21-04-2025, 09:01
(20-04-2025, 17:44)subdil schrieb:(09-04-2025, 00:12)Ulan schrieb: Es ist egal, wieviel die Naturwissenschaft uns sagen kann; es bleibt das einzige, was wir ueber die Welt wissen. Alles andere ist letztlich vollkommen beliebig, und in diesem Sinne bedeutungslos.
Es ist eben die Frage, was dieses Wissen wirklich wert ist, weil es immer nur ein Wissen auf Abruf ist. Zugespitzt gesagt bildet der aktuelle Stand der Wissenschaft immer nur den aktuellen Stand des Irrtums ab
ja selbstverständlich - was denn auch sonst?
die bereitschaft, immer noch dazuzulernen, ist ja gerade das kennzeichen und der große verdienst der wissenschaft. im gegensatz zu religiös/esoterischen dogmen, die mal als "unveränderliche wahrheit" festgeschrieben wurden. was im umkehrschluß geradezu heißt, daß diese religiös/esoterischen glaubenssätze eigentlich nur falsch sein können
Zitat:Wir wussten also bis vor ein paar Tagen, dass große Galaxien nicht so früh entstanden sein können, heute aber wissen wir, dass sie sehr wohl so früh entstanden sein können
ja - ist das nicht toll? wir lernen ständig dazu. und noch besser: jede frage, für die wir nun eine antwort gefunden haben, wirft weitere fragen auf. so sorgt wissenschaft automatisch dafür, daß wir immer mehr wissen erwerben. der religiöse/esoteriker dagegen ist es zufrieden, sich auf einst einmal vorgekautes zu beschränken und dieses wiederzukäuen
zumindest für mich keine verlockende alternative
Zitat:Genau das war schon immer mein Problem mit der Wissenschaft
daß man dort was dazulernen kann, ja geradezu muß?
ja gut, für viele ist das kein problem, sondern ein vorzug
selber denken ist aber natürlich anstrengender als einem guru nachzubeten
Zitat:Deshalb sagte ich kürzlich schon einmal, dass die Wissenschaft in 500 Jahren nicht mehr wieder zu erkennen sein wird - geschweige denn in 1.000 oder 10.000 Jahren. Auf diesen Punkt ist damals niemand hier eingegangen
weil es sich dabei um eine selbstverständlichkeit handelt
Zitat:obwohl es sich dabei meines Erachtens um das allergrößte Problem mit der Wissenschaft handelt
meines erachtens kann das gar kein problem sein
Zitat:Ein durchaus existentielles Problem bleibt die Frage nach der Willensfreiheit. Suchen wir uns unsere Gedanken und sogar unsere Weltanschauungen wirklich selber aus oder ergeben sich diese einfach aus einer endlosen Kette an Beeinflussungen, spontanen Einfällen und dem individuellen Gemüt?
selbstverständlich sind gedanken und weltanschauungen nicht frei von einflüssen. wie auch?
Zitat:Warum sollten denn menschliche Gedanken abgekoppelt sein von den Gesetzen von Ursache und Wirkung?
behauptet das denn jemand?
allerdings solltet ihr idealisten endlich mal begreifen, daß es kein universales "Gesetz von Ursache und Wirkung" gibt, nach dem nichts ohne ursache sein könnte (außer natürlich euer "unbewegter beweger" oder so...)
Zitat:Gibt es in dem Sinne überhaupt ein Selbst welches einen freien Willen hat?
in welchem sinne denn jetzt genau?
all diese diskussionen über einen "freien willen" kranken ja daran, daß nie definiert wird, was denn dieser "freie wille" überhaupt sein soll
ja, natürlich sind entscheidungen beeinflußt - aber deswegen doch nicht weniger "frei" in dem sinn, daß sie nicht prädeterminiert sind
Zitat:Inwiefern war es zum Beispiel "meine Entscheidung" Schopenhauer zu entdecken und von diesem in meinem Denken so stark beeinflusst zu werden, dass ich mich seither im Grunde als Idealisten bezeichne
hat das denn überhaupt jemand behauptet?
Zitat:Es mag übertrieben erscheinen, auf diesem einen persönlichen Beispiel so herumzureiten, aber genau das ist mein Punkt: Unser ganzes Leben ist doch eine Aneinanderreihung von solchen Beeinflussungen und (scheinbaren) Entscheidungen
ja sicher sind wir nie frei von "beeinflussung". anders gesagt: ständig erfahren wir anregungen aus unserem umfeld, nehmen diese so oder anders auf, reagieren darauf
wo ist das problem?
Zitat:So wie ja auch du nicht im Stande dazu wärst, plötzlich zum Glauben zu kommen
sicher wäre ich das. wenn mich jemand oder etwas davon überzeugen könnte. sprich: entsprechende beweise vorlegen könnte
Zitat:Wo ist da Platz für ein autonomes Selbst, welches freie Willensentscheidungen trifft?
in der bewertung und reaktion auf all diese mannigfaltigen einflüsse des lebens
Zitat:Es stimmt durchaus, dass wir ein Gefühl der Willensfreiheit haben. Aber ob dies mehr als ein Gefühl ist, das ist eben die Frage
deren beantwortung ich für irrelevant halte. denn was soll aus egal welcher antwort schon folgen (müssen)?
Zitat:Vielleicht sollten wir uns weniger als separate Individuen begreifen und vielmehr als einen integralen Bestandteil des Gesamtkosmos betrachten. Denn so wie wir von anderen Menschen und auch von unserer Umwelt geprägt werden, so beeinflussen auch wir unsere Umwelt und unsere Mitmenschen. Es handelt sich also um ein Wechselspiel der Interaktion und der Kommunikation, weniger um getrennte Individuen, die nur ihr eigenes Ding machen.
und wer interagiert und kommuniziert hier?
individuen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)