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Der christliche Erbauungs-Thread
(14-12-2025, 16:04)Reklov schrieb: ... Glaube wurde leider nicht immer in Richtung Mitmenschlichkeit gedreht

Zunächst muss wieder SUBSTANTIVIERUNGS-WORTVERUNSINNIGUNGS-ALARM ausgelöst werden:

"Glaube" ist bloß die substantivierte Form von "glauben", ohne dass diese sprachliche Umformung mit irgendeiner inhaltlichen Veränderung verbunden wäre. Wenn man daher also bloß mit dem Begriff der/mein "Glaube" hantiert, ohne ganz konkret zu benennen "Ich glaube, dass... (was auch immer), dann befindet man sich wieder im allseits bekannten Reich der leeren und somit beliebig mit nebulösen Emotionen befüllbaren Worthülsen.

So ist es auch dahin gekommen, dass mittlerweile die bloßen Begrifflichkeiten "Glaube" oder ganz allgemein "gläubig sein", die ohne jegliche Konkretisierung überhaupt keinen Aussage-Inhalt besitzen, wie selbstverständlich mit sich quasi von selbst verstehenden, positiven Emotionen feilgeboten werden. Wie oft hört oder liest man Aussagen wie z.B. "Er ist sehr gläubig." oder "Für sie ist der Glaube sehr wichtig." usw. - und wird dabei fast ausnahmslos so getan, als erhebe allein dies den/die Betreffenden in irgendeine ethisch höherwertige Sphäre.

In Hinsicht auf die angesprochene "Mitmenschlichkeit" ist es aber ausschlaggebend, was die betreffenden "Gläubigen" denn nun konkret "glauben".


(14-12-2025, 16:04)Reklov schrieb: Die von dir erwähnte Mitmenschlichkeit wird ja in den Texten des NT von Jesus praktiziert. Sie wurde und wird aber leider immer wieder mit Füßen getreten!

"Mitmenschlichkeit" wurde von Jesus im "Neuen Testament" eben leider nur immer gegen jene praktiziert, die "dazu" gehörten, also die sich ihm anschlossen, seine Lehren und sein Selbstverständis als "Gottes Sohn" usw. bejahten und bejubelten. Für alle aber, die ihm in diesen zentralen Dingen widersprachen, nicht akzeptierten und nicht dazu gehören wollten, hatte er nur Hass und Verwünschungen übrig. Alles ganz im Geiste des "Alten Testamentes": "Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht." (Matthäus 5,17,18)

Wann immer man Kritik an den Inhalten der auf den biblsichen "Heiligen" Schriften beruhenden, christlichen "Glaubens"-Überzeugungen vorbringt, wird ja fast immer so getan, als bestünde die gesamte Bibel mit ihren über 1000 Seiten am Ende bloß aus den "Zehn Geboten" und der "Bergpredigt".

Die angeblich so ach so wundervollen "10 Gebote" werden aber üblicherweise in verfälscher, weichgespülter Form angeboten. Und das aus gutem Grund: In ihrer tatsächlichen, in den Büchern Mose nachzulesenden Form nämlich sind sie nichts weiter als die Grundlage einer intoleranten, gewalttätigen, extrempatriarchalen und menschenverachtenden Theokratie.

Und die Aussage Jesu, dass er "das Gesetz und die Propheten" nicht auflösen, sondern "erfüllen" wollte, erweist sich bei genauerer Betrachtung auch betreffs der Schriften des "Neuen Testamentes" als sehr zutreffend - auch hinsichtlich der gar lieblichen Sprüchlein der "Bergpredigt", die sich damit als irreführende Wohlfühl-Etiketten für einen üblen Inhalt erweisen.

Nur ein markantes Beispiel: Die sprichwörtlich gewordene Forderung der "Feindesliebe".
Selbst wenn man den Begriff "Feind" nur in etwas oberflächlicher, umgangssprachlicher Weise hernimmt, ist doch jedem klar, dass man ganz allgemein "Liebe" nicht befehlen, fordern oder anordnen kann, noch nicht mal gegen irgendeinen anderen Menschen, geschweige denn gegen einen "Feind". Was man bestenfalls einfordern könnte, wäre eine grundlegende Achtung gegen andere Menschen, unabhängig davon, wer sie sind, was sie sind, wovon sie überzeugt sind, was sie denken und "glauben" usw. Eine solche grundlegende Achtung gegen andere Menschen kennen die biblischen Schriften und das in ihnen durchgängig (also sowohl im "AT" wie im "NT") entworfene Welt- und Menschenbild aber überhaupt nicht.

Die "Bergpredigt" wird ja in Matthäus überliefert; daselbst lesen wir nur wenige Kapitel weiter dieses "Gleichnis" mit nachfolgener "Deutung":

"Er legte ihnen ein anderes Gleichnis vor und sprach: Das Himmelreich gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. Als aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon. Als nun die Halme wuchsen und Frucht brachten, da fand sich auch das Unkraut. Da traten die Knechte des Hausherrn hinzu und sprachen zu ihm: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut? Er sprach zu ihnen: Das hat ein Feind getan. Da sprachen die Knechte: Willst du also, dass wir hingehen und es ausjäten? Er sprach: Nein, auf dass ihr nicht zugleich den Weizen mit ausrauft, wenn ihr das Unkraut ausjätet. Lasst beides miteinander wachsen bis zur Ernte; und um die Erntezeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, damit man es verbrenne; aber den Weizen sammelt in meine Scheune."

"Da ließ Jesus das Volk gehen und kam heim. Und seine Jünger traten zu ihm und sprachen: Deute uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker. Er antwortete und sprach zu ihnen: Der Menschensohn ist’s, der den guten Samen sät. Der Acker ist die Welt. Der gute Same, das sind die Kinder des Reichs. Das Unkraut sind die Kinder des Bösen. Der Feind, der es sät, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt. Die Schnitter sind die Engel. Wie man nun das Unkraut ausjätet und mit Feuer verbrennt, so wird’s auch am Ende der Welt gehen. Der Menschensohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alle Ärgernisse und die, die da Unrecht tun, und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird sein Heulen und Zähneklappern. Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich. Wer Ohren hat, der höre!"


(Mathhäus 13,24-30 und 36-43)


Von den Schriften des "AT" über die überlieferten Jesus-Aussagen und die Hassbotschaften des Paulus bis schließlich zu den geradezu abartigen Perversionen der "Offenbarung des Johannes": Es ist immer der gleiche Inhalt, ganz egal welches Etikett darauf geklebt wird!

Daher: Wann immer jemand erklärt, seine Mitmenschlichkeit, Menschenfreundlichkeit, "Liebe" usw. speise sich aus seinem festen "Glauben" an all das, was in der "Heiligen Schrift", dem "Worte Gottes" geofenbart und niedergeschrieben sei, gehen bei mir sämtliche Alarmglocken an!

In diesem Sinne möchte ich ganz allgemein auf Platons Dialog "Eutyphron" verweisen: Entweder etwas ist aus sich heraus ethisch erstebens- bzw. lobenwert oder es soll deswegen getan werden, weil es von irgendeiner "Gottheit" so gefordert und angeordnet wird. Letzteres besitzt jedoch keinerlei ethische Dimension - DEUS VULT!
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