04-12-2024, 22:45
(04-12-2024, 21:37)subdil schrieb: Da das entscheidende Wort hier "vortäuscht" ist, kann Rudolf Steiner meines Erachtens nicht in diese Kategorie fallen. Denn ich bin mir ganz sicher, dass er selber von dem überzeugt war, was er lehrte. Das muss noch nicht bedeuten, dass auch nur irgend etwas davon tatsächlich wahr ist. Aber er war überzeugt davon, dass es dies ist.
Und siehst Du, ich glaube es nicht, dass er davon ueberzeugt war. Er wurde z.B. ploetzlich fromm, als er die lukrative Vortragsreihe bei der Theosophischen Gesellschaft halten sollte, die seine Finanzen sanierte.
Kurt Tucholsky hatte wohl einen aehnlichen Eindruck:
" Rudolf Steiner, der Jesus Christus des kleinen Mannes, ist in Paris gewesen und hat hier einen Vortrag gehalten. [...] Ich habe so etwas von einem unüberzeugten Menschen überhaupt noch nicht gesehen. Die ganze Dauer des Vortrages hindurch ging mir das nicht aus dem Kopf: Aber der glaubt sich ja kein Wort von dem, was er da spricht! (Und da tut er auch recht daran.)"
Und natuerlich auch das, was Ekkard schon angemerkt hat:
" Wenns mulmig wurde, rettete sich Steiner in diese unendlichen Kopula, über die schon Schopenhauer so wettern konnte: das Fühlen, das Denken, das Wollen – das »Seelisch-Geistige«, das Sein. Je größer der Begriff, desto kleiner bekanntlich sein Inhalt – und er hantierte mit Riesenbegriffen."
Tja.
Den ganzen Text gibt's hier (Quelle): *https://www.textlog.de/tucholsky/kritiken-rezensionen/rudolf-steiner-in-paris