14-01-2008, 16:37
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 15-01-2008, 00:59 von Alanus ab Insulis.)
Fritz7 schrieb:Du gibst hier den Kircheninteressens-Lobbyisten! Entblödest Dich nicht mal, Moski zu bestärken in seinem Dummschwatz am Thema vorbei. Und darauf will ich mich gar nicht einlassen.
Kirchen-Lobbyist war ich in deinem Augen ja wohl nicht erst seit meinem letzten Beitrag. In wie weit meine Verbundenheit zur Kirche in Theologie und Gesellschaft dir widerstrebt, ist mir daher völlig egal. Im Gegensatz zu dir disqualifiziere ich meine Beiträge jedenfalls nicht durch Beleidigungen, wie du sie jedenfalls ständig gegen Moski aufährst.
Fritz7 schrieb:Klartext: Auch katholische Kirche hat eine geschiedene Frau mit vorehelichen Kindern, lesbischer Dauer-Beziehung, geouteter Zugehörigkeit zu Wicca-Kult und kommunistischer Parteizugehörigkeit bei angemessener beruflicher Qualifikation als Behinderten-Pädagogin/-Pflegerin gleichzubehandeln ohne wenn und aber - besonders dann, wenn sie sonst kaum berufliche Alternativen hätte außerhalb von kirchlichen Diensten.
Zu allererst möchte ich feststellen, dass auch du einsiehst, dass es offensichtlich in vielen sozial-caritativen Bereichen keine Alnternative zu kirchlichen Institutionen und ihre Engagement gibt. Es scheint also immer noch so zu sein, dass die soziale Hilfe, die die Kirche bietet in vielen beispiellos bleibt. Insofern scheint es insgesamt ja nicht nur eine Interessenüberdeckung von Staat und Kirche geben, sondern eine Abhänigkeit des Staates oder besser gesagt überhaupt der Gesellschaft vom sozialen Dienst der Kirche. Daher bleiben jawohl nur zwei Alternativen offen:
1. Der Staat unterstützt diese caritativen Einrichtungen um eine Versorgung zugewährleisten, die er entweder nicht leisten will oder kann, oder
2. Der Staat streicht die Zuwendungen und finanziert fortan eigene Institutionen für derartige Zwecke.
zu 1.
Es ist in gar keinem Falle einzusehen, dass die Kirche ihre moralischen und theologischen Prinzipien aufgibt, nur weil sie eine staatliche Subvention für etwas bekommt, dass eigentlich eigenverantwortliche staatliche Grundleistung sein müsste. Der Staat bedient sich hier bereits bestehender Organe, die sich um soziale Zuwendung bemüht haben als Arbeitlosenversicherung und Arbeitsunfallversicherung noch als staatsfeindliche, sozialistischen Doktrin diffarmiert wurde.
Und eben genau dieser soziale Dienst am Nächsten, den die Kirche schon wesentlich länger pflegt und anmahnt (Rerum Novarum, Bischof Kettler usw.) ist getragen von den moralischen Prinzipien des Glaubens, die auch Grundlage für "die Grundordnung des kirchlichen Dienstes im Rahmen kirchlicher Arbeitsverhältnisse" ist.
Machen wir das ganze doch etwas exemplarischer:
Ein Mitarbeiter in einem kirchlichen Krankenhaus ist Befürworter der Euthanasie und der Abtreibung. Ein eklatanter Widerspruch zwischen der Meinung des Mitarbeiters und dem kirchlichen Lebensschutz. Würde die Kirche eine solchen dulden wäre ihre Lehre und ihre Bemühungen um den Schutz des menschlichen Lebens ein Farce. Prinzipell würde dem entsprechen, wenn sich ein FDP-Parteimitglied für die Planwirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland aussprechen würde. Geradezu abwägig, erwürde sein Parteibuch verlieren! Diskriminierung?
Oder stellen wir uns vor, dass sich ein muslimischer Lehrer an einer konfessionellen Bekenntnisschule bewirbt. Eine Ablehnung aus Glaubensgründen wäre für dich ja eine Diskriminierung. Was machen wir absofort mit Menschen die sich für das Priesteramt bewerben, aber einen anderen Glauben haben: Ablehnung aus Glaubensgründen = Diskriminierung?
Die Selbstverwaltung und Selbstbestimmung der kirchlichen Arbeit ist aus gutem Grund ein Teil unseres Grundgesetzes und entspricht daher nicht nur einem lobbyistischem Kalkül.
zu 2.
Wenn man mit den kirchlichen Prinzipien bezüglich des sozialen Dienstes nicht übereinstimmt, bleibt wohl nur die vollkommene staatliche Veranwortung als Alternative. Es scheint dabei wohl so zu sein, dass eine rein staatliche Finanzierung die Kosten unseres derzeitigen Haushaltes sprengen würde. Insofern ist wohl der grösste Nutzenträger kirchlicher Arbeit im sozial-caritativen Dienst der Staat, der sich milliardenschwere Investitionen in neue Organisationen und Sozialprogramme spart, wenn er für einen Prozentsatz dieser Kosten bestehende kirchliche Institutionen mitfinanziert.
Daher handelt es sich auch nicht um eine der Säkularisation widerstrebende Verbindung von Staat und Kirche im sozial-caritativen Dienst, sondern um eine sinnvolle Nutzung kirchlicher Elemente im Sinne staatlicher Sozialverantwortung.
Fritz7 schrieb:Dein hinlänglich von Kirchen bekanntes Interessensgeschwätz zieht da gar nicht, ist zudem ziemlich ungerecht und imho auch unchristlich ...
Unchristlich also...
Mich würde interessieren, was du zu den Gepflogenheiten der Urkiche sagst, die du imer so hoch rühmst, die moralische Verfehlungen ihrer Mitbrüder mit der Ausschluss aus der eucharistischen Gemeinschaft bestrafte. Die öffentliche Buße als Mittel gegen sittliche Verfehlungen wählte und für diese Zeit aus ihrer Gemeinschaft, wie gesagt besonders der eucharistischen, auschloss.
Im Gegenteil, es ist seit jeher christlicher Glaube, dass derjenige der sich in christlichen und kirchlichen Institutionen bewirbt oder seinen Platz einnehmen will, die gleichen moralischen Pflichten übernimmt die wie die Gemeinschaft der Kirche insgesamt.
Wer also meint als Wicca-Anhänger in christlichen Institutionen arbeiten zu wollen, der muss auch das christliche Selbstverständnis dieser Betriebe achten (vgl. GrO III, 3. [2]) oder sich von vornherein einen anderen Arbeitgeber suchen.
Fritz7 schrieb:Zudem gings noch um Nötigung zur Taufe durch finanziellen/existenziellen Druck ... (im exemplarischen Fall für eine Jüdin) DAS willst auch DU doch wohl nicht ernsthaft schönreden wollen?
Von einem solchen Vorfall weiß ich nichts... und ich habe in deinem Beitrag nur einen Nebensatz dazu gefunden, weshalb ich mich zu diesem Thema zurückgehalten habe.
Von solcherlei Bestrebungen halte ich allerdings gar nicht. Das Christentum ist originär eine Bekenntnisreligion und entzieht sich damit jedem Zwang. Daher sind erwzunge oder unter physisch, psychisch oder moralischem Druck erfolgte Taufen sakramental ungültig und meiner Meinung nach ein verbrechericher Akt gegen die Würde des Menschen!
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)