarbeiten des Gehirns nicht auf solch eine Weise ueberbewerten.
Man sollte Träume aber auch nicht unter-bewerten. "Aufräumarbeiten des Gehirns" spielen vielleicht bei der ersten Art Träume eine Rolle, aber bei der von mir beschriebenen zweiten Art Träume schließe ich das aus.
Ich habe mich überhaupt schon immer gefragt, wie denn manche Wissenschaftler zu so extrem simplen Erklärungen für Träume kommen, wo sie doch selber auch jede Nacht Träume erleben. Sigmund Freud zum Beispiel hat Träume einfach als Ausdrücke von unerfüllten Sehnsüchten und Begierden betrachtet und da kann ich mich nur fragen: Hat Freud überhaupt jemals über seine eigenen Träume nachgedacht? Also wenn ich meine eigenen Träume betrachte, spielen unerfüllte Sehnsüchte in maximal 10% davon eine Rolle, eher noch weniger. Andere Wissenschaftler meinen, dass das Träumen der für uns sichtbare Teil des Prozesses im Gehirn ist, der entscheidet, was wir vergessen und was als Erinnerung abgespeichert wird. Doch auch hier muss ich mich fragen: Was hat das mit den Inhalten der Träume zu tun? Dann müsste man konsequenterweise sagen, dass die Inhalte der Träume völlig irrelevant sind, aber das glaube ich eben nicht, insbesondere nicht bei der oben beschriebenen zweiten Art von Träumen.