03-10-2007, 20:48
Ahriman schrieb:Man kann Ekkards Gedankengänge schwierig nennen, man kann sie vielleicht auch als in bestimmten Teilen nicht bis ans Ende gedacht bezeichnen, aber nun wirklich nicht dumm. Dumm nenne ich dann eher den, der so wenig davon begreifen kann. Dass Ekkard suggerieren will, dass der Mensch einen Gott braucht, der ihm sagt, was falsch und was richtig ist - was Du vermutest -: das hast Du im Ernst aus allen seinen posts herausgelesen? *kopfschüttel*. Und Ekkard wehrt sich nicht mal gegen Deine komischen Unterstellungen, da kann ich mir 'ne Scheibe von abschneiden.Ekkard schrieb:Ahriman, woher weiß "man", was falsch und was richtig ist? Wo kommen die Prämissen her, wo die Axiome?Eine dumme Frage. Na klar, du willst vermutlich damit suggerieren, daß der Mensch einen Gott braucht, der ihm das sagt.
Ahriman schrieb:Ich habe den Thread eben nochmal ueberflogen.Schon ein Blick in Ekkards Profil hätte Dich darüber belehren können, dass er kein Theologe ist, sondern Naturwissenschaftler. Ich denke, das Geschwätz liegt eher auf Deiner Seite.
Es ist das eine merkwuerdige Masche von Ekkard, klare naturwissenschaftliche Tatsachen auf eine metaphysische Ebene zu schieben, um damit sein metaphysisches Geschwaetz zu rechtfertigen.
Ich muss euch sagen, dass ich ihn fuer nicht ganz gescheit halte. Die einfache nachpruefbare Tatsache anzuzweifeln, dass zweimal zwei Gegenstaende vier Gegenstaende sind, deutet doch entweder auf eine Schwaeche des Geistes und eine voellige Unfaehigkeit zum logischen Denken - oder aber darauf, daß er bewusst seine Mitmenschen irrefuehren will.
Ekkard, was ich von dir gelesen habe ist typisches Theologenschwaetz. Merke:
Du kannst dich dreh'n und winden,
der Ar... bleibt immer hinten!
Ich glaube zwar nicht, dass ich mit Ekkard in dem hier zur Diskussion stehenden Punkt vollkommen übereinstimme, aber dass das, was als Fakt angesehen wird, auf der Basis von Systemen, über die man sich geeinigt hat, entsteht und nicht objektiv vorhanden ist, sollte einem modernen und informierten Menschen des 21. Jahrhunderts eigentlich einleuchten. Dass man im 19. Jahrhundert noch eine naive Realitätsvorstellung hatte, mag ja sein. Aber das war damals. Heute sind wir weiter. Die Sonne wandert nicht so, wie wir es sehen, auch wenn man es noch so sehr als Fakt erlebt. Was hinten und vorn ist (Dein Beispiel von oben), ist reine Definitionssache und hat nicht mal etwas mit der Naturwissenschaft zu tun. Es ist reine Tautologie, Ahriman. Du definierst etwas und freust Dich dann, dass das definierte Ding in das von Dir definierte System passt. Es ist Selbstbetrug.
Ahriman schrieb:Religion und Theologie ist nicht dasselbe. Letzere ist eine Wissenschaft, erstere nicht.Ekkard schrieb:Wenn ich zum Beispiel Naturwissenschaft betreibe, halte ich mich an die dazu festgelegten Grundsätze und Regeln. Meine Beschreibungen müssen Zeit und Ort bestimmen, Ursache und Wirkungen enthalten, die Voraussetzungen lückenlos benennen, möglichst wenige Annahmen treffen und darf diese nicht verschweigen. Schließlich sollen keine (weltanschaulichen) Bewertungen enthalten sein.Oh doch, völlig anders, dort ist es genau andersrum. Die Regeln der Wissenschaft werden in den Religionen mißachtet, sogar verachtet.
Im Prinzip ist das in den Religionen nicht anders.
Wenn Du Dich in der Familie so und so verhältst, dann missachtest Du vermutlich auch die Regeln der entsprechenden Wissenschaft, hier also zum Beispiel der Soziologie. Die Soziologie selber aber tut das nicht, genausowenig wie die Theologie oder die Psychologie. Eine Wissenschaft setzt sich mit dem auseinander, was vorhanden ist (vorliegt) und isoliert Teile daraus, nach Kriterien, die vorher festgelegt wurden. Insofern ist die Datenerhebung keine Totalerfassung, sondern erfasst, beschreibt, sortiert und deutet nur nach dem Raster, das vorher gebildet wurde. Die Wissenschaft erfasst keine "Wirklichkeit", sondern nur Ausschnitte daraus unter definierten Gesichtspunkten.
Soweit klar?
Zitat:Die unsinnigsten Behauptungen müssen vorbehaltlos geglaubt werden: Credo quia absurdum sagte Tertullian. Und genau das sagte Luther auf Deutsch.
Deshalb ist Theologie keine Wissenschaft.
