(04-12-2025, 00:28)bellevue schrieb: Worthülse?
Das Wort kann schon etwas bedeuten; man muss sich nur die gewuenschte Definition geben lassen, da es an einer klaren solchen fehlt.
Wenn ich nachlese, so finden sich zumindest zwei traditionelle Bedeutungen, die es seit etwa zweihundert Jahren gibt, aber geographisch strikt unterschiedlich verwendet wurden. Bei der einen, urspruenglich nur in Frankreich und dann auch in Deutschland (bis etwa 1960 ausschliesslich) gebraeuchlichen Definition geht es um eine Ausuebungsform des katholischen Glaubens. Bei dem im angelsaechsischen Raum aufgekommenen Gebrauch ging es um die persoenliche Auslegung und das Erleben des christlichen Glaubens im Protestantismus.
Und dann gibt's halt die neuere, seit etwa 1960 auch in Deutschland Einzug haltende, auf der angelsaechsischen Tradition aufbauende Wischiwaschi-Auslegung, die nicht mehr an den christlichen Glauben gebunden ist und eher eine Technik beschreibt, wie man sich in gewisse Gefuehlszustaende versetzt, indem man an irgendetwas "Grosses" denkt, also Reklovs "Ganzes" oder seinen "Gott als etwas, das man sich nicht groesser vorstellen kann". Das ist so eine Art New Age- Feelgood-Technik. Da muss ich dann an dieses Uralt-Meme denken mit dem Bild von dem Mann, der mit grosser Geste so tut, als wuerde sein Geist jetzt das Universum fuellen. Da fuehlt man sich dann selbst ganz gross und eins mit "Universum", "Gott" oder wie man das auch immer nennen will.
Das verweist mal wieder auf die Funktion des Glaubens zur psychischen Konditionierung, hier halt eine enorme Steigerung des Selbstwertgefuehls.

