08-06-2007, 18:34
aAHMADh schrieb:Got ist der Richter, wenn ich Gott bewußt ablehne (im eigentlichen Sinne des Begriffes Kafir), dann erkenne ich im Pinzip seine Macht als gegeben an, verleugne sie aber. Mit anderen Worten: man verleugnet damit automatusch, daß (in diesem Falle) Mord eine Sünde ist. Man bereut zwar, aber eben nicht vor Gott. Die Reue hat also kein zwingende Vergebung zur Folge, sondern nur noch eine mögliche.
Sorry, aber das ist ganz großer Käse, was du da schreibst.
Du gehst in deiner Aussage davon aus, dass ein Gott - wie immer er auch genannt werden möchte - existiert, und du behauptest, dass das Leugnen Gottes die Existenz Gottes nicht berührt.
Ich argumentiere so: Es gibt keinen Gott. Er existiert schlicht gar nicht. Es gibt weder den alten Mann mit dem langen Bart, der nichts besseres zu tun hat, als eifersüchtig darüber zu wachen, wer ihn anbetet und wer nicht, um daraus irgendwann einmal das große Rachegericht durchzuführen.
Es gibt keine selbstständig denkende oder agierende Kraft - wie auch immer geartet -, die oberhalb von uns Menschen steht. Da existiert nichts.
Der Begriff "Gott" mit all seinen implizierten Eigenschaften ist ein von Menschen geschaffenes Konstrukt, das zur Begründung von Zuständen und Ereignissen dient, die wir uns nicht erklären können. Nicht Gott hat den Menschen geschaffen, sondern der Mensch hat sich einen Gott geschaffen.
Wenn es aber keinen Gott gibt, dann gibt es auch keine Sünde. Denn Sünde ist die Definition verbotener Taten durch Gott. Irgendein Mensch hat eine Regel festgelegt und behauptet, sie käme von Gott, und der Verstoß dagegen ist eine Sünde. Das mag man glauben - ich nicht.
Mord ist und bleibt für mich ein Verbrechen, für das man von der Gesellschaft zur Verantwortung gezogen wird. Sünde ist es nur, wenn ein Gottesbezug beim Täter existiert. Gibt es den nicht, dann ist Mord auch keine Sünde - aber immer noch ein Verbrechen.
Die Verantwortung für die Tat vor sich selbst - also das, was in Richtung Reue und Gewissen spielt -, ist abhängig von den Werten und Normen der Gesellschaft, in der man aufgewachsen ist. Kennzeichnet eine Gesellschaft eine Gruppe von Menschen für minderwertig oder stellt sie gar auf die Stufe von Tieren, dann dürfte das Gewissen bei den Mördern auf diesem Kulturkreis kaum schlagen. Im Gegenteil: die Tötung des minderwertigen Menschen wird meist durch bestimmte Doktrine sogar gut geheißen, gelobt und mitunter sogar gefordert.
Das ist m.E. auch der Grund, warum es überhaupt dieses Phänomen der Selbstmordattenäter gibt: Sie sind der festen Auffassung, etwas Gutes zu tun, weil die Tötung minderwertigen Lebens als Forderung besteht (es also moralisch, ethisch und religiös Sinn macht, sein Leben zu opfern, um Minderwertige auszulöschen) und ihnen eine Belohnung welcher Art auch immer nach dem Tod versprochen ist.
Und jetzt erklär mir bitte noch einmal, wieso ich mit der Aussage, dass es keinen Gott gibt, das Prinzip einer göttlichen Macht anerkenne.
Grüße
Moski
Ich bin gegen Religion weil sie uns lehrt, damit zufrieden zu sein, dass wir die Welt nicht verstehen (Richard Dawkins)