(25-07-2025, 11:56)subdil schrieb: Ich habe schon öfters gesagt, dass ich davon ausgehe, dass es unsere direkte Erfahrung ist, dass wir im Kern geistige Wesen sind. Wir interagieren zwar mittels der Schnittstelle "Körper" mit der materiellen Welt, aber das, was da interagiert, das ist der Geist bzw. die Seele.Ich bin kein "Fan" von dieser dualistischen Weltsicht, aber...
(25-07-2025, 11:56)subdil schrieb: Man sollte vielleicht bei den Beschreibungen dieser Phänomene aber nicht zu "technisch" werden. Uns fehlt das richtige Vokabular dafür, weil uns eine konkrete Wissenschaft des Geistigen bisher fehlt....zumindest dieser Randbemerkung würde ich weitestgehend zustimmen. Unsere Vorstellung von Wirklichkeit ist stets durch Begriffe, Modelle und Konzepte vermittelt, die wir als Menschen erfinden, um Ordnung in das Erlebte zu bringen. Diese Konzepte sind keine objektiven Abbilder der Welt "an sich", sondern subjektive, erdachte, kulturell und historisch geprägte Konstruktionen, mit deren Hilfe wir versuchen, das, was wir Realität nennen, begreifbar und handhabbar zu machen. Begriffe wie "Materie", "Geist", "Tisch", "Baum" oder "Planet" sind keine unmittelbar gegebenen Entitäten in der Welt, sondern Zuschreibungen, mit denen wir bestimmte Phänomene zu Kategorien bündeln. Ihre Bedeutung entsteht erst im menschlichen Denken und im jeweiligen Kontext ihrer Verwendung.
Diese Konzepte sind mal mehr und mal weniger geeignet (man könnte auch sagen: viabel), um bestimmte Ausschnitte der Wirklichkeit zu beschreiben oder technische, wissenschaftliche und alltagspraktische Probleme zu lösen. Bspw. ist der Begriff der "Materie" im Alltag und in der klassischen Physik ja durchaus ziemlich praktisch, verliert jedoch spätestens auf quantenphysikalischer oder feldtheoretischer Ebene an Präzision und Erklärungskraft. Ebenso ist der Begriff des "Geistes" zwar kulturell anschlussfähig, aber konzeptuell unscharf und für eine analytische Beschreibung psychischer oder neuronaler Phänomene wenig brauchbar. Hier fehlt uns - wie du richtig sagst - einfach das richtige Vokabular, um etwa die Problematik von Bewusstsein oder Qualia adäquat zu erfassen.
In ähnlicher Weise verdeutlichen bereits banale Begriffe wie "Baum", "Tisch" oder "Planet", dass es letztendlich der Mensch ist, der die Welt in begriffliche Einheiten gliedert, die so in der Natur nicht gegeben sind. Die Welt selbst kennt keine Tische oder Bäume, auch keine Planeten. Die Wirklichkeit entscheidet nicht, ob Pluto ein Planet ist, der Mensch tut es. Denn es sind eben unsere Wahrnehmung, unser Sprachgebrauch und unsere Begriffe, die bestimmte Dinge erst zu solchen machen. Damit ist jedes Konzept auch ein geistiges Korsett, das wir der Welt überstülpen, um sie uns zugänglich zu machen. Nützlich, aber immer nur perspektivisch und begrenzt.
(25-07-2025, 11:56)subdil schrieb: Das ist eine ziemlich arrogante und auch kurzsichtige Einstellung. Das Universum ist so komplex und vielschichtig, dass es der Wissenschaft und dem einseitig rationalen Denken niemals gelingen wird, es hinreichend zu erklären. Wer darauf wartet, dass die Wissenschaft das Geistige erklären kann, der muss einen langen Atem haben, denn es gibt bisher bestenfalls frühe Ansätze, was das betrifft. Falls es überhaupt irgendwann möglich sein wird, dir und deinesgleichen wissenschaftlich darzulegen, warum die Transzendenz dich/euch betrifft, dann liegt das in einer fernen Zukunft. Besser ist es daher, mit den Methoden der Intuition, der Kontemplation und des Glaubens an diese Dinge heranzugehen.Hier würde ich wieder dezidiert widersprechen. Wer behauptet, Intuition und Glaube seien der bessere Weg zur Erkenntnis als Wissenschaft, gibt im Grunde das Denken auf und flüchtet sich in subjektives Wunschdenken. Transzendenz mag ein faszinierendes Wort sein, bleibt aber inhaltsleer, solange niemand erklären kann, was damit eigentlich gemeint ist. Statt auf überprüfbare Erkenntnisse zu setzen, wird hier ein Rückzug ins Nebulöse romantisiert, garniert mit religiösen Restbeständen aus der Voraufklärung. Wer Wissenschaft für "einseitig rational" hält, hat entweder ihre Tragweite nicht verstanden oder fürchtet sich vor klaren Antworten.