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Naiver Realismus und Echter Realismus
#1
(15-01-2025, 00:19)petronius schrieb:
(14-01-2025, 23:07)subdil schrieb: Euer Realismus ist ein naiver Realismus

was soll das auch nur sein?

(Zitat von Petronius aus dem "Energieblindheit"-Thread)


Naiver Realismus bedeutet, dass man nur das als real ansieht, was nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft nachgewiesen und gemessen werden kann. Da aber der derzeitige Stand der Wissenschaft überspitzt gesagt immer nur den derzeitigen Stand des Irrtums dokumentiert, ist diese Weltanschauung in ihrer Richtigkeit sehr instabil und unzuverlässig. 

Echter Realismus bedeutet, dass man den aktuellen Stand der Wissenschaft zwar als solchen anerkennt, sich aber der Tatsache bewusst ist, dass dieser Stand der Wissenschaft schon in naher Zukunft ein ganz anderer sein kann. Deshalb kann die Wissenschaft niemals als eine sichere Basis des echten Wissens anerkannt werden.

Im echten Realismus muss zuerst einmal festgestellt werden, dass ich nichts sicher wissen kann, außer dass ich existiere, oder genauer gesagt, dass Bewusstsein existiert und hier eine Ich-Konzentration hervorgebracht hat. Dies ist der Anfang und das Ende des wirklich sicheren Wissens. 

Schon alleine damit hat so manch ein Zeitgenosse ein Problem, weil dieser Sachverhalt tatsächlich bedeutet, dass ein als sicher geglaubtes Realitätsverständnis in Frage gestellt, das gesamte Weltbild hinterfragt wird. Das zeigt zum Beispiel dieser Beitrag von Geobacter aus dem "Energieblindheit"-Thread: 


(15-01-2025, 10:13)Geobacter schrieb: Insoweit es unseren "spirituellen Experten" eh um nichts anderes geht, als mit allen Mitteln (kriminelles Gaslihgting _all.inkl.) zu versuchen... ihre Mitmenschen dahingehend zu manipulieren, ihr jeweils eigenes Realitätsverständnis komplett in Frage zu stellen....


Es geht nicht um Manipulation, sondern um ehrliches Hinterfragen. Schließlich wird ja niemand gezwungen, solche Beiträge zu lesen. Wer sich also durch das Hinterfragen des rein wissenschaftlichen Weltbildes manipuliert fühlt, sollte vielleicht einfach aufhören, entsprechende Beiträge zu lesen.

Eure antispirituellen Beiträge sind zumeist in Sachen Formulierung und Inhalt so gestrickt, dass ihr die Betonung darauf legt, nur das als wahr anzunehmen, was naturwissenschaftlich nachgewiesen werden kann und alles andere als willkürlich und irreal hinstellt. Gelegentlich jedoch tritt durch diese Strategie hindurch die wahre Motivation dahinter ans Tageslicht, zum Beispiel in diesem Beitrag von Ekkard aus dem Thread "Wer hat schon mal einen Geist gesehen..." im Unterforum "Religionsübergreifendes und Interreligiöses", in Bezug auf außerkörperliche Erfahrungen: 


(06-01-2025, 16:58)Ekkard schrieb: Unser Hirn ist, was das Vorstellen angeht, überaus flexibel und lernfähig. Laufen die Lernprozesse "normal" ab, dann führt das "über-sich-selbst-Nachdenken" nicht dazu, dass wir einen Standpunkt außerhalb unserer Person einnehmen.

Natürlich kann man das durch mentales Training, vielleicht in Extremsituationen, erreichen. Mir wäre dies aber zu "irre", so dass ich in allen Situationen die natürlich gegebenen Umstände als real erleben will und nichts anderes!


Ihr wollt halt unbedingt euer als sicher erachtetes rein wissenschaftliches Weltbild aufrecht erhalten, weil euch alles andere "zu irre" ist. Das ist im Übrigen durchaus verständlich und niemand, der sich ernsthaft mit Spiritualität und den existentiellen philosophischen Themen befasst, würde abstreiten, dass die intensive Beschäftigung mit diesem Themenfeld durchaus auch negative Nebenwirkungen und Begleitumstände im eigenen Leben hervorrufen kann. Das ist ja auch kein Wunder, da man sich als spirituell Denkender ja dennoch nach wie vor in einer Gesellschaft bewegt, in der 95% der Leute diese Themen komplett verdrängen und ignorieren. Man fühlt sich also quasi als Alien in einer durch und durch materialistisch denkenden und handelnden Welt - weshalb es durchaus plausibel ist, dass es für diese ernsthaft spirituell denkenden Menschen früher die Klöster gab. Aber heutzutage? Es gibt nichts vergleichbares in unserer Gesellschaft, eben weil sie durch und durch materialistisch ist. Da ist es also ganz verständlich und nachvollziehbar, dass ihr euch an die Wissenschaft klammert und alles andere ausblendet - aber der wirkliche Weg zur Wahrheit ist dies meines Erachtens nicht.  

