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Dokumentierte Introspektion als Ansatz für eine echte Geisteswissenschaft
#26
(31-08-2025, 19:18)Ulan schrieb: Ich wuerde sagen, unser "Ich" drueckt sich in unserem Charakter aus, Wuenschen, Empfindungen, Gedanken, Zielen, manchmal Geheimnissen, aufbauend auf unserem Selbstbild. 

(31-08-2025, 20:37)Ekkard schrieb: Ich denke, "Ich" und "Selbstbewusstsein" oder auch nur "Bewusstsein" sind Begriffe, die dasselbe Phänomen bezeichnen. Viele höhere Lebewesen und wir Menschen auch, bilden unsere Erlebnisse, das, was wir dabei und darüber gedacht und geschlossen haben, sowie die entwickelten Modellvorstellungen auf das so genannte Selbst ab. Das Selbst ist natürlich ebenfalls ein Modell, in das uns unser "Selbstgefühl" in den Mittelpunkt stellt. Das Selbst muss man sich als "Zwiebel" vorstellen, das andauernd neue Schalen anbaut - ich nenne das "Ich-Tradition".


Danke für eure Antworten. Und man sieht hier ja schon, dass das nun zwei völlig verschiedene Antworten auf die Frage "Wer oder was bin ich" sind. Petronius sagte "ich bin ich" - und wenn man zehn Leute fragt, bekommt man zehn unterschiedliche Antworten. Daran sieht man, dass das Selbst keineswegs etwas ist, das man so klar definieren kann wie etwa seinen eigenen Namen. Den Namen hat man, den kann  man schreiben und aussprechen und andere schreiben und sprechen ihn gleich aus. Aber das Selbst - das ist eine vage Konstruktion, die jeder so irgendwie für sich selbst definiert. 


(31-08-2025, 22:51)petronius schrieb: was wäre denn deine antwort, und worauf würde sie sich stützen?


Meine Antwort auf die Frage "Wer oder was bin ich" unterscheidet sich je nachdem aus welchem Blickwinkel ich sie beantworte. Meine primäre Antwort wäre "ich bin ein Bewusstseinsfeld, dass was man die Seele oder den Geist nennt". Das ist jedenfalls das direkte Erleben im Augenblick, wirklich immer punktgenau in der Gegenwart, bevor irgend etwas anderes dazukommt. Aber ab da wird es kompliziert. Denn wie ich schon sagte:  


(31-08-2025, 22:51)petronius schrieb:
Zitat:wenn man mal bewusst darauf achtet, was eigentlich so den ganzen Tag in unserem Bewusstsein präsent ist, dann stellt man sich schon die Frage: Was davon gehört jetzt wirklich "zu mir"? Nehmen wir das Beispiel eines Ohrwurms, eines Songs, den wir stundenlang oder manchmal tagelang immer wieder ins Gedächtnis bekommen - gehört so etwas zum Selbst? Wenn nein, wozu gehört es dann und wo ist die Grenze?  

ich bin beeindruckt. auf so eine frage würde ich noch nicht mal kommen - denn sie erscheint mir völlig irrelevant und jede antwort darauf müßig


Tatsächlich sollte man sich über diese Dinge nicht zu viele Gedanken machen - denn sobald man erkennt, wie instabil und undefiniert dieses Selbst eigentlich ist, kann man schon in verwirrende Zustände kommen. 

Deshalb sollte es genügen, dass man für sich feststellt, dass das Selbst eine sehr individuelle Sache ist und es dann darauf beruhen lassen. Denn man kann ja sowieso niemals das eigene Selbst-Erleben mit dem Selbst-Erleben eines anderen vergleichen. Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Ich werde niemals wissen, wie Ekkard, Ulan oder du ihr jeweiliges Selbst tatsächlich erleben, ihr wisst es nicht von mir und niemand kann es von irgendjemand anderem wissen. 

Ich bleibe dabei, dass ich mein Selbst als immateriellen Geist oder immaterielle Seele oder immaterielles Bewusstsein erlebe. Aber ob nun zum Beispiel die Erinnerungen, die man hat, ebenfalls zu diesem immateriellen Selbst gehören oder zum Gehirn - da bin ich mir nicht sicher. Gleiches gilt für Emotionen und Empfindungen - und eben auch für scheinbar so nebensächliche Dinge wie Ohrwürmer. Ich würde tendenziell eher sagen, dass diese sekundären Dinge vom Gehirn her kommen.

Ich würde sagen, alles, was sich einem aufdrängt (wie eben Ohrwürmer) gehört nicht zum Selbst. Alles, was aus freien Stücken gedacht wird, gehört zum Selbst. Und so könnte man auch sagen, dass das Selbst durchaus einen freien Willen hat, welcher aber beeinflusst wird durch die sich aufdrängenden Emotionen, Empfindungen und Gedanken des Gehirns.
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RE: Dokumentierte Introspektion als Ansatz für eine echte Geisteswissenschaft - von subdil - 04-09-2025, 18:52

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