12-12-2025, 08:55
(11-12-2025, 23:03)Ekkard schrieb: Ohne Gott stehen im spirituellen Raum nur noch gemeinschaftbildende und -stützende Auffassungen und Ideen. Im weitesten Sinne so etwas wie Menschlichkeit, Güte, Solidarität oder Gerechtigkeit. Was daran ist "spirituell"?
Gar nichts. Bei Spiritualitaet geht es um die Annaeherung an eine immaterielle Welt durch eine innere Suche, was sich dann in glaubende Erkenntnis oder gar angebliches Wissen weiterentwickelt. Die Wichtigkeit des Ichs wird (meist) abgewertet (zumindest verbal; praktisch scheint eher das Gegenteil der Fall), man sieht sich als Teil eines Ganzen. Hier findet sich dann am ehesten ein Bezugspunkt zu Deiner Liste, da natuerlich auch gelebte Naechstenliebe aus einer solchen Haltung erwachsen kann; muss sie aber nicht. Bei der christlichen Variante findet sich hier dann noch das allem Handeln unterliegende Bewusstsein, sich in der Hand goettlicher Gnade zu befinden.
Ablehnung von Geld und "Materialismus" (hier gar nicht im philosophischen Sinn gemeint, sondern als Ablehnung des Strebens nach materiellen Guetern) gehoert dann haeufig auch noch mit ins Paket, weist aber eher auf Schwammigkeit des Begriffs hin. Im Prinzip geht's als Summe um eine bestimmte innere Haltung und eine Art des Denkens, die das Handeln bestimmt. Man fuehlt sich und alles Andere als eins mit der Natur oder Gott und richtet das Handeln dann darauf aus, diese Beziehung zu staerken.
Aus solch einer Grundannahme erwaechst dann halt die hier oft anzutreffende, abwertende Haltung gegenueber allem, was keine offensichtliche Beziehung zu dieser immateriellen Gedankenwelt hat, wie hier halt "der Kapitalismus", "die Naturwissenschaften" oder halt auch "die Volkskirchen", wenn diese sich nur noch mit praktischen Problemen befassen.

