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Glaubwürdigkeit von Religionen
#30
Ahriman schrieb:Presbyter, würdest du bitte deine Einlassungen in verständlichem, klaren und vor allem kurzem Deutsch wiederholen?

Da du Tertullian und Luther (immerhin anspruchsvolle Theologen) zu deinen Kronzeugen der Unvernüntigkeit des Glaubens erwählt hattest, dachte ich du würdest zumindest die thematischen Begriffe kennen. Da dies nicht der Fall war, werde ich es dir gern nocheinmal einsichtig machen.

I. Luther nutze seine polemischen Sätze vor allem dazu die Philosophie in Misskredit zu birngen. Er ist nämlich davon überzeugt, dass die Probleme der scholastischen Theologie daher kommen, dass sich die Philosophie als gleichwertige Disziplin neben der Theologie etabliert hat. Und er hat die Befürchtung, dass die Rezeption der Philosophie von Aristoteles und Co, denn biblischen Glauben verzerrt. Daraus folgt auch das sola scriptura, allein die Schrift und nicht philosophische Überlegungen seien gültig. Weiterhin habe ich angemerkt, dass ich und auch die kath. Lehre diese Art des "unvernünftigen" Glaubens nicht teilen.

II. Bei Tertullian habe ich einzig und allein darauf hingewiesen, dass er solche Aussagen erst getroffen hat, als er sich von der Kirche (damals gabs nur eine) abspaltete und der Sekte des Montanismus zuwandte, die sich selbst als elitäre, bußfertige Auserwältentruppe sah, mit direktem Draht zum Heiligen Geist, den sie in eksatischen Visionen erfuhren. Daraus folgt, dass man auch diese Worte Tertullians nicht so einfach ohne den Kontext des Montanismus verstanden werden kann.

III. Habe ich auf die Hl. Schrift selbst hingewiesen, nämlcih auf Joh 1,1. In der es heist, dass Gott Logos ist. Ich habe sogar noch einen Lexikon eintrag zu Erklärung dazu gegeben, aber wenn das zu schwer war, dann eben mit Wikipedia:
"Zu beachten ist hier, dass die Bedeutung des griechischen Wortes lógos im Originaltext über die des deutschen Wortes „Wort“ hinaus geht. logos bezeichnet u.a. auch Sprache, Rede, Beweis, Lehrsatz, Lehre und Vernunft. Die Übersetzung von logos mit Wort reduziert die Bedeutung."
-> Gott ist Logos = Gott ist Vernunft!

IV. Gebe ich als gläubiger Mensch kein Riesengeschrei von mir, höchstens ein bisschen Gelächter über deine Vorstellungen, dass alle Glaubenden irrational seien. Weiterhin hast du einen logischen Fehler in deiner Aufzählung.

Daher ist die Kette folgernder Maße:
1. Gott schafft die Welt.
2. Es gibt Schlechtes und Unvollkommenes in der Welt.
3. Das Schlechte ist ein Mangel an Gutem, so wie Dunkelheit ein Mangel an Licht.
4. Logische Folgerung: Das Schlechte ist nicht geschaffen, sondern ein Mangel an Vollkommenheit.
5. Gott will nicht das Schlechte, sondern sein Heilswille hat uns dazu ausersehen, durch seine Gnade das Schlechte/die Sünde zu überwinden.
6. In und mit Gott überwinden wir die Unvollkommenheit - Alle sind Happy!

V. Ein kleiner Lektüre hinweis, der deinen Zitaten in nichts nachsteht und mal eine Position des vernünftigen Glaubens darlegt.

"Glaube und Vernunft (Fides et ratio) sind wie die beiden Flügel, mit denen sich der menschliche Geist zur Betrachtung der Wahrheit erhebt. Das Streben, die Wahrheit zu erkennen und letztlich ihn selbst zu erkennen, hat Gott dem Menschen ins Herz gesenkt, damit er dadurch, daß er Ihn erkennt und liebt, auch zur vollen Wahrheit über sich selbst gelangen könne (vgl. Ex 33, 18; Ps 27 [26], 8-9; Ps 63 [62], 2-3; Joh 14, 8; 1 Joh 3, 2)." (Erster Satz der Enzyklika fides et ratio -> hier nachlesen )


Ahriman schrieb:Nein, Presbyter, hat er nicht. Erst wenn irgendwer beweisen kann, daß sowas existiert, kriegt der den Nobelpreis. Etwas völlig unbewiesenes, nur geglaubtes zugeben - das gibt es in der Wissenschaft nicht. Heißt ja auch nicht "Glaubenschaft".

Ahriman ich halte solche Thesen für überaus kurzsichtig und von einer rein naturwissenschaftlichen Hörigkeit geprägten, weltanschaulichen Ideologie!
Erzähl mir mal mein Lieber, wie du naturwissenschaftlich die innere Zielbestimmtung des Menschen, der Welt oder des Kosmos beweisen oder widerlegen willst. Es geht nicht, weil du zwar unter einem Rasterelektronenmirkoskop deine Bakterien und Stammzellen analysieren kannst. Dabei systematisch darlegen kannst, welche Funktion diverse Lipide und Proteine in der Zellmembran haben oder welche Funktion das Endoplasmatische Reticulum hat, aber du kannst eben nicht erklären ob die physiologische Gesamtheit des Sein der Zelle oder eines Vogels oder eines Menschen oder der ganzen Schöpfung ein Ziel und einen Zweck haben.
Diese teleologische (telos = gr. Ziel) Überlegungen sprengen den Rahmen der naturwissenschaftlichen Methode und sind im Bereich einer spekulativen Metaphysik über das Sein (Ontologie).

Es wäre eine fatale Hybris zu glauben, man könne diese Fragen ausklammern, weil sie nicht nach naturwissenschaftlicher Methode zu erfassen sind, denn unbestritten bleibt, dass es eine tief verwurzelte Sehnsucht des Menschen ist sich der Frage zu stellen:
Warum bin ich; Wo komme ich her; Wohin gehe ich; Warum ist etwas so wie es ist und nicht anders?

Diese Fragen sind durchaus mit den Prinzipien der Vernunft zu erfassen und möglicher Weise auch zu beantworten. Manchmal sogar auf mehr als eine Weise. Daher ist dein restriktiver Dogmatismus, andere Erklärungsmodelle und Möglichkeiten auszuschließen, pure Engstirnigkeit.

Es ist wissenschaftlich völlig unerwiesen, dass der Zufall alleiniger Motor des evolutiven Prozesses ist. Und es widerspricht in keiner Weise der Vernunft andere mögliche Prinzipen in Betracht zu ziehen.
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
-
Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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