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Den Kapitalismus überwinden
#22
(20-10-2025, 22:38)petronius schrieb:
(20-10-2025, 21:21)Ekkard schrieb: Mithin wird (mir) nicht klar, was "Kapitalismus" hier überhaupt bedeuten soll.

das ist überhaupt nicht klar. schließlich hat ja auch noch keiner der hier auftretenden "kapitalismuskritiker" eine definition dessen gegeben, was er so vehement kritisiert


Kapitalismus bedeutet vor allem die unausgesprochene weil für selbstverständlich gehaltene Verpflichtung jedes erwachsenen Menschen innerhalb des kapitalistischen Systems mindestens 40 Jahre seines Lebens für mindestens 40 Stunden pro Woche einer Arbeiter-oder-Angestelltentätigkeit nachzugehen, die er in mindestens 90% der Fälle so nicht ausführen würde, wenn er es systembedingt nicht müsste. Kapitalismus bedeutet außerdem, dass nur 1 bis 5% der Gesamtbevölkerung - eben die Kapitalisten - wirklich von dem System profitieren, alle anderen halten das System am Laufen und profitieren nicht oder nur ganz wenig davon. Kapitalismus nimmt zudem keinerlei Rücksicht auf individuelle Bedürfnisse oder Fähigkeiten der Menschen - man hat sich dem System anzupassen.   

Und es ist ein Vorurteil bzw. Klischee wenn gesagt wird, dass Menschen, die den Kapitalismus kritisieren, einfach nicht gerne arbeiten. Ich arbeite zum Beispiel sehr gerne, kann aber aus gesundheitlichen Gründen nicht Vollzeit arbeiten. In der Zeit, in der ich aber arbeite, bin ich immer pflichtbewusst und nehme mir für die Menschen mehr Zeit, als ich es eigentlich müsste. Hier müsste es einfach ein besseres System geben, in dem die Bezahlung nicht einfach nur nach Arbeitsdauer sondern auch nach Arbeitsqualität und Eigeninitiative usw. geregelt wird. 

Und auch kleine Betriebe auf dem Land entkommen der Krake des Kapitalismus mittlerweile oft nicht mehr. In meinem vorherigen Betrieb bin ich ohne Übertreibung ausgebeutet worden, weil sich der Laden nur durch Ausbeutung der Mitarbeiter finanziell über Wasser halten konnte. In meinem derzeitigen Betrieb hingegen habe ich sogar oft Gelegenheit, während der Arbeitszeit mal für zehn Minuten hinzusitzen und ein Buch zu lesen - ich hätte nicht gedacht, dass es solche Jobs noch gibt und der Job ist sogar besser bezahlt als der Job zuvor, in dem ich ausgebeutet wurde. 

Aber dennoch gilt: Nur durch glückliche Umstände, was mein Umfeld betrifft, kann ich mich mit Teilzeitarbeit über Wasser halten. Wer ganz auf sich alleine gestellt ist, dem bleibt in solchen Fällen nur das Sozialsystem, welches es ja Gott sei Dank - noch - gibt. Wenn es komplett nach den Kapitalisten ginge, gäbe es das Sozialsystem selbstverständlich nicht mehr. 


(Gestern, 12:47)Reklov schrieb: Ekkard scheint in einer weich gepolsterten Welt zu leben, wenn er nicht weiß, was Kapitalismus bedeuten soll.  Icon_rolleyes  Der besonders in den Gründerjahren menschenverachtende Kapitalismus würde auch heute noch in dieser Form bestehen, hätten Arbeiter nicht (gegen den Willen der Unternehmer!) Gewerkschaften gegründet, welche ihre Rechte mit entsprechenden Druckmitteln vertreten können. 
In den Gründerjahren versuchte man in Europa und in den USA, die Gewerkschaften mit Mitteln brutalster Gewalt zu zerschlagen.


Eben. Wir vergessen gerne, dass der Kapitalismus zur Zeit sein freundliches Gesicht zeigt. Wie er wirklich drauf ist, hat er ja historisch schon bewiesen. Und die Kapitalisten würden auch heutzutage noch die Arbeiter an ihre Maschinen anketten, wenn sie es dürften. Wer denkt, dass die Superreichen die Moral entdeckt haben, der irrt sich gewaltig. Sie werden lediglich derzeit von der demokratischen Politik gezähmt, was sich aber auch wieder ändern kann, wenn entsprechende Parteien an die Macht kommen und das Sozialsystem abschaffen.

Dann heißt es seitens der Kapitalisten: Entweder du arbeitest so lange, wie ich es dir sage, unter den Bedingungen, die ich dir vorgebe, zu dem Lohn, den ich dir gönne, oder du sitzt auf der Straße.  

Deshalb gilt es schon heutzutage den entsprechenden Entwicklungen vorzubeugen. Man muss den Leuten klar machen, dass sie nicht aus Protest rechte Parteien wählen sollen, denn genau diese rechten Parteien sind es, die gemeinsame Sache mit den Kapitalisten machen werden. Das ist garantiert der Fall, weil rechte Politiker wie Kapitalisten nur an Macht interessiert sind. Und da die Kapitalisten die meiste Macht haben, werden sich rechte Politiker denen andienen, um ihre eigene Macht zu vergrößern. Das Fußvolk, das diese Konstellation per Wahlzettel möglich gemacht hat, wird dann gnadenlos ausgebeutet werden und per Polizeiapparat - ebenfalls typisch für rechte Parteien - am Widerstand gehindert werden. 

Aber zu einem solchen totalitären Kapitalismus muss es nicht zwangsläufig kommen. Noch leben wir ja in einer Demokratie mit Sozialsystem, aber es liegt am Wählerverhalten der nächsten Jahre und Jahrzehnte, ob es dabei auch bleiben wird.
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RE: Den Kapitalismus überwinden - von exkath - 16-10-2025, 22:57
RE: Den Kapitalismus überwinden - von subdil - 17-10-2025, 21:36
RE: Den Kapitalismus überwinden - von Sinai - 17-10-2025, 22:26
RE: Den Kapitalismus überwinden - von Reklov - 18-10-2025, 13:16
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RE: Den Kapitalismus überwinden - von Ekkard - 20-10-2025, 21:21
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RE: Den Kapitalismus überwinden - von subdil - Vor 4 Stunden

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