03-08-2025, 21:52
(01-08-2025, 22:08)subdil schrieb: ... und dennoch wäre die tatsächliche Etablierung von kleineren Strukturen, die unabhängiger vom kapitalistischen Gesamtsystem sind, das einzige wirksame Mittel gegen die Dominanz des Kapitalismus. Darüber lachen können die Kapitalisten nur, solange das alles noch Theorie ist. In der Praxis wären kleine, unabhängige Kommunen ein echtes Schreckgespenst für die Profiteure, weil sie über diese Strukturen dann keine Macht mehr hätten.
Die Idee kleiner, unabhängiger Kommunen klingt reizvoll - aber in der Praxis sind solche Strukturen unvermeidlich auf ihr Umfeld angewiesen: medizinische Versorgung, Bildung, Infrastruktur, Technologie, rechtliche Absicherung und vieles mehr.
Wenn ein paar Dutzend Leute in einer Kommune Tomaten tauschen, ist das kein Schreckgespenst für den Kapitalismus. Der Kapitalismus "lacht" nicht aus Arroganz, sondern weil es ihm schlicht egal ist. Selbstverwaltete Projekte können durchaus sinnvoll sein - aber den Mythos, sie würden das globale Wirtschaftssystem destabilisieren, sollte man besser hinter sich lassen. Sonst läuft Gesellschaftskritik Gefahr, in Eskapismus und romantische Verklärung abzurutschen
Solche Ideen wurden bereits vielfach ausprobiert - in den 1960er und 70er Jahren gab es eine große Welle von Aussteigerkommunen, Kooperativen, Ökodörfern und Ähnlichem. Auch heute existieren weltweit Hunderte solcher Initiativen. Doch sie haben den Kapitalismus nie wirklich ins Wanken gebracht - oft, weil sie an internen Widersprüchen gescheitert sind.
Die Behauptung, sie seien ein "Schreckgespenst" für das kapitalistische System, wirkt daher eher wie Wunschdenken