Hier kannst Du Deinen Denkfehler vielleicht schon selber erkennen. Eine Wissenschaft macht keine Vorschriften. Eine Wissenschaft interpretiert lediglich Fakten. Was Luther und Tertullian gesagt haben, haben sie nicht als Wissenschaftler gesagt, sondern als Menschen, als Vertreter einer Auffassung.
Allerdings habe ich Schwierigkeiten damit, wie ungenau Du liest und folgerst. "Credo quia absurdum" heißt auf Deutsch: Ich glaube, weil es absurd ist". Und nicht: "Alle sollen glauben, weil es absurd ist."
Dein Satz: "Die unsinnigsten Behauptungen müssen vorbehaltlos geglaubt werden" ist also reine Phantasie von Dir, die Dir offenbar in den Kram passt. Wissenschaftliches Denken arbeitet nicht so wie Du.
Außerdem ist Deine Schlussfolgerung nicht korrekt. Wenn zwei Menschen dies oder jenes glauben, ist damit nichts über andere Menschen gesagt. "Unzulässige Verallgemeinerung" ist eines der Fehler, die nicht-wissenschaftliche Menschen oft machen.
Zitat:Der grundlegende Lehrsatz der großen Religionen lautet: "Es gibt einen Gott". Dafür gibt es keinerlei Beweis.
Es gibt auch keinen Beweis für Zahnschmerzen. Also gibt es keine? Und Zahnmedizin macht darum also keinen Sinn?
Oder nimm traumatisierte Kinder, die mit ansehen mussten, wie in irgendeinem Krieg dieser Welt ihre Eltern ermordet wurden. Willst Du leugnen, dass es diese Traumatisierung gibt, weil Du das mit der Mathematik oder der Naturwissenschaft nicht nachweisen kannst?
Die Psychologie als Wissenschaft denkt anders darüber und beschreibt auf ihre Weise dieses Phänomen, baut es ein in ihr Konstrukt von der Psyche des Menschen und kann so nach Heilungsmitteln suchen.
Oder nimm umgekehrt "Glück". Glück kann nicht gemessen werden, dennoch existiert es. Es ist Realität wie Zahnschmerzen und Trauma.
Zitat:Und so stehen diese Religionen auf einer unbewiesenen Annahme und hängen völlig frei in der Luft. Jede weitergehende Diskussion ist im Grunde sinnlos
Also, mir ist es wurscht, ob es, wenn ich verliebt bin, "bewiesen" ist, dass ich verliebt bin. Mit wem soll ich da denn noch diskutieren wollen? Mit Wissenschaftlern, die mit einem Reagenzglas ankommen und mir erzählen wollen, dass meine Verliebthat nicht da ist, weil sie sie nicht abfüllen und ins Labor tragen können?
Ich weiß gar nicht, wie Du auf die Idee kommst, dass es irgendeine Rolle spielt, wie frustriert sich Wissenschaftler fühlen, wenn sie aus so vielen interessanten Bereichen des Lebens ausgeschlossen sind. Sie spielen halt nicht überall irgend eine Geige. Und wenn ein Mensch Gottesgewissheit hat, dann interessiert es den genauso wenig, wenn irgendein übergeschnappter Wissenschaftler meint, er hätte da was verloren oder ein Wort mitzureden.
Ahriman schrieb:Ekkard, Atheismus und Agnostizismus sind als solche keine Weltanschauungen!Hier irrst Du massiv. Natürlich sind das Weltanschauungen. Kein Mensch kann existieren, ohne irgendwie "die Welt anzuschauen". Er hat immer eine Brille auf, immer eine Perspektive. Das einzige, was er tun kann, ist diese Brille zu erkennen.
Zitat:Eine Ablehnung der strengen Regeln der Wissenschaft führt immer zu Irrtümern, Fehlern und oft genug auch zu Katastrophen.Das ist reine Wunschbehauptung. Auch sind die Regeln der Wissenschaft nicht gar so streng, sondern müssen in ihrer Methodik ständig überarbeitet und an den zu untersuchenden Gegenständen angepasst werden. Intuition und Genie ist da genauso wichtig wie artiges Anweden der Regeln, die man nach Lehrbuch gelernt hat.
Deine Verliebtheit in irgendwelche Regeln ist ja selber schon eine Weltanschauung. Und bereits ein Dogma. Erfüllt wunderbar alle Defintionen von Religion oder Ideologie. Deine Brille, mit der Du hier alles wahrnimmst, ist, denke ich, für die Leser leicht erkennbar. Für den Ideologen selber aber eben nicht.
Zitat:Zu den Regeln der Wissenschaft gehört auch, daß man erkannte Fehler eingesteht und als falsch erkannte Theorien verwirft oder korrigiert. Das kann keine Religion,weil eine Religion eben keine Wissenschaft ist. Die Theologie wäre eine. Und für sie trifft das zu, was Du sagst. Als falsch erkannte Theorien werden verworfen oder korrigiert.
Zitat:weil sie immer "ewige Werte" verkünden und sich unglaubwürdig machen, wenn sie zugeben, etwas falsch gelehrt zu haben.Bist Du sicher, dass Du da den Durchblick hast?
