Presbyter schrieb:Denn mit Kant frage ich: "Woher will der angebliche Freigeist seine Beweise hernehmen, dass es kein Höchstes Wesen gebe?"
So sehr ich Kant wegen seiner Logik mag, so kann man diesen Satz auch in sein Gegenteil umkehren:
"Woher will man die Beweise nehmen, dass es ein Höchstes Wesen gibt?"
Die Quintessenz der Frage lautet doch, ob ein Ding per se existiert, bis seine Nichtexistenz bewiesen ist - oder ob es nicht existiert, bis die Existenz bewiesen wurde.
Tendenziell hat sich die Menschheit immer auf die letztere These berufen: Dinge existieren nicht, es sei denn, man kann ihre Existenz beweisen.
Nehmen wir an, erstere These wäre gültig. Dann sind Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit Tatsache, das Transportieren von materiellen Gegenständen per Strahlung (Raumschiff Enterprise lässt grüßen!) alltäglich, die Quadratir des Kreises ist möglich, der Bau eines "perpetuum mobile" denkbar Jedenfalls so lange, bis jemand den Beweis der Nichtexistenz erbringen kann (so sagt ja Kant).
Die Menschheit hat aber immer anders herum gehandelt. Hat jemand vor 200 Jahren daran geglaubt, dass es so etwas wie Atomspaltung gibt? Ein Ding der Unmöglichkeit, undenkbar gar. Atomspaltung gibt es nicht und wird es nie geben. Bis der Tag kam, an dem Wissenschaftler doch zum ersten Male ein Atom gespalten haben. Etwas Nichtexistentes wurde existent.
Nur beim Begriff "Gott" a.k.a. "Höchstes Wesen" machen wir da eine Ausnahme ... (Wie will Kant eigentlich beweisen, dass es nicht ein "Höchstes Wesen" über dem "Höchsten Wesen" gibt, d.h. zu wem betet eigentlich "Gott"?)
Grüße
Moski
Ich bin gegen Religion weil sie uns lehrt, damit zufrieden zu sein, dass wir die Welt nicht verstehen (Richard Dawkins)