Nachdem der echte Realismus zunächst einmal festgestellt hat, dass es kein sicheres Wissen gibt, außer dem Wissen, dass man selber als Ich-Bewusstsein existiert, betrachtet er als nächstes die Frage, warum es überhaupt etwas gibt und nicht nichts. Die einzige wirklich plausible Antwort auf diese Frage lautet, dass es etwas und nicht nichts gibt, weil ein Schöpfer, also "Gott", die Welt erschaffen hat. Das kann man mit der bekannten Gleichung darstellen: 

Nichts + Nichts = Nichts
Nichts + Gott = Alles

Man kann sich "Gott" hier aber auch als die Gesamtheit des Kosmos vorstellen, nicht unbedingt als Person. Da wir als Menschen Teil der Schöpfung sind, scheint es sehr plausibel, dass Gott von uns will, dass wir in Harmonie mit der restlichen Schöpfung zusammen leben. Und in diesem Punkt versagt gerade die westliche Zivilisation kolossal, darum geht es ja im "Energieblindheit"-Thread. 

Da "Gott" ein geistiges Wesen ist, ist auch seine Schöpfung, also auch wir, letztlich geistiger Natur. Da wir also geistige Wesen sind, ist es ebenfalls plausibel, dass wir den Tod unseres Körpers als Seele oder Geist überleben werden. An dieser Stelle ist zu beachten, dass Begriffe wie "Seele", "Geist" und eben auch "Gott" oft missverstanden werden, da sich darunter jeder etwas anderes, spezifisches vorstellt. Deshalb sind diese Begriffe hier ganz und gar allgemein zu verstehen, im einfachsten Sinne der Begriffe. Und wenn wir also den Tod unseres Körpers in geistiger Form überleben, dann führt dies ebenfalls dazu, dass unsere Handlungen im irdischen Leben auch Konsequenzen nach diesem Leben haben werden. 

Zitat von Ekkard aus dem "Energieblindheit"-Thread: 


(14-01-2025, 23:48)Ekkard schrieb: Da haben wir wieder die Warnung vor einer unangenehmen Konsequenz irgendwo im Jenseits dieses Lebens, wie sie auch allen Religionen innewohnt (Höllenqualen). Derjenige, der so etwas nicht Nachweisbares behauptet, ist ein "schlimmer Finger", weil er die Beweislast dem indoktrinierten Individuum hinschiebt. Das ist schäbig. Denn der Behauptende muss den Nachweis führen - niemand sonst!


Ich betone an dieser Stelle noch einmal, dass wir uns hier nicht im Bereich von sicherem Wissen bewegen. Was als einzig sicheres Wissen möglich ist, habe ich ja weiter oben dargelegt. Und je tiefer man in die Betrachtung der Wirklichkeit eintaucht, umso spekulativer werden auch die abgeleiteten Schlussfolgerungen. Einen Nachweis im wissenschaftlichen Sinne kann es für transzendente Vermutungen und Ahnungen nicht geben. Aber wie ich ja nun gezeigt habe, kann man, vereinfacht gesagt, von der Schöpfung auf den Schöpfer schließen und auch einigermaßen plausibel nachvollziehen, was dieser Schöpfer von uns (als Teil der Schöpfung) will. Das ist schon alles ziemlich logisch, aber man muss halt über seinen Schatten springen, was die Beweisbarkeit betrifft: diese ist im wissenschaftlichen Sinne nicht möglich. 

Es sollte aber meines Erachtens niemand übertriebene Angst vor dem Jenseits haben. Dass die Religionen warnen, dass es im Jenseits Konsequenzen für das irdische Handeln geben wird, ist sicherlich richtig, aber die Art und Weise, wie sie es tun, ist natürlich völlig übertrieben und kann eigentlich nur als Warnung zum Aufwachen für wirklich komplett ignorante Egoisten und Egozentriker verstanden werden, die außer ihrem eigenen, persönlichen Wohl keinerlei moralischen Maßstäbe haben. Insgesamt sollte man solche Warnungen aber meines Erachtens als gut gemeintes Hilfsangebot verstehen und sie nicht allzu wörtlich nehmen. 

Also, nochmal als kleine Zusammenfassung: Naiver Realismus ist die Erhebung des derzeitigen Standes der Wissenschaft zur Wahrheit und die Ausblendung all dessen, was diesem Stand der Wissenschaft nicht entspricht, und zwar hauptsächlich aus der Motivation heraus, das eigene Weltbild abzusichern und nicht in Frage zu stellen. Echter Realismus hingegen setzt genau bei diesem Hinterfragen des sicher geglaubten Weltbildes an, in dem er feststellt, dass es kein sicheres Wissen geben kann, dass über das Wissen der Existenz des eigenen Bewusstseins hinausgeht. Aus der Tatsache der Existenz des Universums lässt sich jedoch ein Schöpfer desselben ableiten, was dann zu weiteren Schlussfolgerungen führt, wie oben beschrieben. 

Naiver Realismus und echter Realismus können rein theoretisch eine Verschmelzung und Versöhnung erfahren, wenn der Stand der Wissenschaft irgendwann in ferner Zukunft so weit sein wird, dass er den echten Realismus beinhaltet. Aber ich denke, dieses hypothetische Szenario wird sich wohl erst in ferner Zukunft verwirklichen können, weil sich die Wissenschaft dazu in geistige Bereiche der Wirklichkeit begeben müsste, zu denen sie derzeit noch keinen Zutritt hat.
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Naiver Realismus und Echter Realismus - von subdil - 15-01-2025, 17:44

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