19-07-2025, 22:51
(18-07-2025, 23:36)Ulan schrieb:(18-07-2025, 21:33)subdil schrieb: Und du denkst wirklich, dass solche komplexen und wie du selber sagst fast göttlichen Fähigkeiten einfach so durch Zufall und Wechselwirkung aus der Materie heraus entstehen? Und ich weiß, Materie ist viel komplexer, als wir denken, aber trotzdem...
Ekkard wird das wohl noch selbst beantworten, aber so ist das mit Systemen. Mit der Anzahl der Wechselwirkungen zwischen den Komponenten eines Systems steigt die Anzahl der vollkommen neuen Eigenschaften, die ein solches System hat, obwohl die Bausteine selbst diese Eigenschaften eben nicht haben. Ich hatte das Beispiel "Wasser" schon mal genannt, weil das ein sehr simples System ist, aus nur einer Sorte von Molekuel, das wiederum nur aus insgesamt drei Atomen von zwei Elementen besteht. Bei Raumtemperatur und Atmosphaerendruck hat dieses System von vielen Wassermolekuelen die Eigenschaft "fluessig". Ein einzelnes Wassermolekuel dagegen ist unter identischen Bedingungen nicht fluessig, sondern gasfoermig. Dieses Wassermolekuel weiss gar nicht, was "fluessig" ist. "Fluessig" ist also eine Systemeigenschaft, die erst durch die Wechselwirkung von mehreren Wassermolekuelen entsteht.
Wenn das schon fuer solch ein simples System der Fall ist, dass durch Wechselwirkungen neue Eigenschaften entstehen, wieviel mehr neue Eigenschaften muessen in einem solch komplexen System wie einem Menschen entstehen, wo es wer weiss wieviel unterschiedliche Wechselwirkungen zwischen all den unterschiedlichen Molekuelen gibt.
Ich verweise auf den teilweise zitierten Beitrag von @Ulan und den Beitrag von @Noumenon #14. Dort kommt deutlich zum Ausdruck, wie Systemeigenschaften durch Wechselwirkung entstehen und welche Wirkungen sie haben. Mit ein Bisschen Nachdenken kommt man auch darauf, das wirklich alles Denken seinen Ursprung in dieser Komplexität hat.
Entweder man definiert Gott (oder eine schöpferische Entität ala Reklov) als das Komplexe in unserer Welt, oder man lässt das bleiben. Ich weigere mich aber, die (materiebedingte) Komplexität als göttliches Wesen anzuerkennen und anzubeten.
Kommen wir zur Zufälligkeit, weil ich danach gefragt wurde.
Es werden bei solchen Bemerkungen hinsichtlich des Zufalls gerne die durchaus dynamischen Rahmenbedingungen "vergessen". Nehmen wir das Würfelspiel "Kniffel". Jeder einzelne Würfel fällt vollkommen zufällig. Das aber macht das Spiel nicht aus! Wichtig ist die nachfolgende Selektion durch die Spielregeln (Rahmenbedingungen). Nun wirkt "Kniffel" nicht auf sich selbst ein - ganz im Gegensatz zu den Wechselwirkungen der Chemie, Biologie bis tief hinunter zu den molekularen Vorgängen. Die dort geltenden Spielregeln (Rahmenbedingungen) werden verändert. Und das kann, muss aber nicht, vorteilhaft sein.
Wir müssen aber bedenken, dass diese auf sich selbst einwirkenden Abläufe seit mindestens 1 Milliarde Jahren anhalten. Aber auch diese Ergebnisse sind nicht Gott, sondern staunenswert.
Gläubige sollten sich fragen, wo in aller Komplexität unserer Materie und ihrer Systemeigenschaften ein göttliches Wesen gedacht werden muss, das mehr ist als eine Ordnungsmacht oder ein unsichtbarer Freund. Das Postulat "Gott" muss ja eine Aufgabe, eine (Denk-)Notwendigkeit besitzen. Anderenfalls ist dieser Gedanke einfacher Luxus, auf den man verzichten kann.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard