31-03-2025, 14:00
(28-03-2025, 23:29)Ekkard schrieb: Es kommt einfach darauf an, was man als Bewusstsein definiert. Eng gefasst kommt Bewusstsein nur bei Lebewesen mit Gehirn vor, deren Sinneseindrücke zu einem inneren Weltbild zusammengesetzt werden, wie bei uns Menschen. Das Besondere ist, dass dieses Weltbild selbstbezüglich agiert. Die eng gefasste Definition kann selbst Ursache von Handlung werden - über jeden Automatismus hinweg.
Fasst man hingegen Bewusstsein auf als Informationsverarbeitung und alle möglichen Reaktionswege, so können ganze Ökosysteme, Anordnungen von Himmelskörpern und noch größere Einheiten als "bewusst" aufgefasst werden. Es ist nur so, dass die Reaktionszeiten enorm groß werden. Ein Teich oder ein Wald reagieren in Jahren, unsere Biosphäre in Jahrzehnten und ganze Sterninseln in Jahrmillionen.
So bleibt die Frage, was ist Bewusstsein?
(Und nein, ich werde mir YT-Filmchen immer noch auf keinen Fall anschauen. Die sind mir zu sensationsgeil und unseriös. Man reiche mir Texte!)
@ Ekkard,
zunächst sollte man >Bewusstsein< und >Bewusstwerden< unterscheiden, um sich dann sprachlich einstimmen zu können! Bewusstsein ist schon mal kein "Ding" und somit der naturwissenschaftlichen Untersuchung entzogen. Man kann es u.a. auf diese Weise sagen: Bewusstsein ist das Offenbarwerden des Seins in Bild und Gestalt (Form), in Gleichnis und Symbol. Erforschbar wird es aber nur in seiner Erscheinung und einer damit verbundenen Handlungsweise.
In der philosophischen Reflexion wird es in bestimmten Inhalten gewusst, wenngleich es damit aber noch nicht erkannt ist, also indirektes Wissen bleibt! Jeder von uns hat z.B. ein individuelles Wissen von seinem Da-Sein, wenngleich hierzu Antinomien vorgetragen werden können, denn unser Bewusstsein eben nur im Bildlichen, Vergegenständlichen, in der Reflexion stattfindet. Damit ist es auf jede Weise auf dem Weg einer Abgleitung vom eigentlichen Sein zum beschränkten Sein, welches sich ja in unserem vergänglichen Da-Sein zeigt.
Das 2. Gebot: "Du sollst dir kein Bildnis und irgendeine Gestalt machen..." bleibt somit wahr und unmöglich zugleich. Aber es durchschaut die Unwahrheit in allem Gegenständlichen, welches ja bekanntlich vergänglich ist. Das Problem dabei ist, dass alles, was ohne Gestalt, Bild, Gleichnis ist, für die meisten Menschen wie NICHTS ist. So bleibt uns nur, das menschliche Bewusstsein zu betrachten und dies auch nur in seinen Werken: in Wort, Dichtung, Gedanke, Kunstwerk, Technik ... etc.
Durch seine Werke kann der Mensch die Wirklichkeit auf seine Weise auffangen, sargt sie aber auch ein. Verlangt man, dass der Mensch sein Bewusstsein erfüllter, wissender, reicher macht, so muss man von ihm geradezu fordern, er soll sich Bildnisse und Gleichnisse machen. Soll aber erreicht werden, dass er radikal wahr werde, muss man von ihm fordern, alle Bilder, Vorstellungen und Gestalten wieder umzuwerfen.
Dies würde dann aber wiederum zur Barbarei, zur Auslöschung von kulturellen Leistungen, zu Vernichtung und Vergessen der menschlichen Ausgangspunkte führen, wie sie bereits in der Frühgeschichte des Menschen existierten.
In den Jahrtausenden unserer Existenz entstanden in unserem Bewusstsein immer neue Gegenstände und Bilder, nicht selten mit der Folge, dass sie immer barbarischer, trüber, ärmer und gewaltsamer wurden. Das Bewusstsein des Menschen, verbunden mit Wissen, geht immer einen Weg, der zugleich Verlust in sich birgt und uns den Zugang zur Welt zudem nur verschleiert, zerstreut, zersplittert, eben nur handgreiflich ermöglicht. Wir sind bewusstseinsmäßig an die Entfaltung in der Welt, hier auf Erden, gebunden, weil uns die unendlichen Möglichkeiten des Seins nicht zugänglich sind!
Somit können wir die Wirklichkeit auch nur im empirisch Realen ergreifen/erleben.
Das entscheidende Wissen vom Sein steckt aber nun mal nicht im Haben eines Gegenstandes, sondern im Indirekten des Gegenständlichen.
Hier kommt wieder "das Ding an sich" ins Bewusstsein. Dieser Begriff wurde von I. Kant geprägt und bezeichnet die Wirklichkeit, wie sie unabhängig von unserer Wahrnehmung und Erkenntnis ist.
Nietzsche verwarf wiederum diesen Begriff und bezeichnete ihn als eine "Hinterwelt", welche der Mensch den Erscheinungen nur hinzudichtet.
Jede Person darf aber darüber selber urteilen und abwägen, wenngleich auchimmer nur mit den Mitteln, welche ihm das persönliche Bewusstsein vorschreibt.
Und in welchem Maß sich dieses von anderen unterscheidet, bezeugt die Weltgeschichte eindeutig anhand vieler Beispiele!
Gruß von Reklov

