(20-07-2025, 17:11)subdil schrieb: Meines Erachtens können ja Materialismus und Idealismus (im weitesten Sinne dieser Begriffe) als zwei gleichberechtigte Deutungen dieser Welt nebeneinander bestehen bleiben, aber am spannendsten wird es, wenn, wie etwa in den Beiträgen von Noumenon, Materialismus und Idealismus ineinander verschmelzen.
Ach, bitte nicht! Das Gegenteil von Idealismus (in seinen verschiedenen Spielformen) ist Realismus (in seinen verschiedenen Spielformen). Wenn wir schon dabei sind...
(20-07-2025, 17:11)subdil schrieb: Da ich davon ausgehe, dass wir im Kern geistige Wesen sind, muss ich diese Unterscheidungen natürlich treffen.
Nun, schon, nur sollte nicht die Philosophie der Erfahrung entspringen, nicht umgekehrt?
(20-07-2025, 17:11)subdil schrieb: Das rein Geistige aber bleibt immer frei von materiellen Einflüssen. Was also aus materialistischer Sicht wie Schubladendenken aussehen mag, ist innerhalb des Idealismus einfach nur eine konsequente Betrachtung der Wirklichkeit, in der wir (derzeit) leben.
Ich finde dualistische Anschauungen wie Deine schwierig, da sie jeglicher Evidenz entbehren. Ich sehe das eher als Wunschdenken. Dass es irgendwelches Geistiges gibt, das von materiellen Einfluessen unabhaengig ist, muesste mir auch erst mal jemand zeigen.
(20-07-2025, 17:11)subdil schrieb: Verstehe ich dich richtig, dass du hier den gesamten Bereich der menschlichen Sprache darauf reduzieren willst, dass seine Funktion die einer Hierarchiebildung innerhalb der Menschheit bzw. innerhalb von Menschengruppen ist?
Nein, natuerlich nicht. Sprache dient der Orientierung in der Welt. Die Etablierung von Rangordnung passiert automatisch in jeder menschlichen Gruppe; das ist den meisten Menschen nur nicht bewusst, weil es so selbstverstaendlich geschieht. Ich hatte noch Partnerfindung genannt, aber es geht natuerlich auch um Nahrungserwerb, Warnung vor Feinden, etc. Das Wichtige hier ist, dass Sprache zunaechst entstanden ist, um sich mit der materiellen Welt, ihren Chancen und Gefahren auseinanderzusetzen im Austausch mit anderen Lebewesen, hauptsaechlich konspezifischen.
(20-07-2025, 17:11)subdil schrieb: Das ist mir nun wieder viel zu reduktionistisch und funktional gedacht. Sprache hat doch so viele verschiedene Funktionen - zum Beispiel haben doch gerade die Diskussionen hier im Forum gar nichts mit einer Hierarchiebildung zu tun, sondern mit dem Austausch von Ideen.
Ja, aber auch Ideen dienen der Werbung innerhalb der Gemeinschaft, wie ich bereits dargelegt habe. Sie koennen Gemeinschaften zusammenschmieden, indem ein gemeinschaftliches Narrativ identitaetsstiftend fuer eine Gruppe wirkt. Geschichtenerzaehlen ist auch bei der Partnerwerbung ein probates Mittel, wie ich auch bereits erwaehnt habe. Die Entstehung von Religion aus einem Balzritual ist uebrigens nicht meine Idee gewesen; ich finde nur gerade den Link nicht.
Mir ging es vor allem darum, dass uns als Menschen unsere biologischen Funktionen haeufig gar nicht mehr bewusst sind, bzw., wieviele Dinge wir eigentlich tun und sagen, um unsere biologischen Beduerfnisse zu befriedigen. Vielleicht mal ein wenig auf Soziologie und Psychologie schauen?