01-06-2025, 17:59
(25-05-2025, 19:50)Ulan schrieb: Du weisst also, was Gott will und wie er arbeitet...
Nein, also eine solche Aussage würde ich mir um Gottes Willen niemals anmaßen. Ich denke ja sowieso, dass Gott so weit von uns entfernt ist, im hierarchischen Sinne wie auch in puncto Bewusstsein, dass wir gar nicht wissen oder beschreiben können, was das ist.
Was ich widergegeben habe, ist lediglich meine subjektive Erfahrung, die ich in letzter Zeit gemacht habe.
Ich habe dieser Tage kaum Zeit dazu, hier im Forum zu schreiben, komme eigentlich nur noch ein mal pro Woche dazu. Das hat den Nachteil, dass ich auf die vielen, vielen Antworten, die in diesem Thread geschrieben wurden, unmöglich alle eingehen kann. Gelesen habe ich sie trotzdem alle. Der Vorteil ist jedoch, dass ich nach einer Woche Reflexion jetzt schon wieder manches etwas anders sehe, als noch vor einer Woche. Ich weiß ja nicht wie das bei euch ist, aber ich befinde mich immer noch in beständiger Entwicklung und deshalb sollte man nicht alles, was ich hier schreibe, als definitive Glaubensaussage meinerseits bewerten. Vielmehr ist es eine Momentaufnahme, wobei aber natürlich eine gewisse Kontinuität schon gegeben sein muss, sonst wird es zu willkürlich.
(25-05-2025, 19:50)Ulan schrieb: ... was letztlich eine Glaubensaussage ist, die man entweder glaubt oder nicht. Und natuerlich, wie viele Glaubensaussagen, dient sie hauptsaechlich der Selbstbestaetigung: ich tue das Richtige, die Anderen das Falsche.
Ich möchte hier mal eurem Materialismus/Atheismus etwas entgegensetzen, was ich als Realismus bezeichne. Realismus (es gab auch schon mal einen Thread darüber) erkennt an, dass unsere Welt sich intersubjektiv und wissenschaftlich messbar auf eine ganz bestimmte Art und Weise präsentiert. Jedoch macht der Materialismus/Atheismus dann den Zusatzschritt, diese Art und Weise der Weltpräsentation als die einzig gültige und richtige darzustellen, während der Realismus lediglich sagt, dass die Welt sich so präsentiert und nicht mehr. Es mag ein feiner Unterschied sein, aber dennoch ein wichtiger. Realismus schließt nicht aus, dass sich hinter der Welt etwas ganz andersartiges verbirgt, als uns in der Präsentation gezeigt wird. Und hier kommen dann eben die Religionen und spirituellen Traditionen ins Spiel.
(26-05-2025, 08:45)Flattervogel schrieb: Es kann abgehoben klingen, da es sich wie eine typische esoterische Glaubensaussage ließt. "Ich wurde erleuchtet und habe eine große Erkenntnis über die Welt. Du kannst es auch, wenn du es nur zulässt."
Nun, es ist ja jetzt schon wieder eine Weile her, dass ich dieses Gefühl hatte, und schon ist diese Sache nicht mehr so ganz präsent für mich. Es ist für mich nicht möglich, dauerhaft in einem Modus zu bleiben, in dem ich wirklich das Gefühl habe, etwas von dem zu erkennen, was sich wohl hinter der Fassade der Wirklichkeit verbirgt. Dazu kann man nun stehen, wie man will. Ich würde es einfach als authentisch bezeichnen, also sowohl das Erlebnis, wie auch dessen Schilderung, wie auch die jetzige leichte Relativierung des Erlebten, waren/sind zu ihrem jeweiligen Zeitpunkt authentisch.
(26-05-2025, 13:34)petronius schrieb:Zitat:Die wichtigste Überlegung dabei ist, dass der Atheismus/Materialismus tatsächlich eine selbsterfüllende Prophezeiung ist
was prophezeihen atheismus oder materialismus (was ja nicht dasselbe ist) denn überhaupt?
Sie prophezeien im Wesentlichen eine sinnentleerte Welt, in dem der Mensch ein Tier bzw. eine Maschine ist. Deshalb müssten meines Erachtens alle völlig überzeugten Materialisten/Atheisten gleichzeitig auch vom philosophischen Pessimismus und vom Antinatalismus überzeugt sein, was aber hier im Forum bei keinem einzigen von euch der Fall ist.
Es ist ja interessanterweise sogar so, dass ich hier der melancholischste Schreiberling bin und ich das Leben in der materiellen Ebene der Wirklichkeit so sehr in Frage stelle, dass ich nach meinem bisherigen Stand der Erkenntnis keine Kinder in diese Welt setzen würde. Das bedeutet aber nicht, dass ich grundsätzlich "gegen das Leben" wäre, sondern nur, dass ich es aus persönlichen Moralgefühlen heraus nicht verantworten könnte, eine Seele aus der geistigen Welt oder der Nichtexistenz herauszureißen, um sie in diese irdische, gefallene Welt zu zwingen. Es ist aber durchaus möglich, dass ich diese Überzeugung nur deshalb habe, weil eben der Materialismus/Atheismus, wie ich schon im Eingangsposting sagte, auch auf der gesellschaftlichen Ebene eine selbsterfüllende Prophezeiung ist. Wäre unsere Gesellschaft nicht so, wie sie ist, sondern ganz anders, würde ich vielleicht sogar gerne für neue Erdenbewohner sorgen. Aber so sehe ich es eben anders. Allerdings urteile ich in keiner Weise über diejenigen, die Kinder in die Welt gesetzt haben oder dies tun wollen. Es ist einfach eine persönliche Entscheidung, die jeder treffen muss und mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
Des weiteren prophezeien Materialismus/Atheismus viele schreckliche Möglichkeiten für die Zukunft der Menschen und aller anderen intelligenten Lebensformen - eben solche Dinge wie virtuelle Simulationen (wir selber könnten laut Materialismus/Atheismus in einer solchen leben) und Paralleluniversen, in denen "wir selbst" die absurdesten und schlimmsten Szenarien durchlaufen müssten. Wenn es keinen regulierenden Gott gibt, ist alles denkbar. Nur denken die allermeisten Atheisten/Materialisten eben nicht so weit.