08-12-2024, 13:21
(01-12-2024, 14:01)Ulan schrieb: In jeder Diskussion ist es notwendig - zumindest solange einem an einer fruchtbaren Diskussion gelegen ist - sich bestimmter rhetorischer Fehlschluesse bewusst zu sein, die man vermeiden sollte, um zu gedanklich folgerichtigen Ergebnissen zu kommen. Wie immer kann so etwas natuerlich auch bewusst eingesetzt werden, um die Diskussionspartner oder die Zuhoerer an der Nase herumzufuehren.
Der Begriff "Strohmann" kommt dabei von einer Strohpuppe, die frueher fuer Kampfuebungen mit der Waffe benutzt wurde, die nicht mit einem menschlichen Gegner durchgefuehrt wurde. Bei einem Strohmann-Argument wird ein Gegner benannt, dann aber stattdessen ein selbstgebauter Strohmann besiegt, der sich natuerlich nicht wehren kann, worauf dann der Sieg gegen den eigentlichen Gegner erklaert wird, gegen den nie gekaempft wurde.
Ein Beispiel fuer so etwas sind Reklovs Threads gegen die Evolutionstheorie (der eigentliche Gegner), in dem andauernd gegen Aussagen argumentiert wird, die von Reklov als angebliche Behauptungen der Evolutionstheorie bezeichnet werden, dies aber nicht sind, worauf Reklov dann seinen Sieg ueber die Evolutionstheorie erklaert, obwohl er sich mit deren tatsaechlichen Aussagen nie befasst hat.
Der grundsaetzliche Wikipedia-Artikel zum Strohmann-Argument listet dann verschiedene Untermethoden auf:
"1. Die These des Gegners wird verzerrt, übertrieben oder falsch dargestellt, dann die entstellte These widerlegt und behauptet, dass damit die ursprüngliche These widerlegt sei."
Ueblich sind Aussagen wie, dass die Evolutionstheorie sagen wuerde, aus einem Steinhaufen wuerde ein Bakterium werden, aus einem Fisch mit einem Schnipp ein Vogel, etc., mit all ihren Variationen. Dazu kommen hier staendig falsche oder falsch interpretierte Zitate von irgendwelchen Wissenschaftlern.
@ Ulan,
deine Strohmann-Deutungen lassen die "moderne" Auffassung völlig außer Acht! Als "Strohmann" wird in der Regel jemand bezeichnet, der bei juristischen Geschäften für jemanden auftritt, welcher lieber im Hintergrund bleiben möchte.-
Die Evolutionslehre ist von mir nie bestritten worden, denn allein schon die Versteinerungen geben davon ein wissenschaftliches Zeugnis ab! Außerdem wird wohl kaum jemand annehmen, "Gott" habe vor Millionen Jahren fix und fertige Lebensformen ins Wasser gelegt, wie z.B. einen Walfisch, oder auf's Land gestellt - wie z.B. ein Mammut!

Ob das Zitat von Darwin, was mir einst mal unter die Augen kam, falsch oder richtig ist, vermag ich nicht zu beurteilen!? Jedenfalls meinte er: "Wer glaubt, meine Evolutionstheorie könnte Gott ersetzen, der hat sie nicht verstanden."
Heute wird von Fachleuten u.a. angenommen, dass die kleinsten Ur-Bakterien einst per "Flugpost" in Meteoriten auf die Erde geschleudert worden waren. (?)
Auch der unfruchtbare Streit zwischen Kreationisten und Evolutionsanhängern ist völlig daneben, denn die Evolution ist ein lang laufendes, noch nicht abgeschlossenes Entwicklungsprogramm, das auch den weniger starken Lebensformen ihre biologischen Nischen nach wie vor anbietet. Zudem kennen wir ja nur die Entwicklungen auf unserer winzigen Erde, und selbst diese sind nur in beschränkten Zeit-Ausschnitten zu erfassen.
Kein Wikipedia-Artikel kann der Weisheit letzter Schluss sein, was ja unschwer einleuchten müsste. Kein Artikel kann z.B. über das Bewusstsein etwas Klärendes aussagen, außer, dass ein Autor dabei Buchstabenkombinationen versucht und sich schließlich verzettelt.
Eines darf jeder Person klar sein: Um gedanklich zu richtigen Schlussfolgerungen zu kommen, müsste der Mensch mehr über das GANZE wissen, also über uns völlig unbekannte Raum- und Zeitabschnitte.
So muss sich jeder Mensch, ob Wissenschaftler oder nicht, damit abfinden, dass alles, was ihm Gegenstand wird, aus einer Welt, in der er lebt, an ihn heran tritt, und ihm nur auf diese Weise "klar" werden kann.
Jeder Gegenstand (ob winzig oder riesig!) ist ein bestimmtes Sein. Dieses steht in Bezug auf anderes, von dem es unterschieden ist, und auf den Menschen, dem es als gedacht gegenübersteht.
Es ist damit aber noch nicht alles, und es steht, sei es astronomisch groß oder mikroskopische klein, in einem umfassenderen Sein, ist eben nicht das GANZE.
Das Sein selber ist nicht als Gegenstand vorzeigbar, genauso wenig, wie bereits schon jeder menschliche Gedanke!
Das SEIN hat unsere Spezies in allen denkbaren Kategorien zu denken versucht: z.B. als Materie, als Energie, als Geist, als Leben usw. - Es zeigt aber nur, dass damit eine Weise bestimmten Seins, die im Ganzen des Seins vorkommt, zum Sein selbst verabsolutiert wurde.
Das von uns unmittelbar erfahrene Sein ist "Erscheinung", die auf anderes weist. Das so vermittelt erkannte Sein ist aber als es selbst nicht "erfahrbar", - als "Gegenstand" nicht zu ergreifen.
Wen sollte es also groß wundern, dass sich völlig unterschiedliche Gedankenwelten über das Wesen der WELT im Menschen wiederfinden, religiöse und auch "wissenschaftliche" Deutungen der WELT, wie sie uns die Fachexperten anbieten - obwohl bereits auch auf beiden Gebieten ein seit jeher bekannter Experten-Streit über dies und jenes nun nicht gerade vertrauensbildend wirkt und somit also einem gesunden Skeptizismus seinen berechtigten Platz einräumen muss.

Gruß von Reklov